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Samstag, 28. Februar 2015

Geschichte der Geschichte von der Inquisition (2)

Teil 2) Propaganda ändert den Geschichtslauf eines Kontinents + Der BBC-Film




Dieses katholische Spanien war eben die globale Supermacht des 16. und 17. Jhds., ein Riesenreich, mit finanziell schier unbegrenzten Mitteln, die es den Strömen von Gold und Silber und riesigen Gewinnen aus dem Handel verdankte, die den überseeischen Besitzungen zu verdanken waren. Der Bankrott Spaniens im 17. Jhd. führt sich sogar auf diese inflationären Goldmengen zurück, der keine Produktivität mehr gegenüberstand, weil niemand mehr arbeiten mußte. 10 % der Bevölkerung war überhaupt ins Kloster gegangen, und wer etwas durch Leistung erreichen wollte, ging nach Übersee, wo jeder Mann gebraucht wurde und es an Aufgaben nicht mangelte.

Eine Macht, die es zu zerstören galt, deren Feinde - und damit Unterstützer jeder Form von Bekämpfung, also auch der Verleumdung - zahlreich waren und vor keinem Mittel zurückschreckten. Bis hin zu Lügenlegenden wie jene des von König Philipp II. angeblich ermordeten eigenen Sohnes Don Carlos, die sich über Bühnenwerke bis in unsere Tage (Filme!) als brauchbares Vehikel eines recht neuzeitlichen (quasi sogar "demokratischen") Revolutionsgeistes so verbreitet hat. Wie ja überhaupt unser Bild von der Vergangenheit extrem von einer jede historische Wahrheit völlig auf den Kopf stellenden Propaganda revolutionärer Bewegungen der Neuzeit geprägt ist. Wie sehr, ist uns überhaupt nicht bewußt, denn wer ist schon an einer historischen Wahrheit interessiert, die die Wohltaten der Gegenwart als Selbstbelügung entlarven würde? Diese Gegenwart lebt nachgerade von einer dämonisierten Vergangenheit, woraus sie ja die Legitimation für "Neuerungen" schöpft. 

Den größten politischen Coup landete die Gegenpropaganda freilich, als sie im 16. Jhd. durch Flublätter die Lüge verbreitete, Spaniens Inquisition würde gar die Vernichtung aller häretischen Bevölkerungen Europas betreiben. Damit wurde die Haltung ganzer Länder Spanien gegenüber maßgeblich beeinflußt.

Aber Inqusitionsbeamte waren universitär ausgebildete Rechtsexperten, oft nicht einmal Priester! Sie als fanatische, dunkle Kleriker darzustellen, denen es nur um grenzenlos sadistische Folter ging, die jeden staatlichen Henker um Längen übertraf, war eine bewußte Verleumdung, die sich in einer Art Verschwörungstheorie versiegelte. Aufgrund der Probleme des Riesenreiches entwickelte sich die spanische Rechtswissenschaft seit dem 16. Jhd. so, daß sie dem Rest von Europa um Jahrhunderte vorauseilte. Nicht zuletzt wurde in Spanien ein Völkerrecht entwickelt, das in seinen Grundzügen bis heute als maßgebend angesehen wird, und noch 200 Jahre später französisch-englische koloniale Rechtsfindung in den Schatten stellte.
Daß die Inquisition also sogar einen enormen Rechtsfortschritt markierte, und ihre Motive keineswegs im Dunkel bösartiger Priestermacht liegen, beweist alleine die penible schriftliche Dokumentation, die für jeden Fall angelegt wurde, und eine Aufarbeitung auch heute möglich macht.*   

Tatsächlich wurde, wie historische Forschung ergibt, die Folter nur sehr selten eingesetzt. Alleine von den 7.000 Úntersuchungsfällen in Valencia (über all die 350 Jahre) wurden nur knapp 2 % auch der Tortur unterworfen, die nie länger als 15 Minuten dauerte, die nur bei der Hälfte auch wiederholt wurde. Keinen einzigen Fall gab es, wo sie aber öfter als zweimal eingesetzt wurde. Im übrigen war Follter ein in ganz Europa bis ins 18. Jhd. übliches Befragungsmittel, das sich weit exzessiveren Gebrauchs erfreute, als durch die Inquisition. Die Aktenlage ergibt eindeutig, daß die Inquisition die Tortur deutlich weniger einsetzte, als jede staatliche Rechtssprechung, die sich gerne uns heute unfaßbar grausamer Mittel aus nichtigsten Anlässen bediente.

Dazu kommt, daß schon die rein personell dürftige sowie die damals mangelhafte technische Ausstattung (Reisemittel, oder das schlechte Straßennetz der damaligen Zeit), dazu das komplexe Geflecht von Privilegien und gesellschaftlichen Sonderrechten unter der städtischen Bevölkerung, Macht und Einfluß der Inquisition sehr beschränkt hielten. Außerdem traf sie (nicht zuletzt durch die Gerüchte und Verleumdungen) immer mehr auf eine "Mauer des Schweigens" in der Bevölkerung. Die heutige Vorstellung, sie hätte die gesamte spanische Gesellschaft in der Hand gehabt, ist völlig unhaltbar: ihr fehlten Mittel, Machtstellung und Möglichkeiten. Schon gar nicht konnte sie Herrscher beherrschen.

In Spanien gab es weniger Verurteilungen wegen Häresie, als im gesamten übrigen Europa, und außerhalb von Spanien gab es überhaupt nur ganz wenige Verurteilungen aus diesem Grund. Nirgendwo hatten Verdächtige rechtlich derartig "saubere", redliche Verfahren zu erwarten. Alleine in England oder Frankreich gab es je das Vielfache an Todesurteilen wegen Glaubensabweichungen.

Die spanische Inqusition war regelrecht "human", und lehnte die meisten der in Europa öffentlich üblichen Methoden strikt ab. Sie regelte in Instruktionen peinlich genau, welches Mittel wie eingesetzt werden durfte. Selbst die Gefängnisse der Inquisition waren die "besten" von ganz Spanien, ja sie weigerte sich oft sogar, staatliche Gefängnisse weden der dortigen furchtbaren Haftbedingungen zu nutzen, wenn sie keine eigenen hatte. Es gab Fälle, so die BBC-Dokumentation, in denen Häftlinge in öffentlichen Gefängnissen absichtlich Blasphemien äußerten, um in die Gefängnisse der Inquisition überstellt zu werden. Während umgekehrt nicht wenige Inquisitionsbeamte die Sinnhaftigkeit von Folter überhaupt anzweifelten, um die Wahrheit ans Licht zu bringen. Vorwürfen der Hexerei, die im Volk eine große Rolle spielten, stand sie sogar grundsätzlich sehr kritisch, ja ablehnend gegenüber, war auf jeden Fall ihrer Rechtsbildung gemäß beweisorientiert. Und lehnte Hexenglauben dann grundsätzlich als Wahn und Aberglauben ab.

Bis spätestens im 18. Jhd. die Inquisition völlig nebensächlich wurde, und sich um Dinge wie Alkoholismus oder "Schwören in einer Kirche" befaßte. Die gesellschaftlichen Veränderungen Europas hatten auch in Spanien längst zugeschlagen. Als die Propaganda ihren Höhepunkt erreichte, im Frankreich der Revolution des 18. Jhds., war die Inquisition schon völlig in der Bedeutungslosigkeit verschwunden, bis sie im 19. Jhd. offiziell aufgelöst wurde. Aber der Mythos der Inquisition wurde wieder und wieder bemüht, als Symbol für Unterdrückung und Despotie, die durch ein moderneres, aufgeklärteres Europa besiegt werden mußte. Bis sie, bis dieser Mythos in den Systemen des Kommunismus sowie im Amerika der 1950er Jahre erstmals jene furchtbare Gestalt annahm, die man zuvor als instrumentalisierbaren Inbegriff des Schreckens ... erfunden hatte.







*Niemand Geringerer als Heimito von Doderer, ein Historiker im buchstäblichen Sinn, übrigens, nicht nur im metaphorischen als Schriftsteller, meint, daß aus seiner Beschäftigung damit allfällige Mißbräuche vor allem dort auftragen, wo persönliche Süppchen gekocht wurden, mit nicht seltem sexuellem Hintergrund.
**Internet, Twitter, social media sind deshalb als weitere Zuspitzung dieser Frage keineswegs "neutrale Möglichkeiten", sondern bewirken einen neuen, gewaltigen Protestantisierungsschub. Und zwar wie der Buchdruck durch die Natur ihres Selbstseins, keineswegs einfach durch "verbalisierte Inhalte". Darüber wurde hier schon eingehend gehandelt. Aber noch mehr als beim Buchdruck, wird dies - ein schweres Versäumnis, nicht nur der Kirche! - nicht gesehen oder ausreichend rezipiert.
***Auch die Geschichte von der sogenannten "Päpstin Johanna" entstand in diesem Umkreis. Übrigens mit einer Motivation, die heutige Motive, diese Geschichte aufzugriffen, grotesk erscheinen läßt: Diese erfundene Geschichte sollte nämlich die Kirche deshalb desavouieren, unglaubwürdig machen, weil sie zeigen sollte, daß die Kirche so schlecht war, daß sogar Frauen den Papstthron erlangen konnten.
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Hey Du!

Aus dem Musical Linie 1







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Freitag, 27. Februar 2015

Geschichte der Geschichte der Inquisition (1)

Nach wie vor sind im britischen Raum historische Einblicke ihrer Objektivität und oft vor allem ihrer globalen Betrachtungsweise von auffallend höherer Qualität als solche aus dem hiesigen Sprachraum. Zumal heute. Dieser BBC-Bericht aus der Reihe "Timewatch" behandelt die spanische Inquisition, die im Volksmythos zum Inbegriff des Bösen in der Kirche, ja DER Kirche geworden ist. Nichts ist aber ferner von der historischen Wahrheit. Und es ist empfehlenswert, diese nüchternere, faktenorientierte Aufarbeitung des Themas zu sehen, das die geläufigen Meinungen zu dem Thema als Unsinn entlarvt. Sodaß selbst die hier angegebenen 3-5000 Opfer in Spanien während ihrer Dauer über 350 Jahre als Schätzung zu hoch gegriffen sein dürfte. Fazit des Films: Nirgendwo in Europa brannten WENIGER Scheiterhaufen mit Ketzern (darunter nur wenige, schließlich ja gar keine Hexen mehr), als in Spanien, und nirgendwo war die Stellung von Abweichlern im Glauben eines Landes rechtlich besser. Und das ist ein Verdienst ... der Inquisition. 

Und dennoch hat sie ein unausrottbares Image als Inbegriff von religiösem Fanatismus und grausamer Bösartigkeit. Während über die weit schlimmeren Zustände im restlichen Europa, das über denselben Zeitraum gerechnet an die 150.000 Glaubensabweicher (und Hexen) verbrannte bzw. exekutierte, niemand mehr spricht. Die historische Wahrheit scheint nach wie vor niemanden zu interessieren, nach wie vor werden Filme etwa produziert, an deren Machern historische Fakten spurlos vorbeigegangen sind, die lediglich den völlig falschen und vielfach instrumentalisierten Mythos davon aber perpetuieren. Wie kam es dazu?

1469 erfolgte erstmals seit der Zeit der Römer die Einigung Spaniens durch Heirat Ferdinands von Aragon mit Isabella von Kastilien. Aber es war damals allen klar, daß es eine politische Union auf Dauer nur geben könne, wenn auch die Religion des Volkes einheitlich war. Deshalb wurde 1480 eine Institution geschaffen, die diese Klärung auf einen Glauben, das Christentum, beobachten sollte - die Inquisitionsbehörde. Ganz Europa gratulierte Spanien zu dieser modernen Einrichtung, denn ganz Europa war derselben Ansicht wie Praxis, aber nirgendwo war das Vorgehen gegen Ketzer so fortschrittlich-human geregelt.

Daß sich auch viele Juden (denen anders die Ausweisung drohte) recht pragmatisch arrangiert hatten, weil sie anders wenig Aussicht auf gesellschaftliche hohe Positionen hatten, wurde mit zunehmendem (und gewiß nicht einfach unberechtigtem) Mißtrauen beobachtet. Mit dem Aufkommen des Protestantismus aber drohte eine dramatische Spaltung, wie sich an Deutschland sehen ließ, die auch dort direkte politische Auswirkungen hatte, welcher Umstand ja der Verbreitung des Protestantismus durch Hilfe der Fürsten nicht unbedingt hinderlich war. Sieht man von den beträchtlichen materiellen Gewinnen ab, die die durch die Ausschaltung der Kirche mögliche Konfiskation von Kirchengütern (die der Kirche aus genau umgekehrten Gründen ja dereinst zugewachsen waren: weil nur durch die Kirche eine Verwaltung, eine Kulturisierung des Landes möglich war, wozu sie auch ihren materiellen Unterhalt leisten können mußte, also teilten die Fürsten und Könige ihr Land und Vermögen zu) den Landesherren einbrachte.

Es war zudem die von allen, vom Volk wie von der Kirche, erwartete Aufgabe als "Verteidiger des Glaubens", die die habsburgischen Kaiser, allen voran Karl V., dazu zwang, Maßnahmen gegen die Zersplitterung der Kirche zu setzen. Aber die Reformatoren waren höchst effizient in ihrer Protestantisierungskampagne - sie nutzen erstmals höchst effektiv das neu aufkommende Medium des Buchdrucks, das nicht mehr in den Griff zu bekommen war. Buchdruck und Protestantismus bedingen einander regelrecht.** Erstmals waren ganz neue, höchst effiziente Methoden der Propaganda zur Beeinflussung von Meinungen im Volk möglich. Im Grunde also: ein heimtückischer Weg einer indirekten, heimlichen Auseinandersetzung über Ideen, der das damaligen Empfinden von Ritterlichkeit, als Ethik der Auseinandersetzhung mit offenem Visier, aushebelte, und sei es mit Verleumdung. So verhielt sich kein Mensch mit Ehre und Ritterlichkeit.

Der Protestantismus, der sich vor allem in deutschen Gefielden rasend schnell ausbreitete, erkannte Spanien und die Habsburger als Bollwerk gegen seine Ausbreitung. Was eignete sich da besser als Spanien, seine Inquisition und den Katholizismus gleich mit zu dämonisieren? Mythen wurden in die Welt gesetzt, die klare Verleumdungen waren.*** Auch über die Inquisition, wie 1567 von unbekannter Hand unter dem Pseudonym Montanus. Auf diese rasch und weltweit verbreitete Schrift geht das heutige Bild der spanischen Inquisition, aber auch das Bild des Spanien seit der beginnenden Neuzeit zurück. Als Hort der Gier, des Neides, der Intoleranz, ja des Terrors und der Grausamkeit.



Morgen Teil 2) Propaganda ändert den Geschichtslauf eines Kontinents + Der BBC-Film




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Mode

Frank Horvath, Modephotographie, 1959

Gesehen auf everyday_i_show





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Donnerstag, 26. Februar 2015

Geschichte der Kirche





Diese reine Hördatei enthält einen Vortrag (ca. 80 min.) von Dr. Johannes Hartl (Augsburg), in dem er in einem Parvorceritt 2000 Jahre Kirchengeschichte vorstellt. Zwar hat der Vortrag einige heikle Stellen, manches ist sogar falsch (wie die Umstände zur Kaiserkrönung Karls d. Großen, die zwar auf die Königswürde der Karolinger anzuwenden sind, aber für die Kaiserkrönung nicht gelten; Karl wollte nachweislich die Kaiserkrönung NICHT, doch der Papst hat ihn schlicht überlistet). Selbst aber die Anfänge der Ausbreitung des Islam - als Religion, nicht als politische Macht - könnte man etwas anders, "milder" sehen. 

Auch über Hartls Sichtweise der Kreuzzüge kann man aus historischen Gesichtspunkten diskutieren, denn die Motive lagen nach Auffassung des VdZ (sowie einiger namhafter Historiker) spirituell weit tiefer, einerseits, und anderseits war die Unterdrückung der Christen im Morgenland keineswegs so ausgeprägt, wie oft dargestellt. Dafür verdrängten bald recht weltliche Motive diesen spirituellen Aspekt. Aber in den ersten Jahrhunderten hat sich der Islam mit den eroberten Kulturen recht gut arrangiert und sie pragmatisch benützt, solange man die politische Macht nicht in Frage stellte. Dafür ist wieder die Darstellung der Motive der Inquisition - die ein eindeutiger Rechtsfortschritt war - recht gut geglückt.

Auch die realen Zahlen sollte man deshalb einmal gehört haben: In Deutschland sind von mehreren tausend Angeklagten genau wegen dieser Selbstverpflichtung zur Wahrheitsfindung nur 1 % auch verurteilt worden. Über die 300 Jahre in Spanien, wo die Inquisition eine hohe politische Bedeutung hatte (Einheit des Volkes ist nur als Einheit des Glaubens möglich), werden rund 60-80.000 Todesurteile geschätzt. Daß die "christliche" Hexenverfolgung (mit Opfern in der Höhe von weltweit insgesamt mehreren 10.000, wie historisch mittlerweile geklärt wurde) eine recht protestantische Schlagseite hat, unterschlägt Hartl sogar etwas. Und daß Prinz Eugen mit der Verteidigung Wiens 1683 (anders als behauptet) nicht viel zu tun hatte, werden vor allem Polen dankbar quittieren und zeigt die leicht schlampige Oberflächlichkeit, mit der Hartl Historie behandelt. Aber noch so manche andere historische Fakten sind nicht unbedingt verläßlich, also mit Vorsicht zu genießen.

Hartl kann eben seine evangelikal-charismatische Herkunft (mit ihrer programmatischen Formlosigkeit, in der gewissermaßen emotionaler Inhalt über Reales gestellt wird, und dort liegt auch ihre Häresie, weshalb der VdZ strikt ablehnt, solche Bewegungen als "Eröffnungsangebot des Kaholizismus für die Jugend" zu betrachten, sie bewirken s. E. nach das Gegenteil: eine Protestantisierung der Kirche, weil es hier um einen Zentralpunkt, die Inkarnation geht, während dieser "formfreie" Zugang einen bestenfalls pubertären Zustand finalisiert*) nicht verleugnen, was u. a. in der Fehlbewertung der Pfingstbewegung, der Esoterik, oder der Rolle der Konfessionen im Nationalsozialismus (wo Hartl historische Wahrheit sogar umdreht, denn es läßt sich eine klare Korrelation zwischen Protestantismus und Nationalsozialismus nachweisen, genau anders als bei Katholiken) zum Ausdruck kommt. An vorgetragenen historischen Fakten sollte man sich also nicht unbedingt anklammern, da könnte der Boden rasch brüchig werden. Weshalb der VdZ längere Zeit gezögert hat, dieser Empfehlung, die ihn erreichte, zu folgen.

Anderseits wiederum hat der Hörer diesem "freimütigen" Zugang (der ein Zugang "von außen" ist) einige originelle Aspekte zu verdanken. Wer denkt schon daran, daß es auch heute noch Hexenverfolgung gibt, und zwar in Afrika, eine Bewegung, die mit Christentum nichts zu tun hat, sondern genau dort auftritt, wo Gesellschaften und Gesellschaftsbereiche NICHT christianisiert sind? Und ein kurzer Überblick schadet außerdem nicht, wenn man weiß, daß man etwas vorsichtig damit umgehen muß.

Und der Vortrag ist in seiner nachvollziehenden Anschaulichkeit recht hörenswert. Und wäre empfehlenswert gerade für jene, die zwar viel über die Kirche gerade unter geschichtlichen Bezügen reden, aber wenig wissen. In unserm Kulturkreis sollte aber jeder zumindest ein wenig mit den Grundzügen der Kirchengeschichte vertraut sein. Wäre das der Fall, würde so manche Dummquatscherei bald aufhören, die eigentlich immer auf mangelhafte Information, vor allem aber den Unwillen, zu verstehen, zurückzuführen ist.




*Ein Urteil steht auf vielen Beinen, einige wollen wir aufzählen (wir werden gewiß irgendwann noch eingehender darüber abhandeln, denn es ist ein Angelpunkt des Erkennens): Da ist das jemandem Geglaubte, es steht an vorderster Stelle in seiner Wirkkraft. Dann ist da die eigene Haltung zur Wahrheit als Wille zur Wirklichkeit, dann die eigene Erfahrung als Erkenntnis über Wirklichkeiten und Grundeigenschaften von Wirklichkeiten selbst, und dann ist da die Kenntnis von Tatsachen (die in enorm vielen Fälle auch Geglaubtes sind). Wille zur Wahrheit muß immer auch heißen: Wille zum Detail. Denn das Detail, das Datum (die Daten) ist der Träger der Kontur des Urteils, ist sein Ausgangs- wie Zielpunkt. Wenn etwa der VdZ immer wieder einmal betont, daß er sich um Details herzlich wenig kümmere, so möge man nicht verkennen, daß dies nur möglich ist, weil er immer wieder sehr wohl und tief in Details eindringt, um sie nach Beurteilung weitgehend wieder zu vergessen. Wäre er etwa Physiker, Fachwissenschaftler, würde das natürlich nicht gehen. Aber er ist keiner. Er sucht in allem die universalen Strukturen, die ja in jedem Detail gleichermaßen sein müssen und sind. Dennoch: Mancher würde vielleicht staunen, wieviel Spezialliteratur sich in der Bibliothek des VdZ befindet. Denn eigentlich sind ja überhaupt  nur Details interessant. Aber das kann man sich eben auch nicht ersparen, wenn man das Maul so weit aufreißt, wie es der VdZ macht. 




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Aber welche Aussagen werden daraus gewonnen?

Nur, um die Komplexität von empirischen Befunden bei Organismen und Lebensräumen anzudeuten, mit der Schwierigkeit, dazu überhaupt Aussagen zu treffen, ein Ausschnitt aus einem Artikel auf EIKE zur Dendrologie (Baumschichtendickenmessungen) als "Nachweisgrundlage für Klimawandel".

(cit/.) In den White Mountains in Kalifornien wurden acht Chronologien aus der Dicke von Baumringen in Grannenkiefern (Pinus longaeva) entwickelt, und zwar von Bäumen an der oberen Baumgrenze und unmittelbar unter der oberen Baumgrenze entlang nach Norden bzw. Süden weisender Querschnitte von der Baumgrenze bis etwa 90 m darunter. Es gibt Beweise für eine auf das Klima reagierende Schicht zwischen etwa 60 und 80 Metern unterhalb der Baumgrenze. Über dieser haben die Bäume bzgl. ihres Wachstums auf die Temperatur reagiert, darunter aber nicht. Chronologien von 80 m oder mehr unter der Baumgrenze zeigen eine Änderung bei den Reaktionen auf das Klima und korrelieren nicht stark mit temperatursensitiven Chronologien, die entwickelt wurden aus Bäumen an der oberen Baumgrenze. Vielmehr spiegeln sie mehr von Niederschlag abhängige Chronologien weiter unten. An den höchsten Stellen wachsen die Bäume auf Südhängen schneller als auf Nordhängen. Hohe Wachstumsraten im Bereich der Baumgrenze auf Südhängen haben seit Mitte der neunziger Jahre abgenommen. Dies zeigt die Möglichkeit, dass die Klimareaktion der höchsten, nach Süden zeigenden Bäume sich geändert haben könnten und dass die Temperatur nicht länger der Hauptfaktor hinsichtlich des Wachstums an Südhängen sein könnte. Diese Ergebnisse zeigen, dass zunehmende Wärme zu einer Divergenz zwischen Wachstum der Bäume und Temperatur führen kann, und zwar an zuvor temperatur-limitierten Stellen. (./cit)





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Mittwoch, 25. Februar 2015

Leben

Rumänien 1925


Gesehen auf everyday_i_show





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Schlägt den Sack und meint den Esel (3)

Teil 3) Die Ablehnung des Islam ist ein Stellvertreterschauspiel 
im Kampf gegen das Christentum. Hier kämpfen zwei Brüder gegen die Kirche.



Nehmen wir nun aber einmal an, daß das, was am Islam abgelehnt wird, allgemeine Auffassung wäre. Zumindest ist es die explizit gemachte Lebenshaltung, jene, die auch die Öffentlichkeit beherrscht. Wer es wagt, gegen diese Haltungen Stellung zu nehmen, ja wer es wagt, solche naturrechtliche Wahrheiten in sein Leben real einfließen zu lassen - und damit, mehr ist das ja nicht, zu sich selbst zu finden, der Enfremdung zu entfliehen - wird nicht nur ideell gesteinigt, sondern hat sogar vielfach schon mit strafrechtlichen Konsequenzen zu rechnen.  Man müßte aus christlicher Sicht sogar zum dem Schluß kommen, daß die gegenwärtige Situation der Kultur des Westens direkt dem Christentum entgegensteht. Und zwar nicht mehr nur marginal, sondern fundamental. Man könnte es sogar auf den Satz zuspitzen: Wenn das Christentum also aufhört, anti-modernistisch zu sein, so ist es zugleich unchristlich.

Hier ist aber weit mehr gemeint als bloße "Auffassungsdinge", Dinge der Weltanschauung, gedankliche Dinge. Wobei - mehr ist nicht der richtige Ausdruck. Denn - anders, anders wäre besser. Denn für das Christentum ist der leibliche Vollzug entscheidend, das ist ja sein Geheimnis, das es auch vom Islam unterscheidet. Die Soteriologie des Christentums ist definitiv eine der Inkarnation der Gnade DURCH die Liturgie, durch die Sakramente, udn das heißt: DURCH DIE LEIBLICHE PRÄGUNG, durch den leiblichen Vollzug. In der Liturgie wird nicht einfach ein verbales Hokuspokus inszeniert, ein Idealismus also, wo im Kopf sich das vollzöge, wovon man spräche. Mitnichten und -neffen! 

Hier wird auch der "gutmeinende Wille" oft kräftig mißverstanden. Denn das Sakrament bewirkt, was es vollzieht. Was in der Liturgie - als Priester wie als Beiwohnender - nicht vollzogen wird, passiert schlichtweg nicht als Gnadenwirkung. (Worin natürlich jetzt Protestanten überhaupt nicht mehr mitkönnen, die es mit Magie verwechseln.) 

Die Frage nach dem Christlichen am Christentum und am Christen ist also direkt eine Frage nach dem realen lebensvollzhug. Das Heil läuft nicht in einer Parallelwelt, sondern es ist auf den Leib angewiesen, auf das Ganze des Menschen mit Leib und Seele in seiner Wechselwirkung. Es gibt sie nicht, die Heiligkeit ind er Meditation, während der Leib halt irgendwie lebt und vollzieht. 

Liturgie ist auf eine Weise nur zu verstehen, wenn man sie als Einformung des Heiligen Rhythmus als Quelle aller Handlungen in den Leib des Menschen betrachtet. Real, sehr real. Als ganz reales Sein (einer Analogie Gottes, im Seienden), dem dann die Handlung folgt.

Daraus folgt, daß christlich nur sein kann, wer in seinem realen Lebensvollzug diese Heiligkeit in sich trägt. Nicht einfach im Kopf nachfühlt oder simuliert - sondern real im Heiligen Rhythmus IST. Zwar genau deshalb muß man sich als Christ vor nichts fürchten. Aber genau deshalb muß man als Christ sich vor allem auch in acht nehmen, was sich in der historische, faktischen Welt zeigt.

Daraus läßt sich direkt schließen, daß der Christ - wie der Muslime - sich nur als zuerst kritisch, heute aber direkt anti-modern zeigen muß. Denn die Moderne verlangt genau das Gegenteil: Sie geht von einer reinen Faktizität aus, in ihr ist alles relativ geworden, insofern das Heilige direkt ausgeschlossen, nur noch ein Gedankending geworden. (Wer darin wieder einmal Hegel durchhört, hat sehr recht. Seine Weltwirkung kam nicht von ungefähr: Er traf den Nagel der Zeitentwicklung zum Beginn der großen Umbauten Europas, die er auf eine Art vorwegnahm, auf den Kopf.)

Heißt das nun auch, daß sich Christentum und Islam in einer Koalition finden sollten, anstatt einander zu bekämpfen? Die Animositäten sind, wie wir nun gesehen haben, zum Teil unbegründet, sie sind es auf einer Fundamentalebene aber sehr wohl. Denn es gibt ihn nicht, den islamischen Weg zum Christentum. Der Unterschied in der Soteriologie ist mehr als ein Gedankenspiel eifriger Theologen. Er schließt sich aus! Aber anders, als vielfach gemeint ist.

Das Christentum ist nämlich schon längst über jener Schwelle angelangt, in der es in Europa noch auf jene natürlich-kulturellen Bedingungen träfe, die es aufnehmen könnten wie der Schuh den Fuß. Das vielfach zu hörende Gerede vom Umbau des Christentums zu einem "Bekenntnischristentum" ist deshalb dummes, ja sogar gefährliches, HÄRETISCHES Geschwafel. Und es ist eigentlich islamisches Gerede. Denn Houellebecq hat völlig recht, wenn er eine Zukunft vorwegahnt, in der sich faschistische Rekonstruktion des Natürlichen - die aus ihrem Wesen heraus nicht funktionieren kann, wie sich am Schicksal sämtlicher Versuche in Europa zeigt und gezeigt hat - durch Koalition der "Rechten" mit dem Islam abzeichnen. Das wird auch so passieren, der VdZ ist sich recht sicher. 

Weil sich in diesem Positivismus die Koinzidenz des Islam mit positivistischen, ideologischen Strömungen, in welcher Form auch immer sie auftreten, zusammenfindet. Es ist aber ein grundlegender Unterschied, ja es ist DER unterschiedliche Zugang des Katholizismus (und schon nur noch von diesem, jede Nicht-Katholizität sämtlicher "christlicher Konfessionen" weicht bereits graduell von diesem Zugang ab, als Schritt zur Unmöglichkeit, zum Positivistischen), wie das Heil in die Welt kommt. 

Während der Islam Gott dieses Heil aus der Hand nimmt, was sich natürlich in vielerlei Widersprüchen verbirgt, so wie es ja auch beim Protestantismus, in gewissem Grad auch in der Orthodoxie (die auf orientalische Gesellschaftsstrukturen zurückgeht, man möge das nicht vergessen), ist es dem Katholizismus ein im wahren Lebensvollzug immanent Gewirklichtes, Vorhandenes, und nur insofern von Heilswert, ja überhaupt wirklich, als es eben im Menschen in der Freiheit gründet, in der er sich als Analogie Gottes, der das Sein ist, will. Sein Heil liegt deshalb nicht im Moralismus, im Gegenteil, dieser Moralismus birgt die immense, ja unausweichliche Gefahr, das wirkliche Sein nicht mehr zu hören. Er drückt den Menschen auf sich selbst zurück.

Selbst also, wenn man den Katholizismus wie den Islam als Anti-Moderne begreift, unterscheidet sich der Weg zum Heil so fundamental, daß eines das andere ausschließt. Und es ist brandgefährlich weil falsch, den Islam als graduelle Annäherung an die göttliche Ordnung zu sehen, auf die hin durchlässig zu werden Sinn des christkatholischen Weges ist, der das Kreuz ist. Die Ähnlichkeiten werden schon deshalb so überschätzt, weil sie gleichzeitig eines der heutigen Symptome des Verfalls sind: die Verwendung gleicher Worte, aber mit völlig anderem Inhalt und Bezug. 

Die anti-islamische Haltung, die sich vielfach in Europa zeigt, hat mit dem Islam also überhaupt nichts zu tun. Vielmehr verbindet sich darin - in der Ablehnung! - ein und dieselbe geistige Haltung und ficht ihre Scheinkämpfe.* Beide bedienen sich derselben Mittel. Sowohl der Islam, der eigentlich auf eine kulturelle Grundhaltung reduziert werden könnte, wie die Moderne aber sind direkt anti-christlich, hier darf man sich keine Illusion des Pragmatismus machen. Sie sind pseudologisch und virtuell, sie sind voluntaristisch in ihrem Verständnis von Wirkung und Wirklichung auf der Welt. Es mag solitäre Strömungen geben, die diese Pseudologie erkennen, aber sie müssen an der prinzipiellen Soteriologie des Islam scheitern.

Von einzelnen Versuchen, den Islam quasi zu modernisieren, als "aufgeklärten Islam" neu zu konstituieren, ist nicht viel mehr zu sagen. Sie stoßen auf gar keine prinzipiellen Hindernisse. Nicht zufällig stammen sie von Personen, die bereits an der Moderne kräftig partizipieren, sich "integriert" haben, etc. Dort hat der Islam auf eine Weise lediglich erreicht, was er wollte, und somit kann er sich in seinen letzten naturrechtlichen Bezügen quasi auflösen.

So vielschichtig die Frage natürlich ist, und in unzählichen Facetten und Vermischungen, auch mit natürlicher Religiosität selbst, auftritt: Es ist überzufällig und belegt als Indiz, daß z. B. Zuwanderer aus islamischen Ländern "wie Kinder" den Lebensvollzügen der technischen westlichen Welt zufallen wie die Fliegen der Leimrute. Und das Besitzen eines iPhones, das Fahren eines tollen Wagens, und die eigene Facebookseite für Merkmale von Kultur halten, die erstrebenswert wären. Darunter lassen sich die meisten der Zuckungen des "Arabischen Frühling" zusammenfassen, soweit sie als Volkserhebungen gelten können, und nur Wüste zurückließen. Denn sie sind einfach Entsprechungen: Der Islam trägt dasselbe Gesicht wie die Moderne. Sein Haß auf den Westen ist der Haß des Neiders, des Konkurrenten um dasselbe Gut, das zu erlangen aber die Macht fehlt. Kulturbildende Kraft au sich hat er nicht, ihm fehlt die soteriologische Kraft. Weshalb die Ablehnung der Moderne als Lebensform, wo sie stattfindet, nur in Rückfall und Stagnation mündet. Kein Land, das längere Zeit islamisch geprägt war, hat sich jemals wieder zu einer Kulturnation erheben können. Selbst wenn sie aus Ölmilliarden finanzierte Wolkenkratzer und Modernitätsoasen hinstellt. Denn gerade in der Technikaffinität drückt sich das am deutlichsten aus. Aber keine Kultur wird durch Technik aufgerichtet, Technik kann Kultur nur simulieren.

Die den Islam ablehnen, finden sich deshalb genau in derselben Schichte jener wieder, die als Mittelschichte für die Verwüstungen des Abendlandes die besten Multiplikatoren und Abnehmer sind: in der gebildeten Mittelschicht, jener Schicht, die immer und überall die Trägerschichte von Revolution war. Und die Moderne ist eine Revolution in Permanenz, die diese Dauerauseinandersetzung braucht - deshalb auch den Islam lebensnotwendig braucht, nachdem das Christentum "unten durchgetaucht" ist - um sich in der Existenz zu halten. Sie trefen auf jene muslimische Schichte, die sich als Konkurrenten um Dasselbe, um denselben modernen Lebensvollzug begreift und deshalb in Untersuchungen nicht zufällig als "Modernisierungsverlierer" bezeichnet wird. Sie selbst begreifen sich nämlich tatsächlich so.

Den Islam abzulehnen ist deshalb das Schlagen eines Sackes, während man den Esel meint: Die Kirche. Sie ist es, die die Moderne nicht zur Ruhe kommen läßt, weil die Moderne an sich Fundamentlosigkeit bedeutet. Und um sie geht es, um das Zerschlagen des Seins im Seienden, das dem heutigen Lebensvollzug so widerspricht, während man "Islam" ruft. Eine Kirche, die genau nicht den Verwirrungen und Verlockungen der Zeit auf den Leim gegangen ist. Auch und nur dort wo sie nicht meint, man könnte Pseudologie mit Pseudologie - etwa durch Twittergefechte oder Konfessionsstärke - bekämpfen, und sich damit selbst den soteriologischen Ernst der Fleischlichkeit nimmt. Denn es geht um den realen Lebensvollzug, um die Zentimeter vor der Nase, nicht um ferne Wortgeflechte, in denen man sich selbst in der Welt zu halten vermeint. Wie im Islam. Und wie in der Moderne. Denn Christsein bedeutet die reale Wirklichung eines Sakraments. Nicht Virtualität.



*Als Kriterium alleine, um etwa die Pegida zu verstehen, genügt das freilich bei weitem nicht. Denn dort mischen sich nach Meinung des VdZ echter Anti-Modernismus mit Ideologie. Die Haltung der Dialogverweigerung und Schubladisierung, wie sie dümmer und instrumentalisierter kaum hätte stattfinden können, bewirkt freilich, daß es zu einer geistigen Abklärung, zu einer Entmischung weil Klärung der Motive, zu einem Verstehen des Phänomens kaum kommen kann. Auch und vor allem die Linke ist eben modern: Sie schafft sich ihre Feinde selber, weil sie nur in Antinomie bestehen kann. Instinktiv weist deshalb die Linke sehr folgerichtig die stärkste proklamierte Ablehnung des Islam auf. 

Wenn Houellebecq gleichfalls richtig von der Unmöglichkeit spricht, heute noch klare Frontlinien zu finden, weil sich ganz ungewöhnliche Koalitionen bilden, so hat er einerseits darin völlig recht. Er hat es aber anderseits nur deshalb, weil die Frontlinien ganz woanders laufen, als bisher als solche angesehene Kriterien erfassen.



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Dienstag, 24. Februar 2015

Du sitzt mir gegenüber

Aus dem Musical Linie 1







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Schlägt den Sack und meint den Esel (2)

Teil 2) Der Unterschied liegt wenig in Sichtweisen, sondern in der Art, 
wie Gottes Wirken gesehen und erlebt wird.




Diese Diskrepanz zum Zeitgeist, zum Geist der Welt, der faktisch das heutige Leben zu beherrschen sucht, ist eine unausweichliche Folge aus der Präsenz des Heiligen überhaupt. Denn das Heilige ist niemals ein Beiwerk zum faktischen Lebensvollzug, der ansonsten jeder Willkür unterworfen sein könne. Das Heilige ist immer antipodisch zum rein innerweltlich gesehenen Leben. Es ist damit auch radikal antiaufklärerisch, weil es die Welt nicht in menschlich-rationaler Auflösung sieht, sondern immer von ihrer Quelle her: dem leben, das da Gott ist, der alles gibt. Weil nichts dem Sein "entfliehen" kann. Genau das aber versucht ja die Gegenwart, das, was man als aufgeklärte, moderne Gesellschaft bezeichnet.

Das Heilige ist immer der Einbruch von außen her. Es kann gar nie anders bestimmt und erfahren werden (und jeder religiöse Mensch kann gar nicht anders als es so zu sehen, sonst ist er ja genau das nicht mehr: religiös) als wenn man es nicht als Ordnung jenes Willens Gottes begreift, von der her das faktische historische Geschehen immer wieder neu bestimmt, beurteilt, und auch korrigiert, verändert werden muß. Es ist der Takt, in dem die Welt laufen muß, weil sie sonst ins Nichts fällt.

Deshalb ist die Kritik des Islam aus katholischer Sicht durchaus pikant, und ihr Heuchelei vorzuwerfen ist nicht ganz unberechtigt. Gerade auch, wo es um die Kritik des Radikalen bei Muslimen geht. Denn gerade Radikalität ist einem Christen unabdingbar.

Der fundamentale Unterschied liegt in der Soteriologie, in der Art also, wie das Heil sich in die Welt eintropft, gewissermaßen. Wie sich die Welt mit Gnade tränkt. (Nur so kann sie bestehen.) Hier hat der Islam zumindest eine sehr prinzipielle Tendenz, diese Durchwirkung der Welt mit Gnade positivistisch willentlich zu sehen. Denn ihm fehlt das Sakrament zum einen, und er hat eben nicht das Kreuz als jene Schnittstelle begriffen bzw. angenommen, wo in der völligen Hingabe an die Transzendenz, im völligen Aufgehen menschlichen Willens, genau der Moment liegt, in dem die schöpferische Gestaltungskraft Gottes in die Welt einströmt. 

Das macht die christliche Liebe zu einer Liebe der Selbsthingabe, in der sie sich als Auftrag versteht, und deshalb den Wert der Freiheit des Einzelnen nicht übersehen kann. Denn Hinhabe kann es nur in der Freiheit geben. Freiheit aber ist Bedingung der Erkenntnis. Ohne Erkenntnis gibt es aber keine Liebe. Das macht sie bzw. die abendländische Anthropologie auch auf einer Ebene individualistischer. 

Während im Islam die kollektivistische Haltung überwiegt. Die Einzelpersönlichkeit muß sich positivistisch erheben, was zur Folge hat, daß es ihr an selbstverständlicher Dauer fehlt, sodaß der islamkisch geprägte Mensch nur zwei Möglichkeiten hat: Sich in jeweiligen einzelnen Willensakten zu erheben, oder in jene Sphäre dicht zu verweben, in der über das Wort auch sein Ich in der Welt gehalten wird. Was sich natürlich als Prägung der Persönlichkeit ausdrückt. Übrigens ist auch hierin schon die Nähe des Islam zu faktischen Gegebenheiten im gesamten Westen auffallend. 

Bis hin zum Wesen der social media in seiner faktischen existenzerhaltenden Bedeutung auf der Grundlage eines Zerfalls der wahren Persönlichkeitsgrundlagen: der gesellschaftlichen Ordnung, die überhaupt erst Individualität möglich machte, weil sie die Hände frei hält davon, sich selbst ständig "in Händen halten" zu müssen.

Denn - und das wird auch gerne übersehen - das Gesagte ist gar nicht islamspezifisch typisch, es ist vielmehr allgemein menschlich einordenbar. Und zwar seit je. Selbst schon die Griechen haben diesen Kollektivismus des Orients als Gegenpol zum Individualismus ihrer eigenen Kultur begriffen. Die historische Präsenz des Despotismus im Morgenland - eine Ausdrucksform dieses Kollektivismus - läßt sich ausgezeichnet aufzeigen, und ist bereits vielfach untersucht und kommentiert. 

Dieses Moment der Gnadenhochzeit Gottes mit der Welt kann im Islam, wo er "defensiv" ist, nur entweder "sopranaturalistisch", idealistisch geschehen (sodaß jedes Eingreifen der Gnade als abgesetzer Willensakt gesehen werden muß), oder es bleibt völlig menschlicher Willkür überantwortet, die Ordnung Gottes in der Welt durchzusetzen. (Was sich etwa im Sufismus nicht weniger, aber anders äußert, wo diese Willkür sich psycho-methodisch präsentiert.) Die Schnittmengen zu abendländischen Geisteshaltungen und -richtungen sind dabei enorm groß, denn solche Sichtweisen und Haltungen sind auch hier überaus verbreitet, oft genau sogar unter jenen, die sich christlich nennen. Nicht selten begegnen einem unter Katholiken exakt solche Häresien als "Weg". 

Die Nähe dieser Soteriologie auch zum Protestantismus ist nicht zu übersehen, und politisch äußert sie sich in allen möglichen Formen von Faschismen und Sozialismen. Und der amerikanische Behaviorismus, eigentlich DIE geistige Grundhaltung Amerikas, ist seine Schwester. Was die Vehemenz, mit der sich die USA gegen den Islam zuweilen wendet, gut verstehen läßt. Denn man haßt ja am anderen vor allem das, was er als Spiegelbild vor Augen stellt. Das Sendungsbewußtsein der Amerikaner, in dem sie die ganze Welt als Exerzierfeld ihres Auftrages sehen, die Welt zu "demokratisieren", worunter sie ein diffuses Verchristlichen verstehen, ist dem Islamismus ja mehr als ähnlich. Im Islamismus aber müßten sie begreifen, daß ihre Lebensweise ein Selbstwiderspruch ist.

Und das ist der Angelpunkt, auch der Kritik am Islamismus in unseren Ländern. Denn sie ist vor allem eines: Der Versuch alles totzuschlagen, zu verdrängen, zu verhindern, was die eigene Lebensweise, so viele Haltungen und Sichtweisen, in Frage stellt. Während die Kirche aber bereits aufgegeben hat, sich in ihrer Gestalt der Zeit angepaßt, und damit sich selbst - und das Heilige - graduelle weithin schon verloren hat, und damit auch ihre soteriologische Dimension, ihre Fleischlichung der Gnade in der Welt verrät, wird derselbe Schritt vom Islam verlangt. Wo er auf weit mehr Schwierigkeiten stößt, weil der Islam s. o. eben weder eine Ganzheit ist, wie die Kirche, mit einheitlicher Lehre, sondern auch noch auf die Gegenwehr der darunter verborgenen Naturordnung stößt. Die wiederum mit dem, was die Kirche als Naturrecht bezeichnet, überaus große Parallelen aufweist. 

Insofern könnte der Islam sehr wohl und nicht zuletzt als Bewegung des Anti-Modernismus zu verstehen sein, der nahezu nahtlos und nicht unbegründet in Anti-Amerikanismus mündet. Und HIERIN würde er sich in vielem mit der Kirche treffen. Wenn diese den Mut zu jenem Radikalismus aufbrächte, der ihr selbst aufgetragen wäre.

Was sind aus den bisherigen Überlegungen aber für Schlüsse zu ziehen? Ist der Islam leicht gar der  natürliche Kampfgefährt der Kirche in einer Stellung gegen den Zeitgeist, gegen die Moderne?


Morgen Teil 3) Die Ablehnung des Islam ist ein Stellvertreterschauspiel 
im Kampf gegen das Christentum. Hier kämpfen zwei Brüder gegen die Kirche.




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Montag, 23. Februar 2015

Schlägt den Sack und meint den Esel (1)

Nun hat der VdZ zwar noch nicht seine Ansichten dahingehend vertieft, als er die Vermutung hat, daß man beim Islam gar nicht (mehr) von einer Religion sprechen kann. Was ja gar nicht selten ist, denn in gleicher Weise ist es unsinnig, beim Hinduismus von einer Religion zu sprechen, und nicht weniger beim Buddhismus. Zumindest nicht in pauschaliserender Art. Der Hinduismus etwa ist ein Sammelsurium an privaten religiösen Vollzügen, der im Grunde in so viele Religionen zerfällt, als es Hindus gibt, oder eventuell größere Gemeinschaften, Familien, Sippen, Dörfer, die dieselbe Religion praktizieren. Es lassen sich speziell beim Hinduismus, schreibt der Indologe Paul Hacker nach intensiven Studien, bestenfalls einige Generallinien feststellen. 

Beim Islam dürfte es zum einen nicht viel anders sein, zum anderen könnte er sich bereits so weit verweltlicht und zu einer Ideologie entwickelt haben, daß der religiöse Überbau zumindest weitgehend Zuckerguß ist. Religiös war er vielleicht in den ersten Jahrhunderten. Diese Ansicht teilt der VdZ sogar mit nicht wenigen Islamreformern, die man manchmal fast als Erfinder einer neuen Religion sehen muß.

Aber eines läßt sich sagen: Vieles, wenn nicht das meiste, was man dem Islam (v. a. in seinem Übergang zum sogenannten "radikalen Islam", dem Salafismus etc.) vorwirft, trifft fast unverändert auch auf die Katholische Kirche zu. Der einzige Unterschied ist, daß die Kirche es nicht mehr wagt, sich eindeutig zu positionieren. Darin zeigt sich auch, daß der Islam sich aus Judentum und Christentum herausentwickelt hat, in gewisser Weise als christliche Häresie verstanden werden kann.

Wenn man aber sagt, daß sein Frauenbild verquer sei, um ein Beispiel herauszunehmen, oder seine Radikalität anprangert, indem man zum Kriterium macht, daß ein Muslim bereit sei, für seinen Gott zu sterben, wenn man, zusammenfassend, sagt, daß der Muslim sich in Gegenposition zur Gesellschaft verstehe - dann müßte man dies in gleicher Weise vom Christen, vom Katholiken sagen. Die Handstände, in der die Kirche täglich neu versucht, ihre Kompatibilität mit Ideologien zu beweisen, vor denen sie sich fürchtet wie das Kaninchen vor der Schlange, sind ja bemerkenswert. Sie zieht sich lieber darauf zurück zu zeigen, daß sie in Wirklichkeit doch ganz anders wäre als der Islam. 

Und schüttet nicht selten das Kind mit dem Bade aus, wenn sie eifrig bekennt, daß sie selbstverständlich Mann und Frau "gleich" sähe, und dabei nur noch murmelnd hinzufügt, wenn überhaupt, daß diese Gleichheit der Würde (als Mensch) sich genau in einer Unterschiedlichkeit des Zueinander der Geschlechter ausdrückt, die fast wörtlich mit dem Islam übereinstimmt. Aber darüber spricht man lieber nicht. Wer wagt denn überhaupt noch, von den wahren, tief metaphysischen Hintergründen der Bindung der Priesterweihe an den Mann zu reden, nein, überhaupt noch darüber nachzudenken? Man versteckt sich lieber hinter den paar Worten und Taten Christi, die sich dahingehend interpretieren ließen, und begibt sich dabei auf so dünnes Eis, daß sie ihre Glaubwürdigkeit aufs Spiel setzt.*



Morgen Teil 2) Der Unterschied liegt wenig in Sichtweisen, sondern in der Art, 
wie Gottes Wirken gesehen und erlebt wird.


*Vor kurzem hat der VdZ einen vorgeblich als Dokument über die Gefährlichkeit des Islam aufgezeichneten Film gesehen, in dem als Beweis für seine Bösartigkeit von einem der Proponenten Koransuren zitiert wurden, in denen die Frau sich dem Manne zur Verfügung zu stellen habe. Und den Zuhörern im Film lief es sichtlich kalt über den Rücken. 

Ist aber denn niemandem bewußt, daß Ehe nach naturrechtlichem Hintergrund die Übereignung des Leibes an den Ehepartner bedeutet, worin sie überhaupt keine christliche Erfindung ist, sondern das schlichte, immanente, meist nur nicht explizit gemachte - weil eben so selbstverständliche - Eheverständnis sämtlicher Kulturen ist? Daß die Zuordnung von Mann und Frau als Haupt und Leib keine Spinnerei des Christentums ist, sondern eine Analogie des innergöttlichen Lebens, und damit eine Grundverfaßtheit der Welt und Schöpfung ist, und deshalb mehr als abstrakte Aussage, sondern "Idealbild" ist, aus dem heraus sich je nach gradueller Abweichung Bestand oder Zerfall ergibt, das also gar keine Alternativmodelle zuläßt? Und sich selbst schon in den aristotelischen Gedanken im Verhältnis Form-Materie (als jedes Seiende kennzeichnende, ja begründende) wiederfindet, das selbst in der Quantenphysik einen Erhellungswert hätte, der staunen machte, würde er mutiger rezipiert?

Man könnte den Islam also auf eine Weise sogar "dekonstruktivistisch" sehen, darin wäre er hochmodern: Als positivistische Rekonstruktion dessen, wie es von der Natur der Dinge her eigentlich gemeint sei, aber in der faktischen Welt untergeht.




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Keine Verschwörung, aber eine Richtung (2)

 Teil 2) Exkurs - Sind wir überhaupt reich?




*Ein Problem ganz eigener Art ist das Reden vom "Reichtum" europäischer Staaten, wie Deutschland oder Österreich. Dieses Lied wird ja auffällig vor allem von jenen angestimmt, die in ihrem ganzen Leben nicht nur noch nie etwas geschaffen haben, deshalb um die Relativität von "Reichtum" wissen, sondern die noch dazu die Einzigen (!) waren, die von diesem Mythos vom Reichtum bislang bestens gelebt haben, und weiter davon leben. Gemeint sind die mittlerweile an die 60 % der Arbeitnehmer etwas in Österreich, die man als direkt oder indirekt verbeamtet bezeichnen muß, nicht nur in Staat oder Kirche. Diesen sagen auch Fakten nichts, die zeigen, daß wir den behaupteten Reichtum (der eine rein statistische Größe ist) gar nicht besitzen, weil wir ihn auf Schulden, auf Zukunft hin zwar konsumiert, aber gar nie erwirtschaftet haben, in der Hoffnung, daß ihn zukünftige Generationen erwirtschaften.  

Was würde jeder einzelne Flüchtling, jeder einzelne Zuwanderer sagen, wenn man ihn bei der Einreise auch gleich ein Formular unterschreiben ließe, daß er hiemit - samt seiner Familie, und zwar jedem einzelnen davon, ob Kind oder Opa - und ab sofort verpflichtet wird, 30.000 Euro Bargeldschulden, und noch zweimal (!) so viel Verpflichtungsschulden (Altersversorgungszusagen etc.) abzutragen? Warum sagt man das diesen Zuwanderern nicht recht deutlich? Bekommt hier die Forderung nach bedingungsloser Aufnahmebereitschaft von Zuwanderern nicht augenblicklich eine ganz andere Färbung, nämlich die des Zynismus? 

Reichtum gibt es immer nur als relative, auf eine konkrete Gesellschaft sowie deren Zustand bezogene Größe, weil Reichtum mit Wert- und Leistungsverhältnissen zu tun hat, also nicht "absolut" vorhanden ist. Wer gesellschaftliche Zustände und Leistungsparitäten verändert, ändert damit aber auch ihren Reichtum. Bekommt deshalb Migration eine bestimmte Dimension, die mit Verhältniszahlen zu tun hat, kippt ein System ohne jeden Zweifel. Und schlagartig lassen wir Zuwanderer ab einer bestimmten Menge somit gar nicht mehr an unserem Wohlstand teilnehmen, sondern vernichten den Wohlstand insgesamt - ein Paradox, das mit bloßen Kosten-Nutzenrechnungen gar nicht erkennbar wird. 

Auch Rom ist nicht deshalb verfallen, "weil" zu viele Fremde kamen (die sich fast immer problemlos assimiliert hatten). Es ist zerfallen, weil es seine kulturellen Paritäten (bis ins Detail persönlicher Lebensvollzüge) verspielt hat, und das hat sich mit der Zuwanderung sprungprogressiv entwickelt.

Es ist gleichermaßen irreführend zu meinen, dies wäre mit "hoher Ausbildung" etc. bei Zuwanderern auszugleichen. Indem also Mensch und Wert als abstrakte Funktion gesehen wird. Wert ist nämlich vom Menschen nie zu trennen. Er ist eben KEINE bloß mathematische Größe. Wer das glaubt, wer glaubt, Reichtum ließe sich technisch "produzieren", wird bald mit leeren Händen dastehen oder viele leere Hände als Kollateralschaden hinterlassen. Der Wert eines Gutes, der Wert einer Leistung ist nur scheinbar in einer Liste zu vermerken, als wäre es absolut. Hier gehen wir unserer eigenen technischen Abstraktionsfähigkeit auf den Leim, indem wir Abstrakta unzulässig konkretisieren.

Wer aber noch nie Werte geschaffen hat - wie so viele, ja heute wohl alle der moralischen Mahner - begreift das einfach nicht, weil ihm selbst der Bezug zu Werten fehlt. Er kennt nur Kontoauszüge und Bankomaten, Wirtschaft nur aus Seminaren, und glaubt an Mythen, weil er sonst bloßgestellt und auf Notwendigkeiten hingepreßt wäre, die zu erfüllen er sich aber längst habituell weigert.

Wäre es außerdem, so nebenbei, ein gar so weit hergeholtes Fordern gerade jene, die Zuwanderung ohne Wenn und Aber verlangen, dazu zu nötigen (und seine Nachbarn soll er gleich mitnehmen), sich vor die Migrantenfamilie ums Eck zu stellen und den gewiß etwas Erstaunten die reine Wahrheit einzuschenken: daß sie zukünftig seine Rente sowie seinen Wohlstand zu gewährleisten hätten? Wie stellt sich unter diesen Wahrheiten denn dann überhaupt die Forderung nach Zuwanderung dar? Nicht als brutale Form eines Neo-Kolonialismus, indem halt nicht mehr Kupfer oder Kohle, sondern Menschen importiert werden (was man natürlich "moralischer" argumentieren muß)? Was bleibt dann noch von der angeblich bewiesenen Liebe zum Fremden? 

So manches Argumentieren im Öffentlichkeitsrauschen müßte endlich vom Kopf auf die Füße gestellt werden. Und so manche historische Mär und manche Erfolgsgeschichte (gerade bei Ländern, die sich wesentlich der Migration "verdanken") müßte unter ganz anderen Gesichtspunkten untersucht werden, als bislang üblich war. Und so manchen Migranten, und so manchen Ländern, die etwa alles unternehmen, um der EU (weil genau diesem vermeintlichem Wohlstand) beizutreten, müßte reinerer Wein als bisher eingeschenkt werden, weil ihr Streben reine Illusion, Täuschung durch zu viel Fernsehkonsum oder social media-Blasen ist. Europa wird nicht nur hier zum Opfer der Wirksamkeit seiner eigenen Propaganda.²

Im übrigen zeigt sich diese Wahrheit (die eine Binsenwahrheit wäre) exemplarisch in allen Ländern, denen mit Geldzuwendungen vorgeblich auf die Sprünge geholfen werden soll. Das ist NOCH NIE gutgegangen, kann nach volkswirtschaftlicher Betrachtungsweise (s. u. a. L. v. Mieses bzw. die österr. Schule der Volkswirtschaft "at its best") auch niemals gutgehen, sondern bewirkt sogar das Gegenteil: Die Werteparitäten in einem Land werden destabilisiert, gar gekippt, und das Land stürzt in unendliches Chaos und Zerrüttung. Wer Griechenland (etc.) ansieht, sieht die Bestätigung: Geld ist niemals ein absoluter Wert, es ist immer relativ weil auf Leistungs- und kulturelle Verhältnisse und damit auf den Zusammenhang wie auch -halt einer menschlichen Gemeinschaft bezogen. 



²Den Hinweis auf einen Papst, der genau unter solchen Mythologien sozialisiert wurde, könnten wir uns ersparen, wäre es nicht so virulent. In ihm ist Europa mit dem quasi dogmatischen Zwang konfrontiert, seine eigene Propaganda, seine eigenen Illusionen für bare Münze zu nehmen, ja sich teilweise regelrecht infantilisieren zu lassen. Weil solche Infantilismen die Eckpfeiler der irrigen Realitätssicht eines Zuwandererschicksals waren, in dessen vordergründigem Traditionsstrom auch dieser Papst steht. Es kommt genau jener Geist (auch: der Entwurzeltheit) zurück, der die beherrschte, die dereinst ausgewandert sind. In Wahrheit hat die Zeit der Überlegenheit des Abendlandes über sämtliche Weltkulturen nie aufgehört. Aufgehört hat nur der Glaube daran, denn der wurde entmutigt, sodaß viele mittlerweile bereit sind, diesen Geist aus "moralischen" Gründen aufzugeben.




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Sonntag, 22. Februar 2015

Geheimnis des Häßlichen

Dieses Vieh wurde von einem Fischer aus Australien vor einigen Wochen aus dem Meer gezogen. Man kennt es unter "Kragenhai", welcher Name von der zu einem "Kragen" zusammengewachsenen Kiemen stammt. 

Wie kann es sein, daß eine Bekannte des VdZ vor einiger Zeit für ihr Puppentheater ein Ungeheur bastelte, das diesem Fisch, der angeblich bis zu 1,5 m lang wird, zum Verwechseln ähnelt? Hat sie gar prophetische oder hellseherische Gaben? (Sie verneinte es strikt, danach befragt.)

Alles Geschöpfliche trägt in sich eine Ausdruckskonstellation, die das Wesen aller Dinge in sich trägt. Somit hat alles auf Erden eine im Grunde gleiche Aufgabe. Die sich aber in je unterschiedlich ausgefalteter Weise zur Gestalt bringt. Denn jede Entfaltungsstufe - nehmen wir die vier größten Stufen: anorganische Materie - Pflanzen - Tier - Mensch - hat wiederum (sonst wäre sie nicht) ein eigenes Wirklichungsbild, eine eigene Idee, die es im Wechselspiel mit dem Begegnenden zur Entfaltung bringt. Das muß auch so sein, denn eine Eigenschaft der Ideen Gottes ist, daß sie selbst in sich diese Wirklichungsdynamik, diesen (gewissermaßen) Willen (als Dynamik der Liebe) zu sich selbst, trägt.*

Aber in je anderer Vielfalt und Einzelung. Und in je anderer Stufe des Gesamtzieles der Schöpfung, das in der Geistigkeit des Menschen, der Geist und Materie (zu der wir ausnahmsweise auch die gesamte lebendige Welt UNTER dem Menschen zählen wollen) in sich eint (als Analogie!), und damit die Gesamtheit der göttlichen Wirklichkeit (noch einmal: als Analogie, in Ähnlichkeit also, nicht im direkten Selbstsein!) zur Gestalt bringt.

Deshalb vermag der Mensch (potentiell) alles zu erkennen, was in der Schöpfung vorkommt. Weil er hierin Gottes Wissen darstellt (und wieder: als Analogie, in der Teilhabe, nicht im an-sich-sein!), an dem er in der Liebe und Freiheit, in der Ähnlichkeit, Abbildhaftigkeit zu Gott, teilhaben kann. Dies ist also keine Frage des Vereinzelten, der Menge also, sondern der Zurückführung des Vereinzelten in dieses ein und einzige Prinzip, sodaß daraus alles Vereinzelte in ihm zur Erkenntnis (in der Wahrheit) kommt. Weil in der Erschaffung des (einzelnen, immer also individuellen) Ich ein Ebenbild Gottes ersteht, muß es auch Gottes Ideen und Wissen - in unentwickelter, nicht vereinzelter Weise - als gewisermaßen "Struktur eines Wissens" in sich tragen: als jenes Licht, in dessen Fortführung (als Liebe zur Wahrheit) sich das je Vereinzelte nach und nach zu Namen und Konkretion bringt. Deshalb aber auch gibt es eine Welt der Stufen, die gewissermaßen die Tendenz trägt, als solche Stufenordnung und in dieser Vereinzelung für sich bestehen zu bleiben.

Und deshalb vermag der Mensch kraft seiner Phantasie, die konkrete Bilder der Vereinzelung zu ihrem "Material" hat, Dinge, oder wie hier: Lebewesen zu "erfinden", in einer "Inspiration" die vom göttlichen Lichte bzw. vom Geiste her kommt, die er also nur empfangen kann,** die es sämtlich auch ... geben "muß", oder gegeben haben muß, oder geben kann und damit - wird. Weil auch jedes Vereinzelte, so armselig auch ihr Grad der Vereinzelung sein mag, so einfach es auch sein mag, eine Stufe des Ganzen in sich trägt, also das Ganze daraus gefolgert werden kann. (Weshalb die sinnliche Welt als Weg der Erkenntnis Gottes und damit des Weges zur Anähnlichung der Schöpfung mit der Ordnung in Gott, und damit mit Gott, nicht nur nicht verzichtbar ist, sondern der einzige Weg zu Gott ist.)

Folgt er dabei der Liebe, der Wahrheit, ist es das Reich Gottes, das er abzubilden vermag, wird Schönheit sichtbar. Die wiederum nur von schönen (nicht von häßlichen) Herzen (in denen sich alle Ebenen des Menschen/der Schöpfung zusammenfassen) gesehen wird. Denn der Mensch erkennt, weil er die Form des zu Erkennenden bereits in sich trägt. (Sehen und Licht ist richtig verstanden eins, eine Wirklichkeit, die im sinnlichen Akt zu sich in der Erkenntnis findet: man erkennt gewissermaßen, wie man ein Heimkommendes begrüßt und liebt. Deshalb erkennt nicht jeder Mensch gleich, sondern im Maß seiner Liebe, in der sich wiederum der dreifaltige Gott selbst liebt und zu- wie ineinander west, welchem Akt der liebende Mensch sich anähnelt, auf daß Gottes Liebe geschenkhaft in ihm wese. Aber in jedem Fall hebt die menschliche Erkenntnis der bzw. als Wahrheit mit dem Empfang des Namens, mit dem Hören an; von diesem Initium geht alles andere aus. Wer keinen Namen erhält, der bleibt dumm, im wahrsten Sinn.)***

Folgt er der Liebe und Wahrheit nicht, liegt er nicht auf dem Strahl des Lichts gewissermaßen, zeigt er das Bild der Hölle, die von schönen Herzen, die gewissermaßen um das Reich des Guten mehr sehen als die häßlichen, die dieses Schöne in sich erstickt haben, gesehen werden kann. (Das Häßliche, die "Kreatur der Finsternis", scheut deshalb das Licht.)**** Insofern ist die Dunkelheit der Tiefsee eine mögliche Erklärung dafür, daß wir Kreaturen der Tiefsee als "häßlich" (und das kommt von Haß, von Lichtlosigkeit) empfinden, so wie wir Unentwickeltes (also dem Möglichen nachstehenden) als häßlich ansehen. Zumindest ist es eine Analogie zur geistigen Wirklichkeit des reinen Geistes, der ins Geschöpfliche nicht verhangen sein kann, weil er sonst nicht reiner Geist (und Wissen als Ordnung der immer gegenwärtigen, zeitlosen Ideen) wäre.*****





*Schon daraus ergibt sich, daß es nicht begründbar ist, warum eine Stufe, eine Art, ein Geschöpf in "ein anderes übergehen" sollte.

**Hierin gründet das uralte Wissen des Künstlers, aber jedes Schaffenden, um die "Muse" als Herrin der Kunst bzw. jedes "EinFALLs", natürlich graduell wie die Schöpfung gestuft.

***Von hier aus lassen sich direkte Linien zur Pädagogik und zur Schulpädagogik führen, die in diesem Licht als "Hinführung zum eigenen Namen" gesehen werden können. Identität (die die Übername des zugeteilten Namens ist) und Lernen - es wurde hier schon öfter darüber gehandelt - sind untrennbar.

****Die Menschheit hat zu allen Zeiten und an allen Orten das Häßliche, Böse, das Bedrohliche, mit dem Dunklen in eins gesetzt. Denn im Unerkannten, im vom Licht nicht erhellten oder erhellbaren, liegt die existentielle Gefahr der Nichtung weil des Nichts als Ort ohne Licht, und damit als Ort "ohne etwas". Denn alles, was ist, ist "zuerst", auf der einfachsten Stufe, aus dem Zusichselbstkommen bzw. Zurschöpfungkommen der Idee des Lichts. "Im Anfang war das Wort ... Und Gott sprach: Es werde Licht."

*****Deshalb ist Gegenwart (und: leben in der Gegenwart) auch kein irgendwie methodisch erreichbares "Aussteigen aus der Zeit", die viele glauben und damit einer Mode nachlaufen, sondern ein Akt der Vernunft, die sich ins Ewige-Eine-Alles zentriert bzw. hinordnet, weil daraus die Zeitlosigkeit erwächst, aus der alles Seiende der Schöpfung überhaupt ist.




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Keine Verschwörung, aber eine Richtung (1)

Zwar ist der VdZ kein Verfechter von Verschwörungstheorien, und zwar aus der bescheidenen Einsicht in Entscheidungsprozesse auch bei politischen Gremien. Die wesentlich irrationaler, im Grunde chaotischen Prozessen weit mehr vergleichbar ablaufen, als die meisten Menschen es sich vorstellen können. Selbst also, was uns als "eindeutig" in seiner Intention erscheint, ist in der Regel (und ganz sicher im Ganzen betrachtet) eine TENDENZ. Die sich zwar sehr wohl wiederum als geistige Richtung bestimmen läßt, aber nicht einfach das Funktionsprogramm einer noch so verzweigten Organisation ist.

Nur unter diesen Auspizien lassen sich so manche Dinge konsumieren. Wie dieses Video, das im Einzelnen sehr wohl überlegenswerte und wohl richtige Gedanken vorträgt. Denn daß die weltweiten Migrationsströme eine direkte Folge der Globalisierung der Weltwirtschaft sind, und zwar weil diese Globalisierung wiederum Auswuchs einer technizistischen Auffassung von Wirtschaft überhaupt ist, dazu braucht es keine Verschwörungstheorien.

Solche Art der Wirtschaftsgebahrung duldet keine Konkurrenz. Denn ihr steht jede regional in sich mehr oder weniger harmonische Bedarfs- und Arbeitsgemeinschaft entgegen. Ihre Prinzipien hebeln jedes verortete Wirtschaften aus, steht diesem diametral entgegen. Die Auswirkungen auf die seelische Kultur der betroffenen Menschen liegen auf der Hand: sie werden entwurzelt, weil ihr Lebensraum auseinanderfällt, zu einer reinen Funktionsmaschine mutiert, und ihr Denken, ihr Bewußtsein wird zur Pseudologie entkoppelt. Auf dieser Ebene wirkt im übrigen Propaganda, auf dieser Ebene wirken vor allem die social media, das Internet als Massenmedium, die über Wortgeflechte ein bewußtes "Ich" (bzw. Selbst) in der Existenz halten, das ohne sie ins Nichts stürzen würde. Damit wächst auch die Bedürftigkeit, im Ganzen gesehen, nach Globalisierung. Das sind bestimmten bewußt gesetzten Absichten allerdings immanente Folgen. Erkennbar als Richtung, wirken sie wie Absicht, aber sie sind genauso wenig planbar, wie es letztlich eine solche globalisierte Wirtschaft ist. Die gleichfalls zu einem hochkomplexen System ausartet, und damit in ihren Entwicklungen gegen alle Bekundungen der Politik überhaupt nicht mehr steuerbar sind, sondern chaotisch reagieren. Klare Ursache-Wirkungserhältnisse bleiben damit auf isolierte Teilvorgänge beschränkt.

Diese Wahrheit aber macht natürlich eine Argumentsreihe, wie sie das Video darstellt, plausibel, weil es auf der Hand liegt: Die Globalisierung läßt sich nur fördern, wenn sich Nationen - wir sprechen von Staaten - zu einer Aufweichung ihrer Grundlagen bereit erklären. Globalisierung dieser Art steht nämlich auf zwei Säulen: Der Nutzbarmachung der Staaten als abstrakte Funktionsapparate, und der Partikularisierung von Staatsvölkern. Auf deren einheitlichem Willen, ja auf deren Gemeinschaft aber Staaten aufruhen. Besonders das Schlagwort "Demokratie" - als eierlegende Wollmilchsau durch jedes Dorf getrieben - erweist sich hier als äußerst effektiver Systemknacker. Und selbst das Wort der "Islamophobie", die Verleumdung so mancher Regungen als "Nationalismus" etc., zeigt sich in anderem Licht. Und wenn von "multikulturellen Gesellschaften" gesprochen wird erhebt isch der Verdacht, daß damit ein positiver Wert nur vorgelogen werden soll, dessen Hintergründe schlicht und ergreifend anderer Natur sind, anderen Funktionen dienen. Denn machen wir uns doch nichts vor: auch die derzeitigen politischen Systeme können sich nur am Leben halten, wenn dieses aus sich heraus expansive System der Geld- weil Schuldenwirtschaft, das ohne je weitere Randzonen, die die unklärbaren Grauzonen der Verschleierung von Konstenwahrheiten durch "Zusätzlichkeiten" aufnehmen können nicht auskommt, prolongiert wird. Scheitern wird das System (und da muß man in gewisser Hinsicht sogar Karl Marx zustimmen) aber unausweichlich, und zwar aus sich selbst heraus. Doch solange es expandieren kann, wird sich dies nicht ereignen.

Eine Rückkehr zur menschlichen Wirtschaft, zu homogenen Lebensräumen menschlicher Gemeinschaften aber würde es unweigerlich kollabieren lassen. Schon deshaln liegt nahe anzunehmen, daß das politsche und gesellschaftliche Establishment diese "Rehumanisierung" als tödliche Gefahr begreifen MUSZ. Ob sie das weiß, oder nicht.

Damit erhalten aber sogar Aufrufe der Katholischen Kirche in Deutschland und Österreich, eine "Willkommenskultur" zu entwickeln, Migranten freimütig aufzunehmen, eine ganz eigentümliche Färbung. Von Ländern mit besonderen direkten historischen Verantwortlichkeiten, wie das bei Frankreich oder England, ja selbst Italien ungleich anders der Fall ist als etwa in Deutschland, Länder, die sich also der Frage der Migration bzw. spezifischer Migration ganz anders stellen müssen, soll vorerst nicht gesprochen werden. Wobei sich solche Fragen ja überhaupt sehr länderspezifisch stellen, und nicht einfach der ganzen Welt übergestülpt werden können. Der Ruf nach "europäischen Lösungen" hat da oft kaum anderen Charakter als den, Verantwortung weiterzuschieben.

Gleichzeitig tritt ein Land, das in diese Globalisierung hinein aufgeht, in Verantwortungsgeflechte, die durchschaut zu haben der Politik schlichtweg abzusprechen ist. Oder will sich Europa durch Beitritt zu einem TTIP mit den USA auch um die Migrationsprobleme Mexiko-USA kümmern weil dann kümmern müssen?

Universalisiert aber stehen sie aber dann in der konkreten Weltsituation im Wirkstrom an sich - aus katholischer Soziallehre und Anthropologie heraus! - abzulehnender und menschenfeindlicher Gesamtrichtungen, ja arbeiten diesen zu. Denn eines kann mit Sicherheit gesagt werden: Ein Land, das seine ihrem Staat zugrundeliegende Gemeinschaft verloren hat, und das heißt konkret: Kultur, hat sich selbst aufgelöst und ist in einen höheren Funktionszusammenhang aufgegangen. Im Grunde ist es da sogar Christenpflicht, sich DAGEGEN zu stellen. So nebenbei: noch mit einem sehr realen Hintergrund. Denn die Folgekosten einer Globalisierung" der derzeit angestrebten Art, deren "Kollateralschäden", sind auch von einer versammelten Menschheit gar nicht mehr zu tragen. Die Globalisierung baut an einem schönen Balkon, während das Haus selbst in Schutt und Asche versinkt.

Christentum, Katholizismus aber ist ohne Kultur überhaupt nicht denkbar, es ist aus seinem Wesen heraus auf eine Kultur hingerichtet. Denn es ist nie abstrakt, sondern kann überhaupt nur konkret und verortet sein, ja das Heilsgeheimnis, das sie verkündet, das Kreuz als Tor zum Leben, ist NUR konkreten Lebensvollzügen eingeschmolzen, niemals abstrakten, "universalistischen" Werteerfüllungen. Der Christ muß also aus seinem Wesen heraus die Verwurzelung anstreben, um die Wirklichkeit des Kreuzes als Wirklichkeit des Lebens zu finden. Erst dort liegt das Wesen der Heiligkeit. Dieser Ort beginnt an der Nasenspitze, beim Stein vor den Fußspitzen, und erst in sehr oder sogar sehr sehr nachrangiger Linie in Problemen in 1.000 oder 10.000 km Entfernung, oder gar bei "der Welt" und deren "Zukunft" als Ganzes. Diese Ordnung kann überhaupt nicht umgedreht werden, auch nicht von einem Papst.*

Das ist der Grund, weshalb gewisse politische Forderungen, ja Widerstände zur Christenpflicht werden können. Etwa durch Vorbehalte, durch Interventionspflicht der Kirche, zum Beispiel gegen Bestrebungen, solche Globalisierung weiter zu betreiben, aufzutreten. Sich hier auf Einzelregelungen zu beschränken, Einzelpflichten einzufordern (wie die, Zuwanderer "liebevoll aufzunehmen"), greift nicht nur zu kurz, sondern kann im Gesamtrahmen gesehen zu einer Selbstinstrumentalisierung für falsche Gesamtziele führen. Derzeit freilich wirkt die Linie der Kirche - sehr, sehr! gelinde formuliert - oft regelrecht naiv, ja dumm und so gar nicht menschenfreundlich, auch wenn sie genau das behauptet. Mit treuherzigem "habt Euch doch lieb" ist da viel zu kurz gegriffen.

Die Kirche deshalb, weil sich Institutionen wie die UNO bereits recht deutlich bestimmten Interessen und Richtungen untergeordnet hat, die als mit dem Christentum verträglich zu bezeichnen nicht mehr möglich ist. Selbst manches von dem, was als "Menschenrecht" bezeichnet wird, ist aus christlicher Sicht UNRECHT. Weil sich hier die Menschheit einem System in die Arme treibt, das die Hölle auf Erden bedeutet und Freiheit zum leeren Schlagwort verkommen läßt.






Morgen Teil 2) Exkurs - Sind wir überhaupt reich? 




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Samstag, 21. Februar 2015

Freitag, 20. Februar 2015

Verlust der Rechtsstaatlichkeit (2)


Teil 2) Wer irgendwie gut sein will, 
ebnet Willkür den Weg





Mit welchem Risiko spielen dabei Staaten und demokratische Regierungen´ohnehin nicht längst? Sie dürften es sogar wissen. Denn längst begegnen sich ja zwei Prinzipien: Zum einen eine Politik, die beinhart weitreichende Zukunftsentscheidungen, die eine gesamte Bevölkerung treffen (und dort höchst kontrovers beurteilt werden), auf reiner Mehrheitsbasis trifft, zum anderen ein immer sensibleres Recht, abweichende Meinungen auszuschalten.

Der Weg dazu, jeden, der einfach eine andere Meinung hat, auszuschalten, und zwar ohne eine vom Recht definierte Tat begangen zu haben, ist definitiv und bereits jetzt ja breit und offen. Man ist nur vorsichtig, ihn zu offen zu beschreiten. Man könnte sogar den Eindruck gewinnen, daß man still und diskret abwartet, bis sich das Rechtsempfinden in manchen Gebieten abgestumpft hat. Schon jetzt ist etwa "Freiheit" für einen überwiegenden (!) Teil der Bevölkerung unserer Länder kein vorrangiger Wert mehr, in jedem Fall "Sicherheit (vor Terror)", aber auch gar schon "Gesundheit (durch Schutz vor Tabakrauch)" unterzuordnen. Über wie viele Themen wird ja längst nicht mehr diskutiert, ob sie überhaupt Angelegenheit eines Gesetzes sein können, sondern, ob sie diese oder jene Regelung "besser" ist. "Na Rauchen ist eben nicht gesund!" Ja? Und? Ist es deshalb Angelegenheit eines Gesetzes? Was ist das nächste? Übergewicht? Warzen auf der Nase, die ansteckend sind, wie wir alle wissen? Ablehende Meinungen zu Feminismus oder Homosexualität sind es ja ohnehin fast schon, gewisse historische Themen berührt man besser auch nicht. 

Und die Liste ließe sich enorm verlängern, wo der Freiheit - und hier ist nicht Willkür gemeint! - des Menschen bereits Schranken gesetzt wurden namens eines "moralischen Wertes", der nicht damit leben läßt, daß es Meinungen gibt, die nicht gesollten, festgesetzten, dabei meist - wie "Terrorismus" - gar nie eingrenzbaren Normen entsprechen. Was ist etwa Rassismus? Diskriminierung? Ablehnung der Gender-Inklusivsprache? Bedeutet es nicht längst Verhetzung, auf  jeden Fall die Wahrscheinlichkeit einer Straftat, seine Kinder traditionell (und auch mit der Bereitschaft zur einen oder anderen Tachtel) zu erziehen?*

Das alles wird natürlich durch den Umstand begünstigt, daß auch das jeweilige Rechtsempfinden in einem Staat, wie es ursprünglich jedem Rechtssystem ja zugrundeliegt, keineswegs mehr einheitlich genannt werden kann. Dafür sorgt der Pluralismus zum einen, zum anderen die Etablierung eines neuen, zumindest anderen Rechtsempfindens durch Zuwanderer aus anderen Kulturen und Religionen. Wer davor die Augen schließt, dem kann nicht mehr geholfen werden.

Weiters muß davon ausgegangen werden, daß selbst in dem Fall, daß ein Staat ein einheitliches Rechtsempfinden, also eine für alle Bewohner gerecht empfundene Rechtssprechung im Fall "Terrorismus" hat, die internationale Staatengemeinschaft, wenn sich deren Rechtsauslegung bzw. -empfinden und -wollen nicht mit diesem Teilstaat deckt, sich berechtigt sieht, in dessen Rechtssprechung einzugreift.

Und dies alles auf der Grundlage ... nicht definierter, wohl auch gar nicht explizit definierbarer Tatbestände, denen schon gar kein einheitliches Rechtsempfinden zu Grunde liegt. Als der sicherste Weg zu Willkürgesetzen.

Oder ist der Leser in der Lage, dem VdZ eine hieb- und stichfeste Definition von Terror und Terrorismus zu liefern, die noch dazu NICHT auf einem sehr spezifischen Rechtssystem und dem diesem zugrundliegenden Rechtsempfinden aufbaut?

Sodaß es zusammenfassend zu sagen gilt, daß der momentan neue Höhen erreichende Wille zur Bekämpfung des Terrors eine Entschlossenheit vorgibt und fordert, die sich auf einen undefinierten Begriff bezieht. Und zum anderen nicht einmal auf jenes (allgemeine, einem Staat zugrundeliegende) Rechtsempfinden zurückgreifen kann, das einer richterlichen Entscheidung den Rahmen zu gegen vermöchte, der jeder Rechtssprechung ohnehin nur zugrundeliegen kann: Den einer moralischen Gewißheit.




*Andere Staaten regeln "gut oder schlecht"-Dinge ja durchaus anders. Simples Beispiel: Ungarn hat für Zuckerprodukte oder fette Speisen bei Imbißständen (darunter Hamburger bei McDonalds) eine Sondersteuer eingeführt, weil man der Meinung war, daß sie Krankheiten begünstigen, und damit als Kosten auch das Sozialsystem belasteten. Gut, ist nachvollziehbar, ob richtig oder falsch ein anderes Thema. Aber niemand hat je überlegt ein Verbot auszusprochen, Hamburger oder Zuckerwatte zu kaufen, zu verkaufen oder zu essen!





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Weg zum sopranationalen Sozialismus

Frage: Während Ihrer Jahre der Debatte um die globale Erwärmung und der Konfrontation mit dogmatischen Gläubigen an AGW, was war für Sie am enttäuschendsten?
 
Monckton: Die Politisierung der Wissenschaft seitens der Temperatur-Diktatoren; der beängstigend große Lärm des dreisten Unsinns durch einen Großteil von Akademikern und der Politik; der zombiehafte Eifer, mit dem jene, die von Klimawissenschaft keine Ahnung haben, behaupten, dass die Wissenschaft ,settled' ist; der Widerstand der Klimaextremisten, mit jemandem zu diskutieren, der sich in der Klimawissenschaft auskennt und die immer häufiger erhobenen Forderungen der Klimaextremisten, dass jene von uns, die skeptisch sind, wegen ,Verbrechen gegen die Menschlichkeit' angeklagt und verurteilt werden sollten. 

Lord Christopher Mockton, der als politischer Berater maßgeblich daran beteiligt war, daß Margaret Thatcher ursprünglich begann, Maßnahmen gegen den Klimaerwärmung einzufordern, bis sie - und Mockton - die wissenschaftliche Unhaltbarkeit dieser Thesen erkannten, in einem Interview während der Neunten Internationalen Konferenz zum Klimawandel des Heartland Institute 2014. Thatcher, so Mockton, sei erstmals skeptisch geworden, als sie (mit seiner Hilfe) sah, daß die Thesen zur Klimaerwärmung und deren Vermeidung auf wissenschaftlich fragwürdigen Füßen standen, wessentwegen sich ja auch Mocktons Ansichten schon gewandelt hatten. Den Ausschlag für eine Änderung der Politik gab schließlich, als Thatcher erkannte, daß diese Thesen hervorragend als Hebel taugten, einen sopora-nationalen Sozialismus einzuführen.




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Donnerstag, 19. Februar 2015

Der gemobbte Papst (2)

Teil 2) Nicht auf den Papst - auf die Interpreten schauet!




Wenn es also offenbar ist, daß die Medien eine Botschaft des Papstes regelmäßig oder auch nur mehrheitlich verdrehen, so kann man nicht die Schuld den Medien zumessen. Sondern die Schuld geht sehr rasch auf den über, der seine Botschaft diesem Risiko aussetzt. Das heißt: Wo das Display des Empfängerhandys gar nicht einschätzbar ist, kann der Sender nicht "ein Werk" versenden und so tun, als sei der Empfänger verpflichtet, auf sein Werk zu reagieren. Denn er weiß gar nicht, ob beim anderen überhaupt "dieses Werk" ankommt, und nicht ein anderes, und der Empfänger weiß nicht wirklich, was er da überhaupt erhalten sollte, weil er etwas anderes erhielt.

Verantwortungsvolle Schaffende gehen deshalb nicht einfach daovn aus, daß sie ein Bild malen, und dann möge es hängen, wo es möge, in der Abstellkammer oder im Empfangssalon, sondern sie suchen genau jenen Platz, an dem das sinnliche Komposit das darstellt, was sie zeigen wollten. Nur so ist verantwortlich gehandelt. Und erst dann kann man scheiden, wo eventuell auch böser Wille vorhanden ist, der aus dem Gesehenen etwas ganz anderes macht.

Wenn er das nicht gewährleisten kann, dann sollte der Maler auf jeden Fall sein Bild verborgen halten. Oder, als Sprecher gedacht: schweigen. Oder nur im Gegenüber reden, wo die Rezeptionsbedingungen halbwegs zumindest beherrschbar sind.

Und allen Internet-Rambos gesagt, die da herumlaufen und überall durchsetzen wollen, daß das Gesehene, Wahrgenommene der Menschen NICHT DAS IST WAS SIE WAHRGENOMMEN HABEN: Sie sind extrem lieblos und respektlos, und schaffen GENAU das, was zu verhindern sie angeblich trachten: Respektlosigkeit der eigentlichen Äußerung gegenüber, die wahrscheinlich ja gar nicht ist, was sie meinte.

Weshalb man ihnen schon gar nicht trauen sollte. Weil sie offensichtlich etwas anderes wollen. Nämlich das, was sie tun, aber anders benennen. Indem sie den ignorieren, nicht ernst nehmen, den zu "beschützen" sie heuchlerisch vorgeben.

Was also all die Interpreten tun, die ganze Internetseiten Tag für Tag mit Interpretationen vollschmieren, die päpstliche Aussagen in Zusammenhänge stellen, in denen sie zu wichtigen Aussagen werden (hätten können), ist die Verhinderung des Wirkens des Hl. Geistes. Nicht mehr und nicht weniger. Weil sie die gerechte Rückmeldung verhindern. Denn sie schieben sich vor jene Gestalt, mit deren reinem Vorhandensein dieser Heilige Geist unüberwindlich einherzugehen versprochen wurde.

Im Berufsleben nennt man das übrigens Mobbing. Es fällt unter das 5. Gebot: Du sollst nicht töten.** Die Interpreten mobben den Papst, und sie mobben ihn, weil sie meinen, seine Aussagen wären erklärungsbedürftig, nicht das was sie wären, sondern ... unerträglich. Weshalb man sie besser gar nicht sehen sollte. Sondern den Blick - auf die Interpreten richte.




*Der Leser meint, das sei selten? Oh, er kennt die Kunst nicht! Solche Haltungen, solche "Werke" sind fast die Norm. 

**UND JETZT KOMMT'S: Dies ist eine der direkten Folgen der medialen Präsenz des Papstes, auch wenn das niemand gerade der Frommschnalzer glauben wird wollen, es würde ihm die Unterhosen ausziehen. Denn genau sie hat bewirkt, daß das Amt sich auflöste und zur faktischen Person wurde, die der eigenen Verfügung unterliegt, in diesem fabelhaften Zwischenwirken mit der "Unfehlbarkeitstaufe" des Faktischen, des Menschen, der dort in Rom auf der Kathedra Petri sitzt. (Siehe die Warnung von Kard. Newman, kombiniert mit der Entwicklung der Medien.) 

Ein "Mensch wie Du und ich", und zwar im wahrsten Sinne. Folge? Nicht der Papst kommt zu mir (und bleibt aber, was er ist; das bleibt eine reine Gedankenbehauptung, quasi notwendiges Fazit einer Pseudologie; die phänomenologische Realität ist ANDERS), sondern die reale psychologische (wobei: hoch ambivalente) Folge ist: ICH KOMME ZU IHM. ICH WERDE PAPST heißt die zweite Hälfte dieses Janusgesichts der Medien am Bildschirm in meiner Hand oder vor meiner Tastatur oder im Wohnzimmer. Mit jedem Re-Tweet, mit jeder Antwort, mit jeder Mail, mit jeder Interpretation "wie es gemeint war", mit jedem Niederknieen bei der Übertragund des "Urbi et orbi" in früher noch schwächerer, aber genau das bereits einleitender Form, und nciht zuletzt: mit jedem Papst-Handschüttler am Petersplatz, mit jedem zufriedenen Grunzen, weil er wieder einmal ein Kind auf die Wange beschmust hat. Wir haben es heute mit EINER MILLIARDE PÄPSTE zu tun! Und das ist genau das, was der Protestantismus deklamiert hat.

Oh ja, nicht das erste mal, daß dem VdZ vorgeworfen wird, erst unlängst von einigen Lsern dieses Blog, daß er - hier: Papst Franziskus - "hasse". Und WER diese Vorwürfe erhebt! Eine beliebte Waffe. Der VdZ aber schweigt. Wie damals, wie früher. Vielleicht ... aus Respekt? Weil ihn bodenloser Schrecken über diesen Niedergang des Papsttums in seiner Rolle in der Welt erfüllt, wo Liebe zur primitiven Sentimentalitätsübung verkommt, während das Handeln verheimlicht töten will? Es gibt keine Liebe ohne Wahrheit. Es gibt keine Liebe ohne Läuterung. Es gibt keine Erkenntnis ohne Liebe. Gott, der die Liebe ist, weiß alles.




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Verlust der Rechtsstaatlichkeit (1)

Oh ja, das will natürlich jeder, und wer es nicht wollte, wäre ohnehin bereits aus jeder menschlichen Gesellschaft ausgeschlossen. ALLE wollen deshalb, daß der Terrorismus bekämpft wird. Und überall denkt man darüber nach, wie Terrorismus noch effektiver bekämpft (und verhindert) werden soll. Die UN hat ja bereits vor Jahren eine für sämtliche Mitgliedsstaaten verbindliche, per Sanktionen einforderbare Resolution Nr 2178 beschlossen. In dieser muß Terrorismus bekämpft und verhindert werden. 

Nur in einem Punkt kam es bislang zu keiner offiziellen Definition: Was Terrorismus überhaupt sei. Denn was für die einen Staaten Terroristen waren, waren für andere Freiheits- und Widerstandskämpfer. Das heißt nichts anderes, als durch diese UN-Resolution ein Freibrief für Staaten geschaffen wurde, jede Mißliebigkeit, ja sein eigenes Rechtssystem aus dem Weg zu räumen.

Und dem VdZ ist auch niemand bekannt unter den Allzuvielen, die seit Wochen und Monaten sich "gegen den Terror" aussprechen, der jemals erklärt (und vermutlich auch nie nachgedacht) hätte, was Terrorismus und Terror überhaupt sei!

Dies wird noch dringender durch Forderungen, durch mittlerweile an vielen Orten erwogene oder bereits erlassene Gesetze, auch "terroristische Absichten" oder "Begünstigungen" als terroristische Akte zu sehen, also mit Rechtsmitteln zu bekämpfen. Was nichts weniger heißt als daß Gedanken unter Strafe stehen, und den Entzug staatsbürgerlicher Rechte, den Verlust des Rechtsschutzes, der ja die Zentralaufgabe eines Staates ist, nach sich ziehen können.

Denn nun wird es ja überhaupt erst heikel: nicht nur ist nicht klar, was Terrorismus ist! Dieses Wort ist ja zu einem ähnlich beliebigen Totschlagwort geworden wie Demokratie, oder Menschenrecht. Sondern nun geht das Recht dazu über, sich selbst auszuschalten, weil undefinierbar ist, was denn nun eine Absicht oder Begünstigung von Terror überhaupt sei! Was ja doch seit vielen Jahren schon bei den USA zu beobachten ist, die frank und frei JEDEN der sich ihnen entgegenstellt, zum Terroristen erklären, also gar keine Kriege mehr führen, obwohl sie überall zündeln, sondern nur noch "Terroristen bekämpfen". Darunter solche, die wenige Jahre zuvor - von den USA selbst dazu erklärt - koalitionsfähige Freiheitskämpfer waren.

Folgerichtig wird in Deutschland und in Österreich schon ganz offen darüber diskutiert, ob Personen, die unter "Terrorverdacht" stehen (etc.), durch Fortnahme ihrer Personaldokumente die staatsbürgerlichen Rechte weitgehend zu beschneiden. Wer ist aber nun verdächtig, Terrorismus zu fördern, zu begünstigen, oder gar und vielleicht zu planen? Jeder, der einen Blog führt, oder einen Leserbrief schreibt, oder im Kaffehaus mit Freunden ein Gespräch führt und zufällig belauscht wird, in dem er Verständnis für irgendeine Tat oder Vereinigung äußert, oder auch schon jeder, der sich nicht strikt genug von einem Akt abgrenzt, der (zufällig, oder aus aktuellem Anlaß) als Terrorismus definiert wird? Wie sieht es dann erst mit jemandem aus, der provokative Äußerungen irgendwo getätigt hat, oder nur regelmäßig in die Moschee geht (oder in die Kirche), und nun auf amazon nach Sportwaffen oder Messern surft (weil er heimlich einen Campingurlaub plant)? Ist der bald schon unter "dringendem" Terrorverdacht? Oder sind es alle Demonstrationen, die irgendeiner Macht behauptenden Definition nicht genehm sind? Oder entschließen wir uns unter dem Eindruck aktueller Verhältnisse und Ereignisse rasch mal zur Diktatur? Man muß es nur wissen!

Denn so, wie dieser neue Terrorbekämpfungsakt diskutiert wird, hieße das sogar, daß es nicht einmal mehr zu einer Verhandlung kommen müßte, in der der Tatbestand einer Straftat zu klären ist, EHE jemand verhaftet wird. Herrscht in einer Gesellschaft klarer Konsens ist das ja noch zu diskutieren und evtl. legitim. Aber herrscht dieser Konsens nicht, kann es nur heißen, daß eine Gruppe über die andere(n) herrscht und das Recht hat, Opposition als Terror zu definieren und auszuschalten. Das ist gar nicht so weit hergeholt, denn immerhin werden immer wieder Gesetze beschlossen, die für einen Teil der Bevölkerung (man denke an die aktuellen Fortpflanzungsgesetze in Österreich) niemals akzeptabel sein KÖNNEN. Einem Katholiken, der den Staat auch als Verantwortungsgemeinschaft begreift, KANN es gar nicht gleichgültig sein, in einem Staat zu leben, der solche Gesetze beschließt, denn hier wird er an die ultimative Pflicht Gott gegenüber gepreßt. Ist also bei Regierungswechsel erlaubt, die Vertreter (und Beschließer) solcher Gesetze als Terroristen anzusehen, und entsprechend zu bestrafen? Das Recht dazu wäre nicht einmal von der Hand zu weisen! Wovon spricht dann gar Carl Schmitt, der vom "Terror der Werte" spricht?

Oder wie sieht es mit jemandem aus, der das TTIP als ultimative Kulturkatastrophe sieht, die er seinen Kindern mit allen Kräften ersparen möchte? Ein potentieller Terrorist? Und wenn ihn der hiesige Staat nicht so sieht - tut es die internationale Staatengemeinschaft, die seine Inhaftierung verlangt? Terrorisiert ihn nicht der Staat? 

Genau so war ja Demokratie aber auch nie verstanden, als Herrschaft der Mehrheit über die Minderheit. Denn ursprünglich war klar, daß Demokratie in Grunddingen einen Konsens aller braucht, sonst bricht ein Staat auseinander. Wer terrorisiert aber nun wen, wenn er terrorisiert, und wie? Denn es ist ja gerade das Paradox einer Demokratie, daß sie einhellige Meinungen und Haltungen, zumindest in Grunddingen, BRAUCHT, sonst funktioniert sie gar nicht, sondern wird zur Diktatur der Mehrheit. Regierungswechsel würden dann zum Wechsel der Diktatoren, deren jeweils erster Akt die Revidierung zuvor beschlossener "falscher" Gesetze wäre.



Morgen Teil 2) Wer irgendwie gut sein will, ebnet Willkür den Weg



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