Nicht die Wahrheit ist relativ, nicht subjektiv und deshalb in ihrem absoluten Gehalt nicht bestimmbar. Sondern der Zugang zu ihr, die Durchlässigkeit auf sie hin. Deshalb kann nur der Ganz-Heilige - Gott - die Wahrheit selbst nicht nur darstellen, sondern auch sein. Hier ist also Denken und Vollzug in einem, hier ist sie Sakrament. So, wie der Eid daran rührt, in dem sich der Mensch zum höchsten ihm Möglichen ausstreckt, ohne es aber zu berühren.*
Eben nicht aber im Menschen. Denn der Zugang zu ihr, der ist subjektiv. Und nur im Sittlichen kann sie überhaupt jene Gestalt annehmen, die ihn auch wahrhaftig handeln - nicht zufällig richtig treffen - läßt.
*Im alten Rechtsgut der Germanen, aber eigentlich: aller Völker, war der Eid vor Gericht deshalb die Überwälzung der Beweispflicht und damit Gerechtigkeit auf eine Person - den Eidleistenden. Dieser stellte sich im Eid direkt Gott gegenüber, und zog damit auch alle Folgen auf sich, wenn das Urteil ungerecht war, und damit Gott beleidigte. Im Eid mußte das Gericht (der Richtende) deshalb nicht mehr subjektiv für wahr halten, urteilen.
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