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Samstag, 14. Februar 2015

Laßt den Alten weit weg sein (2)

Teil 2) Der Katholik braucht keinen Papst zum Seligwerden





Er scheint diese Überforderung zu ahnen, denn daß er die päpstlichen Gestaltmerkmale nach wie vor ablehnt, nicht einmal in die päpstlichen Gemächer zieht, könnte ganz einfach ein Davonlaufen vor der Überforderung zu sein, die ihm die Kardinäle aufgebürdet haben. Werter Leser, Sie sind nicht weniger katholisch, wenn Sie der Meinung sind (und das sind sie nicht allein!), daß der werte Herr Dorfpfarrer-Niveau hat, und meint, es wäre ein besonders tolles Papstverständnis, den Papst zum Dorfpfarrer zu machen, statt einfach am Rio de la Plata zu bleiben und Mate mit Pedro und Juanita zu süffeln. Und als kleiner Jux, der das Leben ein wenig amüsante macht: Machen Sie, geneigter Leser, sich klar, daß die, die dieses wirre Zeug. das man halt so beim Tee dahertratscht, wo man eben redet wie einem der Schnabel gewachsen ist, wie es nun aber vom Balkon des Petersplatzes erklingt, zur "tiefen Spiritualität" erklären, gar nicht wissen, was überhaupt Spiritualität (und schon gar: tiefe) ist.

Wer mit offenem Herzen dem depositum fidei zugeneigt ist, und das sagt ein Kardinal Newman, DER ist katholisch verankert.

Der braucht keinen Papst im Fernseher der ihm (völlig absurd, aber auch tief beleidigend!) erklärt, wie viele oder wie wenige Kinder er haben soll, und es gehört dann auch nicht zur Christenpflicht, nachher dutzende Artikel zu suchen, in denen berichtigt wird, weil er es in Wirklichkeit anders gemeint hätte, was halt so und so aus den und den Gründen rüber kam. Man höre einfach nicht mehr hin, was erwartet man sich denn überhaupt davon? Die Heilsgestalt der Kirche, dieses "Pharmakon der Heiligkeit" (Zitat: M. Mosebach) ist niemals (!) am Bildschirm sinnlich erkennbar. Dort wird bestenfalls DARÜBER berichtet, wie es eben ein Photo leisten kann. Man höre weg, wenn man etwas Seltsames in sich aufsteigen spürt, wenn wieder einmal Papstbotschaften durch den Äther klingen. Aus Selbstschutz - hören Sie weg!  Was wichtig ist, wird Ihnen am Sonntag der Pfarrer erzählen, ganz sicher.

Aber diese vermaledeit kompliziert gewordene Verquickung von faktischer Person (die zuvor so fern und hoch am Berg war, daß niemand eine "persönliche Beziehung zu einer konkreten, faktischen Person" hatte) und Amt in der expliziten Dogmatisierung macht es ununterscheidbar, ob eine Abneigung gegen Bergoglio auch eine Abneigung gegen das Papstamt ist, sodaß das Gewissen in unlösbare Konflikte geriete. Denn dann ... würde es der erste Schritt zur heilsverwirkenden Apostasie, dann würde die rein persönliche Aversion gegen einen nicht sehr gescheiten und völlig überforderten* Argentinier plötzlich zum Beginn eines Sedisvakantismus. Genau davor hat ja Kardinal Newman gewarnt, als er meinte, es sei unklug, das Dogma der Unfehlbarkeit explizit auszurufen, wo es doch ohnehin dem Katholischen implizit sei.

Und dann könnte es einem glatt so ergehen, wie es allzuvielen bereits ergeht: daß man den Mut zur eigenen Wahrnehmung verliert, weil man Angst hat, es könnte etwas "Gefärliches" dabei rauskommen, und in debiles Lob-Lallen verfällt, um besser kein Risiko einzugehen, wie es mit eigenem Urteil verbunden ist. Wenn es bei einem, geneigter Leser, so weit einmal gekommen ist, dann hat man bereits einen fundamentalen Schaden im Glauben und Heilsstreben.

Aber mit dem Herz am depositum fidei, dem Herz am Herzen Jesu, der braucht auch niemanden, der ihm erklärt, wie er "den Muslimen" zu begegnen hätte - der hat seine Menschen in der Umgebung, Ebenbilder Gottes, die Gott ihm geschickt hat, und als solche kann und MUSZ er ihnen "in Christo" begegnen. Liebe heißt aber keineswegs Dauergrinsen, und es heißt nicht Synkretismus.

Der hat für sein Glaubensleben seinen Pfarrer, den Bischof, den Katechismus, und die Liturgie der Sakramente und im Jahreskreis als Weg zur Heiligkeit, in Ehrfurcht vor allen Dingen, weil sie aus der Hand Gottes stammen, der allem erst Wirklichkeit gibt. Und irgendwo ganz ganz weit weg, man hat davon schon gehört, auch einen Papst, als definitiven Anker der Kirche in Gott, der einen sonst nicht weiter zu bekümmern hat als daß es ihn gibt. Das sind die Anker der Katholizität. Und  DIE formen jene Glaubensdisposition, jenen Glaubensinhalt, an den auch der Papst glaubt und zu glauben hat, und aus dem er seine Aussagen, und dann und wann, aber höchst selten, auch eine ex-cathedra-Erklärung schöpft.




*Es ist eine alte Erfahrungstatsache, daß der Überforderte zum Hochmut, der Hochmütige zu besonders viel Beweisen für seine Demut, und der dafür Gelobte zu Keckheit und Selbstüberschätzung neigt, weil er nur so - höchstens, aber Gott findet immer einen Weg - zur Wirklichkeit findet. (Während der Unterforderte bekanntlich in Selbstzweifeln zergeht.)




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