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Mittwoch, 18. Februar 2015

Der gemobbte Papst (1)

Nun mangelt in diesen Tagen, Wochen und Jahren nicht an jenen eifrigen Gemütern, die ihre Tage damit verbringen, vom Papst Gesagtes, Geäußertes, Getanes zu "interpretieren". Bösartige könnten es sogar als "Katholisieren" bezeichnen. Gemeint ist jene Tätigkeit, die aus diversen Wortspenden herausfiltert bzw. sich die Autorität zumißt, dies zu tun, was wie und in welchem Zusammenhang zu verstehen sei. Und steigert sich nicht selten in wahre Fanatismusorgien und Verwünschungstiraden, weil dazu nicht jeder und  nicht immer bereit sei.

Nun sei so manchem einmal angeraten, wie es einem selber gehe, wenn man es mit "Freunden" zu tun hat, die ständig der Welt erklären, wie das, was man tut, sagt oder äußert denn "in Wirklichkeit" zu verstehen sei. Dabei, im übrigen, noch gehörig selektieren, also nur jene Aussagen heranziehen, die so und so in diesen Zusammenhang paßten. 

Wie es dem VdZ in gewissem Zusammenhang bereits ergangen ist. Denn dann würde er am eigenen Leib fühlen, was das nachdenken ohnehin aussagt: Es ist eine Erfahrung äußerster Respektlosigkeit und Demütigung, und in allem: der Lieblosigkeit.

So verfährt man mit Geisteskranken, mit Unberechnbaren, mit fragwürdigen Charakteren, die man doch noch irgendwie halten will. Oder mit Kindern, bei denen man diese Unfähigkeit abzustimmen, was gemeint, und was geschaffen wurde, noch als wahrscheinlich annimmt. Denn man unterstellt zum einen, daß derjenige nicht in der Lage wäre, sich so auszudrücken, daß er verstanden würde. Zum anderen unterstellt man, daß derjenige nicht genug Klugheit besäße, sich in einer Form auszudrücken, die unmißverständlich sei, sodaß beim Empfänger auch ankomme, was er absandte.

Um zu illustrieren, was damit gemeint ist: Man stelle sich vor, ein Maler verfertige Werke, die er dann per Handy verschickt. Und weist darauf hin, daß dies ein Werk sei, auf das er stolz sei, denn er drücke sich darin vollkommen aus. Nun hat aber der eine Empfänger eine alte Nokia-Mühle, in der ein 3x4 cm großes, gräßliche aufgepixeltes Bildnis erscheint, das in blassen Farben und zerronnenen Konturen etwas darstellt. Der andere hat auf seinem Samsung Trophy 3400 eine gewisse Gelbfärbung, die alles in seltsamem Gelb erscheinen läßt. Der nächste hat einen Fehler in der Bildanzeige seines Siemens Uralt 5000, sodaß nur Fragmente auftauchen. Etc. etc.  Sie fragen nach, alle, rufen den Man an, ob das, was sie so vor sich hätten, SEIN Bild sei? Aber ja doch, versichert der Künstler, das sei sein Bild! 

Was meint nun der geschätzte Leser, was diese über das Bild des Künstlers sagen werden? Er male es sich selbst aus. Schon gar wenn man sich einen Künstler vorstellt, der aus Jux und Lässigkeit irgendetwas auf die Leinwand schmierte, und dann dem Empfänger gegenüber behauptet, es sei dies oder das, es läge nur an seinem Handy, es nicht zu sehen. Auch das - ein Akt der Lieblosigkeit, wenn nicht arglistige Täuschung. Vielleicht weil man ohnehin davon ausgeht, daß der Empfänger aus Liebe oder Verpflichtetheit daraus "etwas mache".*

Was lernen wir daraus? Um eine Botschaft anzubringen, ist es von nicht geringer Bedeutung zu berücksichtigen, ob das Medium, über die sie mitgeteilt wird, beim Empfänger überhaupt ALS diese Botschaft ankommt. Wenn sich der Sender gar nicht darum kümmert, kann er es mit seiner Botschaft also gar nicht ernstnehmen. Denn dann liefert er sie der Willkür der Empfänger aus. Der eine meint, dann, das Gelb wäre zu reduzieren auf ein mattes Grün, der nächste, daß die Fragmente nur zusammenzuhalten seien, und der dritte, daß diese Unschärfe wahrlich große Kunst sei, in der der Schaffende die Fragwürdigkeit der Welt meine. Und so verbreiten sie es dann weiter: XY habe ein Werk geschaffen, das so und so sei und dies und jenes aussage. Als sie einmal zusammentreffen, zufällig, nach einem Kinobesuche, kommen sie ins Gespräch, und stellen mit wildem Eifer fest, daß die je beiden anderen das Bild völlig falsch verstanden hätten.

Was ist daraus zu folgern? Daß der Künstler möglichst nicht mehr seine Bilder über Handy verschicken sollte. Denn ein Bild ist ein Bild ist ein Bild. Und die Verantwortung dafür hört nicht auf, wenn er es auf Papier bringt, das Einscannen und Versenden oder gar Empfangen geht ihn gar nichts mehr an, das Bild zu erkennen liegt also in der Verantwortung der Empfänger, die sich darauf gefälligst einen Reim machen sollen.

Aber noch etwas Wesentliches wird von den frommen Interpreten und Kaholischmachern gefließentlich übersehen. Daß nämlich in jedem Fall eine Botschaft für jeden in gewissem Grad etwas anderes bedeutet. Seine Reaktion darauf ist aber nicht vernachlässigbare Größe, sondern sie hat ein seltsames Geheimnis: WAS nämlich etwas ist, ist immer (zumindest: auch), vor allem aber initial, also in seinem Grund, geoffenbart, also: empfangen. Und keineswegs schlichte Willkür oder guter Wille. Darin liegt die Wahrheit, daß es in jedem Fall und unter allen Umständen gilt, offene Ohren zu haben dafür, was der andere, der Empfänger, über das, was man gesendet hat, denkt, wie er es sieht, und wie es aufgenommen wird. 

Es gibt die "nur so zu sehende" Interpretation also nicht. Und darin liegt der Weg Gottes zu den Menschen! Der immer eine persönliche Botschaft enthält. Weshalb es immer notwendig ist zu dem zu stehen, WIE etwas auf einen wirkt. Ganz subjektiv. Es gibt diese Pflicht zur Subjektivität tatsächlich! Und zwar genau sogar dann, wenn diese Subjektivität tatsächlich mit der "gemeinten" Wirklichkeit des Empfangenen gar nicht übereinstimmt. Als Rückmeldung ist sie höchst wesentlich. Nur so kann der Sender prüfen, ob seine Ausdrucksmittel von jenem Geist durchdrungen sind, aus dem er selbst das schöpft, was er auszudrücken beliebte.


Morgen Teil 2) Nicht auf den Papst - auf die Interpreten schauet!




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