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Montag, 23. Februar 2015

Keine Verschwörung, aber eine Richtung (2)

 Teil 2) Exkurs - Sind wir überhaupt reich?




*Ein Problem ganz eigener Art ist das Reden vom "Reichtum" europäischer Staaten, wie Deutschland oder Österreich. Dieses Lied wird ja auffällig vor allem von jenen angestimmt, die in ihrem ganzen Leben nicht nur noch nie etwas geschaffen haben, deshalb um die Relativität von "Reichtum" wissen, sondern die noch dazu die Einzigen (!) waren, die von diesem Mythos vom Reichtum bislang bestens gelebt haben, und weiter davon leben. Gemeint sind die mittlerweile an die 60 % der Arbeitnehmer etwas in Österreich, die man als direkt oder indirekt verbeamtet bezeichnen muß, nicht nur in Staat oder Kirche. Diesen sagen auch Fakten nichts, die zeigen, daß wir den behaupteten Reichtum (der eine rein statistische Größe ist) gar nicht besitzen, weil wir ihn auf Schulden, auf Zukunft hin zwar konsumiert, aber gar nie erwirtschaftet haben, in der Hoffnung, daß ihn zukünftige Generationen erwirtschaften.  

Was würde jeder einzelne Flüchtling, jeder einzelne Zuwanderer sagen, wenn man ihn bei der Einreise auch gleich ein Formular unterschreiben ließe, daß er hiemit - samt seiner Familie, und zwar jedem einzelnen davon, ob Kind oder Opa - und ab sofort verpflichtet wird, 30.000 Euro Bargeldschulden, und noch zweimal (!) so viel Verpflichtungsschulden (Altersversorgungszusagen etc.) abzutragen? Warum sagt man das diesen Zuwanderern nicht recht deutlich? Bekommt hier die Forderung nach bedingungsloser Aufnahmebereitschaft von Zuwanderern nicht augenblicklich eine ganz andere Färbung, nämlich die des Zynismus? 

Reichtum gibt es immer nur als relative, auf eine konkrete Gesellschaft sowie deren Zustand bezogene Größe, weil Reichtum mit Wert- und Leistungsverhältnissen zu tun hat, also nicht "absolut" vorhanden ist. Wer gesellschaftliche Zustände und Leistungsparitäten verändert, ändert damit aber auch ihren Reichtum. Bekommt deshalb Migration eine bestimmte Dimension, die mit Verhältniszahlen zu tun hat, kippt ein System ohne jeden Zweifel. Und schlagartig lassen wir Zuwanderer ab einer bestimmten Menge somit gar nicht mehr an unserem Wohlstand teilnehmen, sondern vernichten den Wohlstand insgesamt - ein Paradox, das mit bloßen Kosten-Nutzenrechnungen gar nicht erkennbar wird. 

Auch Rom ist nicht deshalb verfallen, "weil" zu viele Fremde kamen (die sich fast immer problemlos assimiliert hatten). Es ist zerfallen, weil es seine kulturellen Paritäten (bis ins Detail persönlicher Lebensvollzüge) verspielt hat, und das hat sich mit der Zuwanderung sprungprogressiv entwickelt.

Es ist gleichermaßen irreführend zu meinen, dies wäre mit "hoher Ausbildung" etc. bei Zuwanderern auszugleichen. Indem also Mensch und Wert als abstrakte Funktion gesehen wird. Wert ist nämlich vom Menschen nie zu trennen. Er ist eben KEINE bloß mathematische Größe. Wer das glaubt, wer glaubt, Reichtum ließe sich technisch "produzieren", wird bald mit leeren Händen dastehen oder viele leere Hände als Kollateralschaden hinterlassen. Der Wert eines Gutes, der Wert einer Leistung ist nur scheinbar in einer Liste zu vermerken, als wäre es absolut. Hier gehen wir unserer eigenen technischen Abstraktionsfähigkeit auf den Leim, indem wir Abstrakta unzulässig konkretisieren.

Wer aber noch nie Werte geschaffen hat - wie so viele, ja heute wohl alle der moralischen Mahner - begreift das einfach nicht, weil ihm selbst der Bezug zu Werten fehlt. Er kennt nur Kontoauszüge und Bankomaten, Wirtschaft nur aus Seminaren, und glaubt an Mythen, weil er sonst bloßgestellt und auf Notwendigkeiten hingepreßt wäre, die zu erfüllen er sich aber längst habituell weigert.

Wäre es außerdem, so nebenbei, ein gar so weit hergeholtes Fordern gerade jene, die Zuwanderung ohne Wenn und Aber verlangen, dazu zu nötigen (und seine Nachbarn soll er gleich mitnehmen), sich vor die Migrantenfamilie ums Eck zu stellen und den gewiß etwas Erstaunten die reine Wahrheit einzuschenken: daß sie zukünftig seine Rente sowie seinen Wohlstand zu gewährleisten hätten? Wie stellt sich unter diesen Wahrheiten denn dann überhaupt die Forderung nach Zuwanderung dar? Nicht als brutale Form eines Neo-Kolonialismus, indem halt nicht mehr Kupfer oder Kohle, sondern Menschen importiert werden (was man natürlich "moralischer" argumentieren muß)? Was bleibt dann noch von der angeblich bewiesenen Liebe zum Fremden? 

So manches Argumentieren im Öffentlichkeitsrauschen müßte endlich vom Kopf auf die Füße gestellt werden. Und so manche historische Mär und manche Erfolgsgeschichte (gerade bei Ländern, die sich wesentlich der Migration "verdanken") müßte unter ganz anderen Gesichtspunkten untersucht werden, als bislang üblich war. Und so manchen Migranten, und so manchen Ländern, die etwa alles unternehmen, um der EU (weil genau diesem vermeintlichem Wohlstand) beizutreten, müßte reinerer Wein als bisher eingeschenkt werden, weil ihr Streben reine Illusion, Täuschung durch zu viel Fernsehkonsum oder social media-Blasen ist. Europa wird nicht nur hier zum Opfer der Wirksamkeit seiner eigenen Propaganda.²

Im übrigen zeigt sich diese Wahrheit (die eine Binsenwahrheit wäre) exemplarisch in allen Ländern, denen mit Geldzuwendungen vorgeblich auf die Sprünge geholfen werden soll. Das ist NOCH NIE gutgegangen, kann nach volkswirtschaftlicher Betrachtungsweise (s. u. a. L. v. Mieses bzw. die österr. Schule der Volkswirtschaft "at its best") auch niemals gutgehen, sondern bewirkt sogar das Gegenteil: Die Werteparitäten in einem Land werden destabilisiert, gar gekippt, und das Land stürzt in unendliches Chaos und Zerrüttung. Wer Griechenland (etc.) ansieht, sieht die Bestätigung: Geld ist niemals ein absoluter Wert, es ist immer relativ weil auf Leistungs- und kulturelle Verhältnisse und damit auf den Zusammenhang wie auch -halt einer menschlichen Gemeinschaft bezogen. 



²Den Hinweis auf einen Papst, der genau unter solchen Mythologien sozialisiert wurde, könnten wir uns ersparen, wäre es nicht so virulent. In ihm ist Europa mit dem quasi dogmatischen Zwang konfrontiert, seine eigene Propaganda, seine eigenen Illusionen für bare Münze zu nehmen, ja sich teilweise regelrecht infantilisieren zu lassen. Weil solche Infantilismen die Eckpfeiler der irrigen Realitätssicht eines Zuwandererschicksals waren, in dessen vordergründigem Traditionsstrom auch dieser Papst steht. Es kommt genau jener Geist (auch: der Entwurzeltheit) zurück, der die beherrschte, die dereinst ausgewandert sind. In Wahrheit hat die Zeit der Überlegenheit des Abendlandes über sämtliche Weltkulturen nie aufgehört. Aufgehört hat nur der Glaube daran, denn der wurde entmutigt, sodaß viele mittlerweile bereit sind, diesen Geist aus "moralischen" Gründen aufzugeben.




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