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Samstag, 7. Februar 2015

Wege aus der Korrumpierung der Wissenschaft

Ein empfehlenswerter Vortrag von Prof. Erich Weede (39 min.), ein Soziologe, der sich auf leicht nachvollziehbare Weise mit Wesensaspekten, Möglichkeiten und Grenzen von Wissenschaften befaßt, mit besonderem Bezug zum Wesen der Klimaforschung als exemplarischen Fall. 

Weede weist auf die soziologische Tatsache hin, daß es bei allen Beobachtungsvorgängen zu Gruppeneinigungen kommt. Und zwar auch, wenn diese Einigung den objektiven Gegebenheiten widerspricht. Gruppenkonsens geht so gut wie immer über Fakten, und führt zur Bekämpfung der Dissidenten, nicht zur Konkurrenz. Die aber für die Wissenschaft rein praktisch gesehen lebensnotwendig ist, weil Theorien wissenschaftlich betrachtet nur falsifizierbar, nicht verifizierbar sind.

Wissenschaft kann und darf deshalb auch NIE für die Obrigkeit arbeiten. Dies führt unweigerlich zur intellektuellen Korruption. Deshalb ist schon die bloße Existenz eines Weltklimarats (der fast ein Monopol darstellt) eine Gefahr, keine Förderung von Wissenschaft. Korruption durch das Gefühl der eigenen Wichtigkeit ist dabei noch gefährlicher für Korrumpierung als Geld. 

Das gilt natürlich auch für wissenschaftliche Publikationen. Meist herrscht dort dasselbe Prinzip - die Mehrheit (der Begutachter) entscheidet über die Veröffentlichung. Damit ist die Relevanz der Veröffentlichung bereits prinzipiell in Frage zu stellen, weil schon die Auswahlkriterien nichts über den Wahrheitsgehalt, die wissenschaftliche Relevanz aussagen.

Es spielt auch keine Rolle, aus welchem Fachgebiet eine Theorie stammt, auch wenn sie zu anderen Gebieten spricht.

Die Schwächen, mit denen man es hier zu tun hat, sind ja nichts Ungewöhnliches, sie sind allgemein menschlicher Natur. Das Problem liegt nur darin, in Machtpositionen zu kommen. Dann sind es dieselben Schwächen - aber mit weit größeren Auswirkungen.

Es gibt kein Mehrheitsprinzip in der Wissenschaft. Die Wahrscheinlichkeit, daß "Dissidenten" richtiger liegen als der Mainstream der Wissenschaft, ist sogar immer äußerst hoch gewesen. Es waren praktisch immer Einzelleistungen, die wissenschaftlich neue Wege eröffneten (die dann zum Konsens wurden ...). Eine gewisse Feindseligkeit der Wissenschaftler untereinander sogar ist einem Konsens vorzuziehen, wenn diese Feindseligkeit nicht den Gegner mundtot macht und aus dem Weg räumt.

"Konsens entlastet von Sorgfaltspflicht." Wer sich vom Konsens gestützt weiß, neigt automatisch dazu, seine Fragestellungen zu verkürzen. Weede verlangt daher die ganz bewußte Förderung eines "Team B", das sich in bewußtem Dissens zum "Konsens über den Klimawandel" befindet. Und das genauso gut mit Chancen (auch in der Karriere) und Geldern ausgestattet werden muß, wie die Konsenspartei. 

Ja, man bräuchte sogar noch ein "Team C". Das sich mit den wirtschaftlichen Folgen einer ANPASSUNG an verändertes Klima befaßt, nicht mit denen einer VERHINDERUNG. Nur sich auf Konsens zu verlassen, wie es passiert ist, birgt die hohe Wahrscheinlichkeit furchtbarer Fehlentscheidungen in der praktischen Bewertung wissenschaftlicher Ergebnisse durch die Politik.

Denn heute passiert das genaue Gegenteil: Indem man sich auf diesen Konsens verläßt, dessen Anfälligkeit für wissenschaftliche Fehler siehe oben äußerst hoch ist, werden jene mit anderslautenden Einsichten zu Feinden gemacht, die es zu bekämpfen gilt. Damit nimmt man den eigenen Entscheidungsgrundlagen aber die Chance auf Läuterung durch Erkenntnis. Obwohl man doch wissen müßte, daß JEDE Theorie Fehler enthält. Speziell beim Klimawandel (aber nicht nur dort) wird stattdessen alles getan, um die vorhandenen Gegentheorien, die die gängigen Thesen falsifizieren, zu unterdrücken.

Genauso wenig kann Wissenschaft absolute Aussagen setzen. (Anm. Nicht aus sich heraus. Das zeigt am deutlichsten die Sitte, sich beim Klimawandel auf "Wissenschaft" zu berufen. Absolute Aussagen, Prognosen als Vorwegnahme von Zukunft, haben mit Wissenschaft selbst nichts mehr zu tun. Denn eine Prognose KANN gar nicht wissenschaftlich sein, weil sich Wissenschaft nur auf Vergangenes beziehen kann. Fragt man einen Wissenschaftler über Wahrscheinlichkeiten von Entwicklungen oder praktische Maßnahmen, so fragt man ihn als Privatmann. Denn hier kommt ein zweites, ein ethisches Element dazu, das zwar der philosophischen und religiösen und politischen Diskussion unterliegen kann, nicht aber der fachwissenschaftlichen. Dieses Element ist ein Entscheidungs-, ein Gestaltungselement, das immer (!) formuliert oder im Hintergrund mitführt, wie Zukunft "sein soll". Von "Alternativlosigkeit" unter Berufung auf Wissenschaft kann da keine Rede sein. So zu sprechen zeigt nur einen Mangel an Gestaltungswillen und Bereitschaft zur Verantwortung.  

Auch über Ursache-Wirkungs-Zusammenhänge kann die Wissenschaft keine absoluten Aussagen machen. Denn dieselben Daten lassen sich immer durch einander sogar widersprechende Theorien erklären. In der Allgemeinheit, die heute glaubt, man müsse ja nur "messen" etc., herrschen völlig irrige Auffassungen über die Erklärungswirklichkeit der sogenannten Empirie.*)

Ein solches Vorgehen wäre gar nicht neu. Es fand im Kalten Krieg statt. Man erkannte damals, daß die praktischen Konsequenzen aus der politischen Gegnerstellung auch die Erkenntnisse der involvierten Wissenschaften färben würden. Also schuf man wissenschaftliche Gruppen aus Gegnern der gängigen Auffassungen. Das zu tun ist ein Akt der Selbstrettung und stoppt die Dynamik, der sich aus Eigendynamik verdichtenden Verwobenheit von Interessen und wissenschaftlicher Relevanz.








*Selbst ein Galileo Galilei hat nicht "entdeckt, daß sich die Erde um die Sonne bewegt". Auch das ist lediglich eine teilhafte These, die unter bestimmten Postulaten bislang nicht falsifiziert werden kann. Aber von absoluter Aussage - so unverständlich das für den Normalbürger klingen mag - kann keine Rede sein. Und auch ein Newton hat nicht "das Gravitationsgesetz entdeckt", sondern er hat der beobachtbaren Tatsache, daß unter bestimmten Bedingungen (!) Körper sich so und so verhalten, einem Phänomen also, einen Namen gegeben. Diese Wahrscheinlichkeit macht technisch viel möglich, gewiß, aber sie hat Grenzen, und ist keine absolute Aussage. Wie die Quantenphysik beweist. Sie ist als Generalgesetz des Kosmos, das quasi alles "mechanistisch" erklärt, nicht verwendbar, weil im streng physikalisch-empirischen Sinn "körperliche Masse" gar nicht existiert. Nur unter bestimmten Betrachtungsparadigmen gibt es sie. Was zu der recht amüsanten Beobachtung führt, daß gerade die Mehrheit der Menschen, die sich an "wissenschaftliche Erkenntnisse" klammert, diesen um Jahrhunderte hinterherhinkt, also sich genau NICHT auf wissenschaftliche Erkenntnisse bezieht, und heute gerade mal bei Newton im 17. Jahrhundert angekommen ist.


*070215*