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Donnerstag, 26. Februar 2015

Geschichte der Kirche





Diese reine Hördatei enthält einen Vortrag (ca. 80 min.) von Dr. Johannes Hartl (Augsburg), in dem er in einem Parvorceritt 2000 Jahre Kirchengeschichte vorstellt. Zwar hat der Vortrag einige heikle Stellen, manches ist sogar falsch (wie die Umstände zur Kaiserkrönung Karls d. Großen, die zwar auf die Königswürde der Karolinger anzuwenden sind, aber für die Kaiserkrönung nicht gelten; Karl wollte nachweislich die Kaiserkrönung NICHT, doch der Papst hat ihn schlicht überlistet). Selbst aber die Anfänge der Ausbreitung des Islam - als Religion, nicht als politische Macht - könnte man etwas anders, "milder" sehen. 

Auch über Hartls Sichtweise der Kreuzzüge kann man aus historischen Gesichtspunkten diskutieren, denn die Motive lagen nach Auffassung des VdZ (sowie einiger namhafter Historiker) spirituell weit tiefer, einerseits, und anderseits war die Unterdrückung der Christen im Morgenland keineswegs so ausgeprägt, wie oft dargestellt. Dafür verdrängten bald recht weltliche Motive diesen spirituellen Aspekt. Aber in den ersten Jahrhunderten hat sich der Islam mit den eroberten Kulturen recht gut arrangiert und sie pragmatisch benützt, solange man die politische Macht nicht in Frage stellte. Dafür ist wieder die Darstellung der Motive der Inquisition - die ein eindeutiger Rechtsfortschritt war - recht gut geglückt.

Auch die realen Zahlen sollte man deshalb einmal gehört haben: In Deutschland sind von mehreren tausend Angeklagten genau wegen dieser Selbstverpflichtung zur Wahrheitsfindung nur 1 % auch verurteilt worden. Über die 300 Jahre in Spanien, wo die Inquisition eine hohe politische Bedeutung hatte (Einheit des Volkes ist nur als Einheit des Glaubens möglich), werden rund 60-80.000 Todesurteile geschätzt. Daß die "christliche" Hexenverfolgung (mit Opfern in der Höhe von weltweit insgesamt mehreren 10.000, wie historisch mittlerweile geklärt wurde) eine recht protestantische Schlagseite hat, unterschlägt Hartl sogar etwas. Und daß Prinz Eugen mit der Verteidigung Wiens 1683 (anders als behauptet) nicht viel zu tun hatte, werden vor allem Polen dankbar quittieren und zeigt die leicht schlampige Oberflächlichkeit, mit der Hartl Historie behandelt. Aber noch so manche andere historische Fakten sind nicht unbedingt verläßlich, also mit Vorsicht zu genießen.

Hartl kann eben seine evangelikal-charismatische Herkunft (mit ihrer programmatischen Formlosigkeit, in der gewissermaßen emotionaler Inhalt über Reales gestellt wird, und dort liegt auch ihre Häresie, weshalb der VdZ strikt ablehnt, solche Bewegungen als "Eröffnungsangebot des Kaholizismus für die Jugend" zu betrachten, sie bewirken s. E. nach das Gegenteil: eine Protestantisierung der Kirche, weil es hier um einen Zentralpunkt, die Inkarnation geht, während dieser "formfreie" Zugang einen bestenfalls pubertären Zustand finalisiert*) nicht verleugnen, was u. a. in der Fehlbewertung der Pfingstbewegung, der Esoterik, oder der Rolle der Konfessionen im Nationalsozialismus (wo Hartl historische Wahrheit sogar umdreht, denn es läßt sich eine klare Korrelation zwischen Protestantismus und Nationalsozialismus nachweisen, genau anders als bei Katholiken) zum Ausdruck kommt. An vorgetragenen historischen Fakten sollte man sich also nicht unbedingt anklammern, da könnte der Boden rasch brüchig werden. Weshalb der VdZ längere Zeit gezögert hat, dieser Empfehlung, die ihn erreichte, zu folgen.

Anderseits wiederum hat der Hörer diesem "freimütigen" Zugang (der ein Zugang "von außen" ist) einige originelle Aspekte zu verdanken. Wer denkt schon daran, daß es auch heute noch Hexenverfolgung gibt, und zwar in Afrika, eine Bewegung, die mit Christentum nichts zu tun hat, sondern genau dort auftritt, wo Gesellschaften und Gesellschaftsbereiche NICHT christianisiert sind? Und ein kurzer Überblick schadet außerdem nicht, wenn man weiß, daß man etwas vorsichtig damit umgehen muß.

Und der Vortrag ist in seiner nachvollziehenden Anschaulichkeit recht hörenswert. Und wäre empfehlenswert gerade für jene, die zwar viel über die Kirche gerade unter geschichtlichen Bezügen reden, aber wenig wissen. In unserm Kulturkreis sollte aber jeder zumindest ein wenig mit den Grundzügen der Kirchengeschichte vertraut sein. Wäre das der Fall, würde so manche Dummquatscherei bald aufhören, die eigentlich immer auf mangelhafte Information, vor allem aber den Unwillen, zu verstehen, zurückzuführen ist.




*Ein Urteil steht auf vielen Beinen, einige wollen wir aufzählen (wir werden gewiß irgendwann noch eingehender darüber abhandeln, denn es ist ein Angelpunkt des Erkennens): Da ist das jemandem Geglaubte, es steht an vorderster Stelle in seiner Wirkkraft. Dann ist da die eigene Haltung zur Wahrheit als Wille zur Wirklichkeit, dann die eigene Erfahrung als Erkenntnis über Wirklichkeiten und Grundeigenschaften von Wirklichkeiten selbst, und dann ist da die Kenntnis von Tatsachen (die in enorm vielen Fälle auch Geglaubtes sind). Wille zur Wahrheit muß immer auch heißen: Wille zum Detail. Denn das Detail, das Datum (die Daten) ist der Träger der Kontur des Urteils, ist sein Ausgangs- wie Zielpunkt. Wenn etwa der VdZ immer wieder einmal betont, daß er sich um Details herzlich wenig kümmere, so möge man nicht verkennen, daß dies nur möglich ist, weil er immer wieder sehr wohl und tief in Details eindringt, um sie nach Beurteilung weitgehend wieder zu vergessen. Wäre er etwa Physiker, Fachwissenschaftler, würde das natürlich nicht gehen. Aber er ist keiner. Er sucht in allem die universalen Strukturen, die ja in jedem Detail gleichermaßen sein müssen und sind. Dennoch: Mancher würde vielleicht staunen, wieviel Spezialliteratur sich in der Bibliothek des VdZ befindet. Denn eigentlich sind ja überhaupt  nur Details interessant. Aber das kann man sich eben auch nicht ersparen, wenn man das Maul so weit aufreißt, wie es der VdZ macht. 




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