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Dienstag, 17. November 2009

Ethik der Niederen

Die heute vorzufindende Alltagsethik ist eine pure Ethik der Niedrigkeit und der Niedrigen. Und sie ist in höchstem Maß eine Ethik des Diebstahls. Ihre Vorbehaltlosigkeit ist Unfähigkeit zur Form, ihre Offenheit und ihr Eintrittspreis rücksichtslose Mißachtung von Form.

Indem sie von allen verlangt, was immer sie besitzen preiszugeben, während sie selbst nichts zu geben haben, weil nie etwas behielten, meist auch nur wenig erhielten.

So zeigen sie ihre leeren Hände, und rufen allen anderen zu: Seht her, wir haben selbstlos alles gegeben! Nun seid ihr an der Reihe!

Wer sich ihnen einfügt, kann der Verachtung nicht entgehen, er wird gestaltloser Teil des Moloch, denn ihr Ziel ist und bleibt die Gestalt - nur die kann ihnen wirklich etwas geben. Während, was sie zu geben haben, von ihrer Art ist, dieselbe Niedrigkeit verlangt, und damit nie dem anderen gerecht wird.

Deshalb ist auch das "Verständnis" für die Schwäche des anderen scheinbar so groß, mit dem sie locken. Denn sie locken nur den Schwachen. Ihre Gefühligkeit ist aber in Wahrheit die Zufriedenheit damit, daß der andere einen selbst nicht übersteigen kann, ist Sentimentalität - das Ersatzbrot dessen, der ein kaltes Herz hat.

Umso vehementer muß sie sich als "Menschlichkeit" behaupten, als sie sich ihrer selbst gewiß ist - als Niedrigkeit. Muß als Kostüm ihre Versatzstücke der Welt entreißen, in der Imitation, in der Simulation, und der daraus entstandenen, sich immer weiter zur Manie steigernden Angst, ein Bild aufrechtzuhalten. (Womit die Welt von facebook und Konsorten, die Welt die alles zur PR entleibt, wie von selbst sich hereinfügt.)

Umso verzweifelter aber auch ihre Gier, ihr unersättlicher Appetit, als sie immer jener Attraktivität entbehren müssen, die nur auf das Sein zielt - nur das Sein selbst ist attraktiv, kann geliebt werden. Während jenen nur eine Welt einer immer gähnenderen Leere dräut, die ihnen die Sättigung der Wirklichkeit vorenthält, ja mit jedem ihrer Schritte noch weiter in die Ferne rückt.

So sind die Zwischenmenschlichkeiten von getarnter Verachtung, von Neid und Vampirismus geprägt und leben nur solange, als die Illusion bei jenen vorherrscht, die etwas zu geben haben, daß auch sie etwas erhielten. Bis sie die Wahrheit entdecken.

Dann werden sie auch Bekanntschaft mit der so gut verborgenen Aggressivität und Feindschaftsfähigkeit der wirklichen Seinsverlierer machen.

So wie es jene längst tun, die das Sein lieben und suchen - nicht den Schein.

Aber nur sie werden bleiben.




*171109*