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Freitag, 20. November 2009

Gemeinschaftsstiftende Kunst

Ilmar Tammelo über "Gerechtigkeit und Kommunikation": "Gerechtigkeit ist ein wertbestimmter Zustand; Gerechtigkeitsurteile werden getroffen, wenn ein entsprechendes Wertfühlen vorhanden ist. Die Eigenschaft "gerecht" ist nicht in Gegenständen, wie etwa "Verhalten" oder "Recht", vorzufinden, sondern wird ihnen durch gewisse gefühlsbezogene Akte beigemessen. So kann man Gerechtigkeitsurteilen im strengen Sinne keine Objektivität zusprechen; ihre Vernünftigkeit erweist sich daran, ob sie intersubjektiv vertretbar sind. Um Intersubjektivität zu erreichen, ist eine Klärung der einschlägigen Sach- und Wertlage unerläßlich. Dies heißt aber, daß Gerechtigkeit in entscheidender Weise auf die menschliche Kommunikation angewiesen ist.

In einer Gemeinschaft, in der Kommunikation ohne Störungen oder Hindernisse stattfindet, werden gerechtigkeitserhebliche Werteinsichten gefördert; sie bringt Kriterien hervor, die die "Verfassung" der Gerechtigkeitsordnung bilden. Ferner führen diese Einsichten auf verschiedenen Gebieten menschlicher Betätigung zu runtergeordneten Normen der Gerechtigkeit, die dazu dienen, jeweils einheitliche Gerechtigkeitsurteile zu erzielen. 

Kommunikationshindernisse rufen Verwirrungen in den Werthaltungen und in den entsprechenden Bewertungen hervor; sie führen zu Kämpfen im Namen der Gerechtigkeit, die im Dunkeln geführt werden müssen. Einigen unheilstiftenden Kommunikationshindernissen haftet ein tabuartiger Charakter an.

Über manche die Gerechtigkeit zutiefst berührende Probleme ist es sehr schwer, ja sogar gefährlich zu sprechen, weil man auf diese Weise auf zähe Vorurteile prallt. Sogar die bloße Erwähnung solcher Probleme ruft feindselige Haltungen hervor; das Sprechen über sie trifft bestenfalls auf verschlossene Ohren. Wer darauf besteht, diesen Problemen nachzugehen, wird als Sonderling oder gar als gemeingefährlicher Abtrünniger betrachtet und auch so behandelt."

Soviel auch aus diesem Blickwinkel zur Aufgabe der Kunst, und zur Stellung des Künstlers in einer Gesellschaft.




*201109*