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Donnerstag, 19. November 2009

Tabus heutiger Tabulosigkeit

Bereits vor Jahren habe ich in Zusammenhang mit meinen Stücken "Keiner hört auf Harvey", "Wer gewinnt" und "Frauenwahl" von den neuen Tabus der heutigen Tabulosigkeit geschrieben. Und dasselbe meine ich, wenn ich immer wieder von immanentisierter Zensur als neuer Form zeitgemäßen Totalitarismus spreche. Dem insbesonders die Pädagogik heute (schon gar wo sie institutionalisiert ist) so fatal den Boden bereitet, damit gegen alle Beteuerungen, ja dort umso mehr, den heute so subtilen Totalitarismus erst ermöglicht - durch eine Form der Erziehung, die die rationalen Urteilsforen, den Aufbau der Persönlichkeit, insbesonders über Ausschalten der Synderesis ("common sense") zur Schizoidität hin umgeht, und Ideologien über Todesangst (dem Stoßen ins Nichts der realen Existenz über Hörigkeiten dem Sozialstaat gegenüber; man kann es hier nur andeuten) verankert zu auf Tabuisierungen aufbauenden Verhaltensdressuren mutiert.

In exakt dieselbe Kerbe schlägt Gerd-Klaus Kaltenbrunner, in dessen bereits 1978 erschienenen Schrift "Der innere Zensor" ich nun las:

"Enttabuierung erweist sich dem aufmerksamen Beobachter als eine vortreffliche Methode, neue Tabus an die Stelle alter zu setzen. Die Zensur, heißt es, findet nicht statt. Doch möglicherweise bleibt ihr Ausmaß durchaus konstant; es wechseln nur die Mächte, die sie ausüben und die Themen, auf die ihr Schatten fällt."

Und Vilfredo Pareto schreibt um das Jahr 1920: "Es gibt heute eine humanitäre Religion, die den Gedankenausdruck der Menschen reguliert, und wenn sich zufällig einer dem entzieht, dann erscheint er als Ungeheuer, wie jemand im Mittelalter als Ungeheuer erschienen wäre, der die Göttlichkeit Jesu geleugnet hätte."


*191109*