Dieses Blog durchsuchen

Sonntag, 8. November 2009

Wechsel der Hand im Handschuh


Es hat längst keinen Sinn mehr, "gegen Migranten" aufzutreten - das Problem ist nicht mehr zu vermeiden, es muß bewältigt werden. Und die entscheidenden Weichenstellungen sind dabei längst passiert und müssen nun verantwortet werden. Wir haben heute nur noch zu lesen, welchen Staat, welches Land man uns quasi verordnet hat.

Einerseits. Der uns zugestoßen ist - andererseits. Denn die heutige politische "Elite" ist seit vielen Jahren, mit wenigen Lichtblicken, aufgrund ihrer ideologischen wie persönlichen Neigungen unfähig, jene Matrix der Natur zu lesen, die politischem Handeln erst Sinn gäbe, weshalb politische Entscheidungen seit Jahrzehnten nicht nur völlig anderen Ausgang als "gewünscht" zeitigt, sondern längst völlig kopflos gemacht hat.

Politisches, zielbewußtes Handeln ist eben ersetzt worden durch utopisches und bloßes Wünschen, das sich und den Wählern Zielgerichtetheit nur noch vormacht, seine Theorieschleier sucht, aber in Wahrheit zu einem mehr oder weniger panikartigen Getriebensein von "geringeren Übeln" angesichts ultimativer "Meta-Bedrohungen" (zuletzt: "Klimawandel") wurde. Diese Matrix des Handelns, unter der Herrschaft der "geringeren Übel", habe ich bereits vor zwanzig Jahren als Grundzug heutigen Menschseins, Lebens und Wirtschaftens - es war ja erst der Erfahrungssirup eines intensiven langjährigen Erlebens in und mit der Wirtschaft - dargestellt. Heute ist es zu jener vulkanischen Größe und Zwanghaftigkeit angewachsen, die immer unüberhörbarer im Untergrund brodelt - und erst jüngst, wie in einem gewaltigen Disneyland fast zynisch mit heutigen politischen Mechanismen spielend, uns so noch weiter zum Megaclash treibend, in einem kleineren Vorbeben seine wahre Potenz ahnen ließ.

Der recht informative, lebendige Bericht der KLEINE ZEITUNG (Titelverlinkung) über Graz wirft ein Schlaglicht auf diese Gegenwart, und macht Zukunft viel klarer, als wir noch wahrhaben wollen. Ein Anteil von über einem Drittel - genau: 42,4 Prozent - an Geburten "mit Migrationshintergrund" in Graz bedeutet nun einmal, daß mittelfristig auch die Bevölkerung dieses Landes - schon gar, wenn man die zusätzliche Zuwanderung berücksichtigt - aus diesen und aus diesen entwurzelten Menschen bestehen wird. Nein: schon besteht.

Ein Drittel der Kinder in Grazer Kindergärten spricht sogar überhaupt nicht Deutsch, heißt es da. In einem der Kindergärten, aus denen berichtet wird, werden von 73 Kindern 19 Sprachen gesprochen. Daneben aber ist der kulturelle Unterschied, dargestellt in der individuellen Entwicklung der Kinder (im Text: das "Zeichnen des Kopfes" ist durchschnittlichen heimischen Kindern ab 3 Jahre möglich - Migrantenkinder haben mit fünf noch Probleme), noch gar nicht berücksichtigt.

Aber er wird unweigerlich eine dramatische Entwicklung des sittlichen Standes der Bevölkerung (das hat nichts mit Moral zu tun, sondern bedeutet eine bestimmte Kraft der Persönlichkeit) stattfinden, über deren Auswirkungen man besser noch nicht spricht. Und davon wird auch die Leistungspotenz Österreichs, wie wir sie bisher kennen, stark betroffen sein.

Aber ... ist sie das nicht schon längst? Könnte es sein, daß man sich von einer ganz anderen Vorstellung lösen muß, die sich bereits überlebt hat? Könnte es sein, daß wir von einem Sittlichkeitsanspruch ausgehen, der nicht mehr vorhanden ist, sondern nur noch vom Auslaufen der noch vorhandenen Generation der Leistungsträger lebt? Könnte es sein, daß - Toynbee beobachtet es bei allen Kulturen im Auflösungsstadium - "barbarische" Kräfte allmählich in die leere Hülle des Untergegangenen schlüpfen, gewiß schwächer als die eingenommene Kultur zu ihrer Hochblüte, aber stärker als deren momentane menschliche Träger?

Und: ich schreibe "wir" - wie "wir" sie kennen.

Dieses "wir" - DAS weigert sich nämlich, wird immer spröder. Denn mit diesem Wechsel der Bevölkerung, der unweigerlich stattfindet, und stattfand, wechseln auch die Kriterien. Und das Angestammte wird immer unpassender.

Wut ist nicht mehr angebracht, dafür ist es zu spät. Trauer über den Tod dieser Kultur, und Bereitschaft zur inneren Emigration, zur Inselbildung, zeitgemäß. Das meiste, was sich heute noch "Kultur" nennt, ist nur noch ein riesiger Museumsbetrieb, wo es vorgeblich an abendländische Tradition anknüpft, oder die Suche nach einer neuen Basis einer neuen, akkommodierten "Kultur". Die so wie in der Vergangenheit das der Menschheit längst errungene einfach vergißt, verdrängt, bis es eines Tages wieder ausgegraben wird. Wie die Antike, gar nicht so sehr in der Renaissance, sondern mit diesem hier gemeinten Bezug vor allem im späten 18., frühen 19. Jahrhundert. Als Maßstab einer Größe des Menschen, derer nur noch wehmütig gedacht werden kann. Die aber immer gültiges Richtmaß persönlichen Strebens bleiben wird, und deshalb umso mehr zu leben - im Kreuz - lohnt.

Mit den Migranten findet sich eben nicht "Fremdes" zu "Heimischem" - es findet sich Gleiches zu Gleichem, was die sittliche Kraft der jeweiligen Kulturstufen, nur in anderer Gestalt (immer ja in den Kostümen der Tradition), anbelangt. Ja, in Migranten findet sich sogar kurzfristig gewiß mehr Respekt vor eine Tradition, die diese noch als lebendige Kulturkraft wahrnehmen, von der sie sich etwas erhoffen. Die es aber längst nicht mehr ist. Denn auch den heutigen und hier geborenen Generationen ist das Abendland längst trockenes Schema, das sie nicht mehr verstehen.

Die wahre Umvolkung, um ein vor zwanzig Jahren heiß diskutiertes Wort Jörg Haiders zu verwenden, hat intern längst stattgefunden. Denn die letzten Schritte der abendländischen Kulturkatastrophe waren die Kriege 1914 bis 1945, und es war die darauf folgende Ersetzung der Kulturträger durch Funktionäre, bahngebrochen durch die von Hitler endgültig eingeleitete Moderne, in der wir uns noch heute befinden. In ihm findet sich fast das ganze Spektrum, auf welche Weise sich die Schwachen - die Macht erringen, und letztlich erfolgreich (heute) errungen haben. Hier sind alle Weisen erkennbar, wie und mit welchen Motiven, mit welcher Art der schleichenden Machtokkupation (denn um Macht offen zu erkämpfen, dafür fehlt ihnen die sittliche Kraft) Schwache agieren. Und dieser wahre Zusammenbruch, im finalen Stadium, begann ja spätestens schon vor hundert Jahren.

So lange ist übrigens Demographieforschern - ich verweise unter anderem auf Aussagen von Herwig Birg, den bekanntesten deutschen Demographen - ablesbar, so lange schon haben sie die heutigen Zustände (auf den Prozentpunkt genau!) vorhersagen lassen.

Nun kamen andere, um diesen Apparat in einem entblößten, aufgelösten Staat für sich zu nützen. Wir werden es ihnen nicht mehr verwehren können.




*081109*