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Freitag, 14. Februar 2014

Faktoren gesellschaftlicher Prozesse

Intelligenz als die Fähigkeit, Erkenntnis über die Welt zu generieren, um damit in ihr zu leben, mit ihr umzugehen, baut in hohem Maß (wenn auch nicht erschöpfend so beschreibbar) auf zwei Faktoren auf: Der inneren, geistigen Aktivitätsbereitschaft, sowie der Fähigkeit, sich Wahrgenommenes zu merken. Denn nur so lassen sich Schlüsse ziehen, durch Vergleichen Abstrahierungen erkennen, die Vielfältigkeit der Erscheinungen auf ihre Gemeinsamkeiten hin erkennt und in Handhabungstypen ordnet.

Nun stellt man fest, daß Intelligenztests bei sehr einfachen Problemstellungen ansetzen. Weiss schreibt in "Die IQ-Falle", daß dies keineswegs eine Unterforderung der Intelligenten darstellt, sondern darauf Bezug nimmt, daß sich komplexe Probleme nur als Konzentrierung vieler einfacher Lösungsschritte darstellen lassen. Die höchste Mathematik setzt bei einfachsten Identitätsfragen (1=1) an. Nur wer diese einfachen Dinge entsprechend lösen kann, kann auch höhere Probleme lösen.

Damit ergibt sich ein nächster Schritt. Daß nämlich die Leistungsfähigkeit eines Menschen, die sich zwar keineswegs (!) in jedem Einzelfall, aber als statistische Wahrscheinlichkeit**, auch in seiner Stellung in einer Gesellschaft ausdrückt. Denn die Fähigkeit, größere Probleme zu lösen, zu abstrahieren (auch als Grundfähigkeit, zu leiten, zu führen) wird auch höher im Ansehen (und Bezahlung) durch die Gesellschaft ausgedrückt.

Diese Fähigkeit, die aber nicht einfach - zumal heute - in akademischen Graden oder Ausbildungszertifikaten abzulesen ist, hat nun ein interessante Eigenschaft: Intelligenz und Problemlösungskapazität verhalten sich zueinander nicht linear, sondern sprungprogressiv. Das heißt, daß sich eine Differenz im IQ von (sagen wir) 105 zu 125 nicht in "18 %" ausdrückt, sondern in einem VIELFACHEN davon. Weiss nennt das Doppelte, andere gar das Vierfache. Damit hängt auch der soziale Schichtenbau mit Intelligenz zusammen. Und dieser Schichtenbau ist (immer) dreistufig: Oberschicht - Mittelschicht - Unterschicht. Noch einmal: Es handelt sich hier um statistische Größen, während der Einzelfall IMMER individuell zu betrachten ist.

Gleichzeitig funktioniert ein Gemeinweisen nur, wenn es zu einem adäquaten Größenverhältnis dieser Schichtungen kommt. Bei einer zu geringen Elite (Weiss setzt mit vielen anderen Autoren diese Elite mit 8-9 % der Bevölkerung an) versagt eine Gesellschaft ebenso, wie bei einem je zu geringen Anteil von Mittel- und Unterschicht. Dies hat schon alleine mit den Überlebensstrategien der oberen beiden Schichten zu tun, wo die eine sich erhalten, die andere die über ihr stehende ersetzen will, sie also anstrebt. In sich stabil, also ohne diese deutlichen Aufstiegsaspirationen, ist lediglich die Unterschicht. Diese Tendenzen werden noch dadurch verstärkt, daß statistisch in hoher Korelation in Ehen die Partner immer Partner gleicher Intelligenzstufe suchen. Die sich in der Mittelschicht (die exakten Faktoren und Argumente dafür liefert u. a. Weiss) bereits zu mischen beginnen.

Während zu hoher Anteil an Elite (mit entsprechendem Selbstanspruch) die keinen Platz in der wirklichen Führungsschichte finden (ebenfalls historisch belegbar, es sei u. a. auf die hier bereits eingehend besprochene Studie über Revolutionen von Brinton Crane hingewiesen) das entscheidende revolutionierende Element ausmacht. Ohne hier noch auf die Implikationen einzugehen, daß hohe Massenausbildung (zumal als "soziale Maßnahme" instrumentalisiert) zwangsläufig das deutliche Sinken der Intelligenz der (titulierten) Ausbildungsgräger zur Folge hat. Ausbildungszertifikate verlieren also ihren inneren Wert, etwas das wir heute längst beobachten können, die Akademikerarbeitslosigkeit etwa zeigt das an.

Noch eine interessante Erkenntnis läßt sich aus dem historischen Studium von Fakten ablesen: Entgegen einem landläufigen Vorurteil ist es historisch gesehen NICHT die unterste Schichte gewesen - wenn es im historischen Spiel auch zu gewissen Pendelbewegungen kommt - die die höhste Vermehrungsrate aufwies. Sondern es war die Mittel- und Oberschicht. Dieses Verhältnis hat sich heute umgekehrt, vermutlich als direkte Folge der Sozialstaatspolitik, obwohl der Verfasser dieser Zeilen darüber noch andere Ansichten hegt. Die zwar auch den interventionistischen Staat der Moderne als Ursache sieht, aber in anderen Zusammenhängen mit der Familienentwicklung.

Und es war die städtische Bevölkerung. Weiss liefert (mit zahlreichen anderen Autoren) schlagkräftige Hinweise, daß Intelligenz und Stadt, mit ihren entsprechenden Erwerbsformen, direkt zusammenhängen. Genauso, wie Intelligenz und Herkunftsfamilie, Abstammung in genetischer Betrachtungsweise.*** Der Versuch, Sozialpolitik durch "Bildung für alle" zu betreiben, ist also in sich zum Scheitern verurteilt, provoziert aber zahlreiche (und viel fundamentalere) Soziialprobleme, indem er die Fakten ignoriert und über das Zertifikatswesen neue soziale Spannungen herstellt, indem er das realistische Zuweisungsgeschehen der Menschen, die einander ihren Platz aufgrund realer Erfahrungen miteinander zuweisen, manipuliert, auf eine andere Ebene schiebt. Deren Wirkmechanismen von der Intelligenz zu gewissen Charakterdispositionen verschiebt. Damit dünnt sich eine Gesellschaft in ihrer Problemlösungskraft selbst aus, wird salopp formuliert zu einem Intrigantenstadel, wo es nur um die Sitzplätze geht, nicht zu einem gesunden Organismus. Dem aus bestimmten Gründen vielfach gerade die Intelligentesten zum Opfer fallen, und zu einer kritischen Masse revolutionären Potentials werden.****



*Mit einer wichtigen Ergänzung: Intelligenz, meßbare Intelligenz, spielt für sich betrachtet zwar EINE Rolle in der Entwicklung eines Menschen, aber sicher nicht alleine, und ist schon gar kein Parameter des "Werts" eines Menschen.. Wissenschaftliche Erfassung von Intelligenzneveaus und statistische Zusammenhänge (und damit "bestimmtes Wissen", das aber in seiner Ontologie noch keine Verankerung, Einordnung im Insgesamt hat) mit gesellschaftlichen Prozessen haben also gewiß ihren Wert, aber sie sind - schon gar nicht im Einzelfall - "anwendbare Urteils- und Handlungskriterien" oder moralische Wertmaßstäbe.

**Eines der Probleme Israels ist, daß aus verschiedensten Gründen der durchschnittliche IQ des Landes deutlich über dem der übrigen Welt liegt, was historisch belegbar ein Land in die Selbstzerstörung treibt. Israel braucht deshalb die Palästinenser, deren IQ im Schnitt deutlich darunter liegt. Mit der Konsequenz, daß die hohe Intellektuellenquote in Israel palästinensichen Intellektuellen keine Überlebensmöglichkeit bietet.

***Die Statistik untermauert hier das alltäglich zu Beobachtende: Partnerschaften (Nachwuchs) kennzeichnen sich zumeist durch ein vergleichbares Intelligenzmaß. Je unterschiedliche die Intelligenz der Partner ist, desto mehr "mendeln" (also: Verteilung nach mendel'scher Vererbungslehre) die Intelligenzniveaus bei den Nachkommen. Während anderseits statistisch die Intelligenzniveaus von Familienmitgliedern die höchsten Ähnlichkeiten aufweisen.Diese Tatsache gewinnt übrigens bei der Betrachtung der historischen Entwicklung der Juden als in sich abschließende Bevölkerungsschichte - mit nachweislich höchster Intelligenzkonrentration - im Zusammenspiel von Erbfaktoren, sozialer Stellung und politisch-historischen Faktoren nahezu exemplarische Bedeutung. Und sie sind nicht einmal historisch völlig "einzigartig" darin: Etwa die Geschichte mancher Länder mit chinesischen Bevölkerungsanteilen in Südostasien zeigt erstaunliche Parallelen, bis hin zu den Pogromen.

****Dieses Problem trifft in besonderer Weise auch Österreich, und zwar schon aus historischen Gründen: Als 1918 die Monarchie zerfiel, blieb ein ungewöhnlich hoher Anteil an Menschen in Österreich zurück, der der obersten und mittleren Schichte - Bildungsbürgertum, Elite - angehört hatte. Denn Wien war historisch gewachsen das intellektuelle und verwalrungstechnische Zentrum eines einst acht mal so großen geographischen Raumes wie 1918, dem nun der Corpus fehlte, auf den sie hinorientiert war. So manche typisch österreichische Eigenschaft - der sprichwörtliche Neid, als Problem des Platzes in der Welt, nicht zuletzt - läßt sich nur daraus bereits verstehen. Von Österreich sagt man nicht zufällig, daß "jeder Teamchef" ist, "jeder Bundeskanzler" sei, etc. Als General Clerk 1945 durchs Land fuhr - die Anekdote wurde an dieser Stelle bereits in voller Länge erzählt - meinte er symötomatisch: "Call everyone a Doctor. In Austria everyone is a Doctor." Das Gefühl, unter Wert vom Leben behandelt zu werden, ist in Österreich also schon aus historischen Gründen besonders verbreitet.



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