Was aber macht nun eine Bevölkerung, wenn die Landeswährung gecrasht ist, oder kurz davor steht, sodaß was man abends eingenommen hat, am nächsten Morgen nur noch einen Beruchteil wert sein könnte? Sie sucht sich andere Leistungsparitäten - sie sucht sich eine andere Währung als Tauschmedium.
Argentinien, das mitten im nächsten Zusammenbruch nach 2000 steht, zeigt es vor. Die Welt berichtet in einem Sittenbild. Wenn aber eine Regierung meint, sie könne die Bildung von Parallelwährungen in den Griff bekommen, so hat sie sich geschnitten. Das schaffte nicht einmal die DDR. Die Leistungs- und Wertparitäten suchen sich Wege. Da nützt keine staatliche Preisregulierung und kein offizieller Mindestlohn. Regelt der Staat die Wechselkurse, sucht sich die Flucht in Parallelwährungen- im Falle Argentinien: in den Dollar*, leicht zugängig durch den Außenhandel - andere Wege.
Wittfogel zeigt in "Die orientalische Despotie", daß es für einen Staat nur bis zu einer gewissen quantitativen Grenze sinnvoll ist, seine Bevölkerung zu überwachen und zu steuern. Alles darüber hinaus verursacht nicht nur mehr Kosten als es Nutzen stiftet, sondern entzieht dem Staatsapparat progressiv steigend Kräfte, die invertiert werden, sodaß er zunehmend anderen Aufgaben, Kernaufgaben, nicht mehr nachgehen kann, der Apparat sich selbst aufzufressen beginnt.
Also muß man auch in Argentinien mehr oder weniger dulden, daß sich das Wirtschaftsleben mehr und mehr in den schwarz, aber realistisch gehandelten "blue Dollar" verlegt. Bis auch die offizielle Währungspolitik dem Druck der Wirklichkeit nachgeben muß, und es nur noch einen Dollarkurs gibt. Aber ein Land braucht Geld, das in seiner Menge dem entspricht, was an Leistungen entstanden ist, und damit Tauschware wird. Und vor allem: Das Leistungsverhältnisse stabil auszudrücken vermag, und leicht handhabbar ist.
*Nach wie vor "Weltreservewährung Nummer 1", und darin für die USA freilich ein Schuldenvolumen, das gigantisch ist.
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