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Montag, 24. Februar 2014

Von der Vorhersagbarkeit

Politikfähigkeit, schreibt Volkmar Weiss in "Die IQ-Falle", hängt in hohem  Maß mit der Fähigkeit zusammen, auch mittel- und langfristige Entwicklungen abzuschätzen und Prognosen zu erstellen. Vielfach liegt die heute so häufige Aussage, daß bestimmte Entwicklungen nicht vorhersehbar seien, schlicht mit dem Ausblenden von unliebsamen Fakten zusammen, mit dem Verschließen der Augen vor Realitäten.

Den Beweis liefern immer wieder Personen, die sehr wohl "überraschende Wenden" (man denke an die Ereignisse in der DDR 1989/90, oder überhaupt den Zusammenbruch der Sowjetunion) sogar zeitlich richtig vorhergesagt haben. Diese haben nur - die Fakten und die richtigen Fakten zur Kenntnis genommen. Aber sie wurden meist aus politischer Unliebigkeit nicht zur Kenntnis genommen. Also bereitet sich die Politik auch nicht auf Dinge vor, die absehbar wären. Leider häufig durch die kurzfristig zweckmäßigeren Überlegungen, die die kurzen Wahlperioden mit sich bringen, denn Ereignisse, die in 20 Jahren passieren, sind für heutige Politiker nicht existentiell genug.

Wer deshalb von einem Wirklichkeitsbild ausgeht, das eher von Wunschbildern genährt als von solider Anthropologie getragen ist, wird sich immer verschätzen, und das Gewünschte sehen, nicht das Wirkliche. Und er greift umso lieber zum heute so beliebten Ausweichargument: Daß nichts vorhersagbar ist.

Die Frage bleibt aber dann, welchen Ausrichtungen Politik in der Gegenwart überhaupt folgen kann. Denn die Entwicklungen in einem Land sind so gut wie immer langfristig, ja generationenübergreifend. Somit muß Politik weit mehr grundsatzorientiert sein, als es vielen scheinen mag. Weil Grundsätze langfristige (letztlich: "ewige") Ziele darstellen, und Einzelentscheidungen in Hinblick auf die Übereinstimmung damit überprüfbar sind, sieht man sie nur genau genug an.




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