Das Unbewußte, schreibt Voegelin in einer Replik auf Sartre, ist ein interessantes Problem ganz anderer Art und Ebene, als gemeiniglich geglaubt wird. Denn es gibt überhaupt kein Unbewußtes!
Vielmehr beweisen gerade die Mechanismen im Umgang damit, daß das Unbewußte nur ein Gewußtes ist, das verdrängt werden soll. Dazu aber müssen seine Inhalte gekannt werden, und aus der Stellung des Menschen dazu entschließt er sich, sie zu verdrängen, zu verbergen, meist in einer spontanen Bestimmung unseres Seins. (Sartre über die Unaufrichtigkeit)
Man läßt sich unaufrichtig werden, so wie man einschläft, und man ist unaufrichtig, so wie man träumt. Und der Aufwand, ein Aufwachen zu vermeiden, nimmt in dem Maß zu, als durch die Dauer die Wahrheit aus der Wirklichkeitsrezeption anklopft. Es ist keine willentliche, reflektierte Entscheidung, sondern Reflex aus Haltung. Verglichen damit ist der direkte Lügner, der bewußt falsche Fakten behauptet, ein aufrichtiger Mensch.
Der Unaufrichtige aber versucht sich selbst (und die anderen in ihrer Funktion für das eigene Selbst) in diesem Widerstand gegen das Gewußte zu befestigen, in dem er es "nachweist", als Eigenschaft der Welt behauptet, seine Erhebung zum Allgemeingesetz durchzusetzen sucht (indem man vor allem gegenteilige Behauptungen unterdrückt oder gar verfolgt), und andere dazu bringen oder zwingen will, dasselbe zu tun: Die Prämissen dürfen nicht mehr in Frage gestellt werden.
Die Unaufrichtigkeit ist eine Weise, in der Welt zu sein, die durch sich selbst danach strebt, fortzubestehen, auch wenn ihre Struktur zum metastabilen Typus (Sartre) gehört.
Ist die Unaufrichtigkeit institutionalisiert (wonach sie strebt), vergibt sie deshalb bevorzugt Autorisierungen an jene, die sie stützen. So entsteht eine neue und aggressive Elite - der Unaufrichtigen, die sich zunehmend nur noch damit befaßt, sich selbst zu erhalten. So entsteht eine ganze Welt der "zweiten Realitäten", die die Bewußtseinsschicht (als "Wissen", und das heißt: als allen vorgeschriebene, tabuisiert, unangreifbar gemachte Lüge) von ganzen Gesellschaften ausmachen können, und dabei nur institutionalisiertes Symptom der Verdrängung der Wirklichkeitsverweigerung sind.
Die Unaufrichtigkeit ist sich [dabei] ihrer Struktur bewußt und hat ihre Vorkehrungen getroffen, indem sie beschlossen hat, daß die metastabile [unbalancierte] Struktur die Struktur des Seins und daß die Nicht-Überzeugung die Struktur aller Überzeugungen sei. (Sartre) Nichts darf mehr "wahr" sein, alles wird zur "Meinung".
Infolgedessen ist der ursprüngliche Entwurf dieser Unaufrichtigkeit nur die Benutzung dieser Selbstzerstörung des Bewußtseinsfaktums, schreibt Sartre weiter. Wenn jeder aufrichtige Glaube ein unmöglicher Glaube ist, dann ist jetzt Raum für jeden unmöglichen Glauben. Weil der Unaufrichtigkeit nicht gelingt zu glauben, was sie glauben will. Aber sie ist ja genau deshalb Unaufrichtigkeit, weil sie das gar nicht glaubt, was zu glauben sie vorgibt. Die Unaufrichtigkeit will vor dem "Nicht-das-glauben-was-man-glaubt" in das Sein fliehen, vor dem sie anderseits ins "Nicht-das-glauben-was-man-glaubt" flieht. Damit wird die Unaufrichtigkeit zur allgemeinen Menschennatur erhoben.
Erfüllungsbefriedigung gibt es entsprechend nur noch im Traum. Weshalb Droge, Selbstentfernung (Ekstase), Wirklichkeits- durch Wahrnehmungs-Betäubung und Zweitwirklichkeit einander bedingen.
Einen Ausweg daraus gibt es nur, wenn man Kontakt zur Wirklichkeit aufnimmt und Evidenzen akzeptiert. Denn diese Deformationen des Bewußtseins entstehen aus der Vernachlässigung eines Teiles der Realität. Und sie sind als Folge des Herausfallens aus einer (kosmischen) Ordnung identifizierbar, wo sich das einst "Selbstverständliche" zu einer Idee ausfällt. Wo Kosmos zur "Welt" wird, die einem als Objekt in funktionaler und ideenhafter Beziehung gegenübersteht. Wenn aber auf der Ebene der wichtigste Teil des Bewußtseins, der Grund, durch Konstruktionen verstellt wird, ist praktisch die gesamte relevante Realität aus dem Bewußtseinshorizont der Symbolisierung herausgerückt, und es kommt zu vielerlei mentalen Störungen, schreibt Voegelin.
Man läßt sich unaufrichtig werden, so wie man einschläft, und man ist unaufrichtig, so wie man träumt. Und der Aufwand, ein Aufwachen zu vermeiden, nimmt in dem Maß zu, als durch die Dauer die Wahrheit aus der Wirklichkeitsrezeption anklopft. Es ist keine willentliche, reflektierte Entscheidung, sondern Reflex aus Haltung. Verglichen damit ist der direkte Lügner, der bewußt falsche Fakten behauptet, ein aufrichtiger Mensch.
Der Unaufrichtige aber versucht sich selbst (und die anderen in ihrer Funktion für das eigene Selbst) in diesem Widerstand gegen das Gewußte zu befestigen, in dem er es "nachweist", als Eigenschaft der Welt behauptet, seine Erhebung zum Allgemeingesetz durchzusetzen sucht (indem man vor allem gegenteilige Behauptungen unterdrückt oder gar verfolgt), und andere dazu bringen oder zwingen will, dasselbe zu tun: Die Prämissen dürfen nicht mehr in Frage gestellt werden.
Die Unaufrichtigkeit ist eine Weise, in der Welt zu sein, die durch sich selbst danach strebt, fortzubestehen, auch wenn ihre Struktur zum metastabilen Typus (Sartre) gehört.
Ist die Unaufrichtigkeit institutionalisiert (wonach sie strebt), vergibt sie deshalb bevorzugt Autorisierungen an jene, die sie stützen. So entsteht eine neue und aggressive Elite - der Unaufrichtigen, die sich zunehmend nur noch damit befaßt, sich selbst zu erhalten. So entsteht eine ganze Welt der "zweiten Realitäten", die die Bewußtseinsschicht (als "Wissen", und das heißt: als allen vorgeschriebene, tabuisiert, unangreifbar gemachte Lüge) von ganzen Gesellschaften ausmachen können, und dabei nur institutionalisiertes Symptom der Verdrängung der Wirklichkeitsverweigerung sind.
Die Unaufrichtigkeit ist sich [dabei] ihrer Struktur bewußt und hat ihre Vorkehrungen getroffen, indem sie beschlossen hat, daß die metastabile [unbalancierte] Struktur die Struktur des Seins und daß die Nicht-Überzeugung die Struktur aller Überzeugungen sei. (Sartre) Nichts darf mehr "wahr" sein, alles wird zur "Meinung".
Infolgedessen ist der ursprüngliche Entwurf dieser Unaufrichtigkeit nur die Benutzung dieser Selbstzerstörung des Bewußtseinsfaktums, schreibt Sartre weiter. Wenn jeder aufrichtige Glaube ein unmöglicher Glaube ist, dann ist jetzt Raum für jeden unmöglichen Glauben. Weil der Unaufrichtigkeit nicht gelingt zu glauben, was sie glauben will. Aber sie ist ja genau deshalb Unaufrichtigkeit, weil sie das gar nicht glaubt, was zu glauben sie vorgibt. Die Unaufrichtigkeit will vor dem "Nicht-das-glauben-was-man-glaubt" in das Sein fliehen, vor dem sie anderseits ins "Nicht-das-glauben-was-man-glaubt" flieht. Damit wird die Unaufrichtigkeit zur allgemeinen Menschennatur erhoben.
Erfüllungsbefriedigung gibt es entsprechend nur noch im Traum. Weshalb Droge, Selbstentfernung (Ekstase), Wirklichkeits- durch Wahrnehmungs-Betäubung und Zweitwirklichkeit einander bedingen.
Einen Ausweg daraus gibt es nur, wenn man Kontakt zur Wirklichkeit aufnimmt und Evidenzen akzeptiert. Denn diese Deformationen des Bewußtseins entstehen aus der Vernachlässigung eines Teiles der Realität. Und sie sind als Folge des Herausfallens aus einer (kosmischen) Ordnung identifizierbar, wo sich das einst "Selbstverständliche" zu einer Idee ausfällt. Wo Kosmos zur "Welt" wird, die einem als Objekt in funktionaler und ideenhafter Beziehung gegenübersteht. Wenn aber auf der Ebene der wichtigste Teil des Bewußtseins, der Grund, durch Konstruktionen verstellt wird, ist praktisch die gesamte relevante Realität aus dem Bewußtseinshorizont der Symbolisierung herausgerückt, und es kommt zu vielerlei mentalen Störungen, schreibt Voegelin.
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