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Montag, 8. Mai 2017

Rationalismus verfehlt immer seine Ziele

Wie absurd eine nicht in der (göttlichen) Vernunft gründende Rationalität letztlich immer ist (denn sie muß einfach zu viel verschweigen, um Gott und dieser daraus erwachsenden absoluten Verbindlichkeit zum Gottesdienst auszuweichen) zeigt die Bemerkung des österreichischen links-grünen Bundespräsidenten Alexander van der Bellen, alle Österreicherinnen sollten aus Solidarität mit Musliminnen und als Zeichen des Anti-Rassismus (und als Reaktion auf Bestrebungen, das Kopftuchtragen in Österreich verschiedentlich zu verbieten oder einzuschränken) zukünftig Kopftuch tragen. 

Sie hat genau die gegenteiligen Reaktionen bewirkt, die der Bundespräsident als Aufruf zu einer allgemeinen moralischen Tat beabsichtigte. Rationalismus (bei dem man im wahrsten Sinn von "der Welt - ohne Himmel - gehörig" sprechen kann) bewirkt eben immer wenn schon nicht das Gegenteil des vorgeblich Beabsichtigten, so doch das Verfehlen des vorgegebenen größeren Zieles. Er funktioniert eben nur für sehr sehr begrenzte technische Apparaturen, Maschinchen, deren Umgebung man lückenlos kontrolieren kann, nicht aber für derartig komplexe und offene Gebilde wie sie der Kosmos und der Mensch sind. 

Nur im logos, der absoluten Vernunft in Gott verankert, auf sie verweisend, mit ihr "kommunizierend", also von ihr her befruchtet, führt sich auch alle Teillogik der Welt in die Widerspruchslosigkeit selbst. Fehlt in der Teillogik diese Hinorientierung, muß sie zwangsläufig im Großen in Widersprüchen enden. Es gibt im letzten sogar überhaupt kein "weltimmanentes Ziel", das auch ohne Gott auskäme.

Denn selbstverständlich hat sich sofort eine muslimische Gemeinde gemeldet, und angemerkt, daß sie das keinesfalls wolle! Denn die haben sofort begriffen, daß ein Aufgehen dieses Identitätsmerkmals in ein bedeutungsloses, unspezifisches Allgemeines die Identität als Muslime angreift weil auflöst, und damit die Muslime selbst schwächt. Es wäre also sogar ein Akt einer gar nicht gewollten Assimilation durch eine abgelehnte, zumindest fremde Kultur und in diese gründende Religion. Denn auch der aufgeklärteste Rationalismus Europas ist ein Vexierbild des Christentums.

Der Obmann der Türkischen Gemeinde in Wien (die sich auf Atatürk beruft) sah das freilich banaler, profaner, wie Säkularisten es eben immer tun. Er lehnte die Forderung van der Bellens ab weil er meinte, daß das Kopftuchtragen auch innerhalb des Islam (in der Türkei auf jeden Fall) höchst umstrittenes Merkmal der Unterdrückung der Frau und auf jeden Fall Kennzeichen eines radikalen Islam sei, den diese türkische Gemeinde ablehne. Eine gewissermaßen religionsimmanente Forderung nach Kopftuch gebe es ja gar nicht. Die Forderung nach dem Kopftuch sei also kontraproduktiv, weil es die säkularisierenden und vor allem entpolitisierenden Strömungen innerhalb des (türkischen) Islam unterwandere.






*270417*