Teil 2) Wer mit dem Menschen rechnet,
hat nicht mit dem Menschen gerechnet
Wer
Menschen aus ihren ethnischen (nicht: rassischen! das ist etwas ganz
anderes, wenn es auch Überschneidungsmengen gibt), (groß-)familiären,
religiösen, kulturellen Alltagsfeldern herausbricht, zwingt sie ihr
Leben gewissermaßen in "rationale Konstrukte" zu heben. Denn aus ihrer
alltäglichen Erfahrung und Beobachtung und Solidarität ergibt sich keine
Festigkeit mehr, auf der sie zu stehen kämen. Wer aber nicht fest
steht, kann nicht am Lebensweg voranschreiten, er ist ständig damit
beschäftigt, sich zuerst einmal in einem völlig ungeordneten Umfeld (als
das ihm jedes Umfeld erscheinen muß) einen Standort zu suchen, um zu
Urteilskriterien zu kommen.
Der Irrtum lag freilich darin, und er ist aus einem falschen (propagierten**) Menschenbild erwachsen, zu meinen, der Mensch wäre wirklich prinzipiell ein rein verbales, sprachliches, rationales Konstrukt, und dies ohne das Element der Wahrheit, dem logos, dem seine Absolutheit abgesprochen, der ins historisch-faktisch Relative verlegt wurde. Weshalb mit der Propaganda, mit der Geschichte auch seine Ich-Basis veränderbar wäre.
Dieser Irrtum ist direkter Ausfluß des Hegelianismus, das nur nebenbei, der diesem anthropologischen Ansatz definitiv seine rationale Basis schuf. Nur ist er falsch. Denn was Hegel nicht schaffte, schaffte natürlich auch nicht die Kaste der Ingenieure, als die sich (beileibe aber nicht nur) die Humanwissenschaftler zu begreifen begonnen hatte. Denn der Mensch hat ein Ich, das im Absoluten begründet ist, und das ist dem Menschen unzugängig. Er kann lediglich den Zugang dazu erschweren oder fast verunmöglichen. Darin erst liegt die menschliche Freiheit aber begründet, darin liegt der Grund von "Gottesebenbildlichkeit" zu sprechen, die überhaupt erst die gigantische Würde des Menschen erfaßbar macht.
Aber
man muß das gar nicht über die Theorie brechen. Denn wie jeder Irrtum
zeigt sich eine falsche Theorie in der ganz konkreten Alltäglichkeit,
die nicht mehr funktioniert. Und sie zeigt sich heute in einer extremen
Vereinzelung und Haltlosigkeit der Menschen, die zurecht also das
"Gefühl" haben - zu welcher Feststellung vor allem in größerem Umfang
Gesellschaften oft lange lange Jahre brauchen, zu massiv sind die
faktischen Gestütztheiten, die auch zum Irrtum pressen - ihrer Kultur
und damit Identität verlustig gegangen zu sein.
Nur
so, in dieser Identitätslosigkeit, sahen bestimmte Kreise und Personen
die Disposition gegeben, eine neue, universalistische, rationalistische
(also nur in menschlicher Ratio, damit in Nützlichkeitsverhältnissen
gegründete) "Identität" zu schaffen. Die nunmehr von zugeführter
Information abhing, endlich wirklich ein rein rationales Konstrukt war,
ja ganz davon abhing, die somit auch manipulierbar, den (egal wie und
von wem definierten) Staatszielen (darum hat Hegel ja den Staat als ein
Absolutum, als das Höchste definiert, denn naatürlich sah er diese
Notwendigkeit eines Absoluten, fand aber keinen Weg "aus der Welt
hinaus" bzw. von einem Absoluten in die Welt herein) einzugliedern war.
Aber
wenn es auch über weite Strecken so aussehen könnte, als wäre der
Mensch nur solch ein Konstrukt, so stellt man bei näherer Betrachtung
fest, daß dies nur Schein ist. Der logos des Menschen, auf dem sein Ich
gründet, dem es sogar ähnlich ist, gründet im Absoluten des Wissens
Gottes, des Seins selbst. Gründet also im Absoluten und hängt davon ab.
Es gründet deshalb auch nicht in bloßer "Moral", auch Moral hat keine
Begründung in sich selbst, sondern nur auf das Sein bezogen. Sonst wird
sie zum Zwang, zum Moralismus, zur Gesetzesverabsolutierung (wie im
Puritanismus/Protestantismus), wird Religion zur Verhaltensdressur. Und
der Mensch hebt sich bzw. sein System selbst zu einem Gott, das alles
rechtfertigt, ja notwendig zum voluntaristischen Sendungsbewußtsein
ausbaut, weil nur er die Welt retten, also in Bestand halten kann.
Erst
wenn man das zu sehen vermag, kann man erkennen, was zu tun wäre. Davon
aber sind wir heute noch meilenweit entfernt. Denn noch überwiegen die
Kesselflicker, die versuchen, auf einen völligen Fetzenhaufen noch immer
ihre Flicken aufzusetzen, um die Illusion eines Gewandes zu erzeugen.
Darum kümmern sie sich vor allem um die Manipulation der "Warum-"Fragen,
denn die dürfen nicht auch noch brechen. Dürfen nicht auch noch in den Hausverstand, den gesunden Menschenverstand zurückgeführt
werden. Alles darf brechen, aber tun es die Dogmen der Propaganda, der
Menschenmanipulation, bricht die Legitimität der Herrschenden. Die es
aber immer hektischer, immer aggressiver, immer fanatischer tun, immer
bestimmter die Verabsolutierung der Dogmen der Entfremdung der Menschen
von sich selbst - und das ist Identitätslosigkeit - zu schützen, und sei
es mit Polizeigewalt. Denn eigentlich erkennen die Menschen immer mehr
und aus ihrem eigenen Verstehen, aus ihrer eigenen Freiheit, ihrer
eigenen Vernunft heraus, daß sie in Wahrheit nackt sind. Denn der Irrtum
dieser Anthropologie, dieses Menschenbildes zeigt sich darin, daß man
die Menschen nicht auf Dauer von sich entfremden kann.
Der
Anruf Gottes, des Seins selbst, ist nicht abzuschirmen. Dort gründet
nämlich jeder Mensch. Und zwar sehr konkret. Dies ist die wahre und
letzthinnig übermächtige Bedrohung der politischen Systeme, Irrtümer und
Ideologien der Gegenwart. Deshalb brauchen wir uns auch nichts
vorzumachen: Der wahre Feind des Wahnsinns jeder Gegenwart ist und war
immer die Katholische Kirche. Denn nur dort ist der Ort des immer wieder
sich vollziehenden realen Einbruchs des Ewigen in die Zeit -
zuallererst im Sakrament des Altares, im Meßopfer, als der einzigen
Quelle der Welt.
Morgen Teil 3) Die wie meist ausgeuferten Anmerkungen
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