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Samstag, 2. April 2016

Prinzipielle Gewißheiten sind intuitiv

Aus der prinzipiellen Wesensgleichheit der Menschen ergibt sich, daß auch ihr erstes, intuitives Erfassen der Prinzipien der Wirklichkeit völlig irrtumslos sein muß, schreibt Thomas v. A. Anders wäre auch Intersubjektivität und jede Form von Kommunikation gar nicht möglich. Diese Prinzipien werden geschaut, und nicht diskursiv erschlossen.

Und erst darauf kann überhaupt wissenschaftliche Erkenntnis in ihrem Anspruch auf objektive Gewißheit aufbauen. Alle diskursiven Erkenntnisse müssen deshalb von dieser intuitiven Erkenntnis der Prinzipien ausgehen, und sie können ihre Gewißheit nur unter Zurückführung auf diese Prinzipien erhalten.

Denn in diesem ersten, unmittelbaren, intuitiven Schauen wird ein Gegenstand so durchschaut, daß ein diskursives Urteil nur "so" und nicht anders möglich ist. Während aber diese ersten Prinzipien unmittelbar geschaut werden, kann Wissenschaft ihre Gewißheiten nur in davon abgeleiteter Weise erlangen. Dort, in dieser Ableitung erst, ist sie dann aber irrtumsanfällig, und hier ist der Ort, wo Sittlichkeit ihre Bedeutung gewinnt.

Gemeinsamkeit im Erkennen geht also den Weg über die Wahrheit, und damit den Weg über die persönliche Haltung zur Wahrheit. Der Mensch der Lüge handelt also nicht nur gegen sich selbst, sondern er bricht die Kommunikation mit dem anderen (wobei immer: wider besseres Wissen.) 

Weil aber kein Mensch ohne Gewißheiten leben kann, ist es die Wahrheit, die die Menschen im Bestand hält, und aus der er hervorgeht. Das läßt das absolute Novum des Christentums ahnen, in dem die Grenzen der natürlichen Welt überschritten und der Mensch in die Übernatur gehoben wird.

Weil aber die Weise des Menschseins (im Dasein in der Welt) die der Persönlichkeit ist, setzt dort die sittliche Forderung an: In der Persönlichkeitswerdung, die als Persönlichkeit-sein ein immer aktualer Prozeß (der Beziehungsgestaltung) ist, und in der daraus konstituierten Art der Persönlichkeit (dem Charakter) steckt auch das Prinzip der Fähigkeit zu wahrhaftigem, also wirklichkeitsgerechtem Denken. Das sich in seiner wesensnotwendigen Verflochtenheit mit Welt und umgebenden Menschen zur Kultur verbindet. Die als Geflecht von Beziehungen diese Beziehungen zu dauerhafter, institutionalisierter Form - in Sitte, Brauch, Riten, etc. - bringt bzw. gebracht hat.

Deshalb ist auch klar, daß das Wesentliche des Abendlandes das Christentum war - als kulturprägende, ja -schaffende Macht. Kein Zuwanderer anderen Glaubens kann deshalb einfach über Imitation von Bräuchen oder über Erlernen der Bedienung von Technik wirklich "integriert" werden. Das wäre erst bei Taufe möglich, könnte erst dort beginnen.

Eine Erneuerung des Abendlandes aus dem Heidentum bzw. von nichtchristlichen Religionen zu erwarten ist deshalb eine contradictio in adjectio - ein fataler Trugschluß. Nur aus dem Christentum kann sich das Abendland überhaupt erneuern und reformieren. Alles andere wäre eine Neugründung einer weltimmanenten Kultur, und im übrigen Zynismus den Zuwanderern gegenüber. Denen vorgegaukelt wird, sie könnten an dieser Kultur teilhaben ohne Christen zu werden. Sie werden mit Notwendigkeit scheitern, weil ihnen diese Kultur nur über technisch-methodische Imitation in ihren Rändern alleine "zugängig" sein wird.





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