Es ist auch meines Erachtens zutreffend, daß die Frauenarbeit nicht überschätzt werden darf. Fast die ganze geistige Arbeit, die schwere körperliche, sowie alle eigentlich erzeugende Arbeit werden nach wie vor auf den Männern lasten – neben der ganzen Kriegführung. Es wäre gut, wenn diese Tatsache auch öffentlich deutlich zum Ausdruck gebracht würde und der weiblichen Agitation auf Gleichstellung in allen Berufen, und damit natürlich auch in politischer Beziehung, ein Riegel vorgeschoben würde. Ich stimme Eurer Exzellenz auch vollkommen zu, daß eine weibliche Dienstpflicht eine verfehlte Maßnahme ist. Wir brauchen nach dem Kriege die Frau als Gattin und Mutter.
Ich kann den dahin durch Gesetz, Vorrechte, materielle Hilfe usw. abzielenden Bestrebungen nur zustimmen. Hier wird trotz der starken Widerstände durchzugreifen sein, um den familienstörenden Einfluß der weiblichen Konkurrenz auszuschalten. Euer Exzellenz wollen daraus ersehen, daß auch ich nicht auf den Krieg sehe, sondern mir bewußt bin, daß für eine Fortentwicklung unserer Volkes nach dem Krieges gesunde soziale Verhältnisse, d. h. in erster Linie der Schutz der Familie, notwendig sind. Wenn ich trotzdem jetzt und für die Kriegsdauer auch für Ausdehnung des Arbeitszwanges auf alle unbeschäftigten oder in nebensächlichen Berufen tätigen Frauen dringe, so tue ich das, weil meines Erachtens auf vielen Gebieten Frauenarbeit noch in höherem Maße als bisher eingesetzt und dadurch Männer für andere Arbeite frei gemacht werden können.
Allerdings müssen die Industrie und Landwirtschaft noch mehr dazu angehalten werden, Frauen einzustellen, ferner darf den Frauen die Auswahl der Tätigkeit nicht allein überlassen bleiben, sondern sie muß nach Maßgabe der Fähigkeit, Vorbildung und Lebensstellung geregelt werden. Im einzelnen betone ich nochmals, daß ich es insbesondere für falsch halte, die höheren Schulen und Universitäten nur noch für Frauen aufrechtzuerhalten, nachdem diesen Anstalten durch die Ausdehnung der Wehrpflicht die Männer fast sämtlich entzogen worden.
Es ist wertlos, weil der wissenschaftliche Gewinn gering ist, ferner weil gerade die zu bekämpfende Konkurrenz gegen die Familie großgezogen wird, und schließlich weil es die gröbsten Ungerechtigkeit bedeutet, den jungen Mann, der alles für sein Vaterland gibt, hinter die Frau zurückzudrängen. Ein Nachteil der Schließung der der Männer doch beraubten Universitäten ist mir unter diesem Gesichtspunkt nicht ersichtlich. […]
Erich Ludendorf, Urkunden der Obersten Heeresleitung über ihre Tätigkeit 1916/18
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