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Samstag, 9. April 2016

Die Pflicht zum Selbstsein

Die Rede von Victor Orban am 15. März 2016, einem der drei ungarischen Nationalfeiertage, die alle drei die Säulen der ungarischen Freiheit als Volk gegenwärtig halten. An Ungarn und seiner Geschichte läßt sich ablesen, daß die Idee eines Staates von der Idee einer sich als solcher begreifenden Gemeinschaft - eines Volkes - ausgeht. Sie war in Ungarn auch nie rassisch motiviert, sondern persönliches Verhältnis zum Gesamtorganismus.

Ist die Idee stark, ist es auch der Staat. In diese Idee muß auch die Legitimation eingeflochten sein, und die kann nur aus der göttlichen Sphäre stammen. Menschen können sie sich nicht (dauerhaft) geben, ein territorialer Staat hat deshalb immer seine Legitimationsprobleme. Denn nur Menschen können legitimiert sein, und ihr Land ist das, was ihnen zubehört, was ihnen zugeteilt wurde, was sie sich erkämpft haben (denn der Kampf war immer ein Dialog mit den transzendenten Kräften: der Sieg war göttlichen Ursprungs.) In dieser Bedeutung sind sie dann auch dem Land verpflichtet, denn es ist ein göttliches Lehen. Die Ungarn beziehen sich dabei zum einen auf die Landnahmeerzählung aus dem 9. Jhd., auf der Grundlage des Selbstseins als Volk, das schon zu seinen frühesten Zeiten (vom Ural kommend, über die Südukraine, bis zum Eintritt über die Hohe Tatra) sich im mythisch verankerten Herrscherhaus ausdrückte, dem durch transzendente Herkunft vornehmsten Haus aus den Fürstenhäusern des Volkes, der Spitze der Kriegerkaste.

Denn ein Volk ist prinzipiell in drei Gruppen gegliedert, die zueinander in relativ stabilen Mengenverhältnissen stehen und stehen müssen, sonst kommt es zu Unfrieden: Die des Adels und der Krieger als Elite, die der Priester und Könige als ins Göttliche verbundene, die Sphären Welt und Himmel darstellende Spitze, sowie die des (per se weiblichen) Volkes, dem der Form zugeehelichten "Mater-ial". Das öffentliche Leben ist deshalb genuin immer männlich - Wort, in der liebenden Umarmung in die Materia hinein zeugende Form. Der Versuch das durch Gleichstellungsgerede zu ändern ist ontologischer Unsinn.

So konstituiert sich ein Volk, und nur so. Diese Dreiteilung setzt sich wie als Fraktale bis in die Familien hinein fort. Sein inneres Leben ist als Beziehungsgeschehen eine Analogie zum Leben der Dreifaltigkeit, das jedes einzelne Ding, jedes Haus, jede Familie wie eine Senkrechte zur waagrechten historischen Fleischlichung durchwirkt.

Volks, das bei den Ungarn durch päpstliche Stiftung - der Übersendung der Krone an König Stephan im Jahre 1000, denn die Ungarn waren immer ein Königsvolk, niemand mußte sie dazu "erheben" - in den göttlichen Reichsplan aufgehoben und eingebunden wurde. Aber ein Haus ist nicht an bestimmte einzelne Personen gebunden. Es ist vielmehr allen darin befindlichen persönliche Verpflichtung, weil es Organ in einem Organismus darstellt, das sich in der Krone symbolisiert. Oberhaupt eines Volkes ist deshalb die Krone. Ihr Träger ist sekundär, er hat immer unter dieser Krone als Volksidee zu verschwinden. Diese Krone ist den Ungarn bis heute lebendiges Staatssymbol. Legitimation gleichermaßen wie Verpflichtung.








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