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Sonntag, 17. April 2016

Über Sinn und Leben

"Es kommt einfach darauf an, da zu sein." Sinn braucht keine Bestätigung. Das Leben HAT sie. Wie immer ein Spaziergang in die Auen des Geistes - Martin Mosebach in einem Fernsehgespräch über den "Sinn des Lebens".

Der Künstler, der Philosoph als der der dem Augenblick seinen größtmöglichen Anschluß an das Ewige - und das ist das Leben -  geben will, um so das Hiersein durch Auffüllung und Dichte zu steigern. Das ist der Grund für eine Konzentration, ja eine anderen als Verbissenheit erscheinende Suchen des "Dahinter" hinter dem Moment, die die weltliche Zeit aufhebt, weil sie sich verflüchtigt. Denn sie ist diesen in ihrer oberflächlichen Kruste zu wenig. In der Poesie aber feiert die Welt ihren zeitlosen Begattungsmoment, in dem ein Geist alle Künste, alle Religion, alle Philosophie, ja alle Gestalt überhaupt gebiert und zur Schönheit treibt.

Das Paradox dieser höchsten Lebensgestalt und -erfüllung ist aber nicht das willentliche Produzieren des Menschen, sondern der bewußte Verzicht auf die Weltverspinstetheit im Hinsterben auf die Idee in der Fülle des Geistes. In Gott. Das Gelingen der Welt hängt also vom Verzicht auf sie ab, und gerade darin im existentiellen Ernst der Spannung auf diese Idee (als Beziehungsdynamik) hin. Der Ort der Begegnung des Ewigen mit dem Weltlichen ist also die Konkretheit, ja die extreme Konkretheit, um doch nie festgehalten werden zu können, sondern fest zu werden im Hingeben. Weil Weltfestigkeit nur im Hineinsterben in Gott, den reinen Geist, möglich ist.

Die Blühe des Frühjahrs geht dem Wachstum und der Frucht voraus, folgt aber auf den Tod des Winters. Wer aber lebt, trägt den Sinn in sich. Die explizite Frage nach dem Sinn ist also gar nicht wirklich ernstzunehmen. Umgekehrt: Nirgendwo ist der Sinnkult größter als in nihilistischen Systemen.








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