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Donnerstag, 28. April 2016

Wer nicht jätet opfert den Garten (3)

Teil 3) Wovor sich die Kirche aber völlig drückt
und warum auch das alles entwertet




Ein rein subjektiv konstituiertes "reines" Gewissen gibt es also gar nicht, zumindest nicht bei so anthropologisch zentralen Themen wie Ehe und Sexualität. (Nicht einmal in einzelnen scheinbar "profanen" Sachbereichen kann es das geben; sagen wir: im Verfertigen einer Holzschachtel als Verpackung zum Versand; selbst hier bezieht sich der Maßstab zum Urteil auf eine äußere Autorität, auch wenn diese internalisiert wurde, sodaß sie gilt, auch wenn der Chef - sagen wir, zur Illustration - schon gestorben ist.) Denn diese sind die ersten Prinzipien der Welt, und des Menschen. 

Denn das Wesen der Welt ist ehelich, das Wesen der Schöpfung ist ehelich, ein Zeugungsakt,. also erotischer Natur. Eros ist also die Grundverbindung zwischen logos und materia prima. Als Bezug von Form auf Inhalt, Materie. Der Mensch als Abbild Gottes trägt dies in seiner zweigeschlechtlichen Entsprechung einer prinzipiellen Verschiedenheit also in seiner fundamentalsten Schichte - als Ergänzung von Mann und Frau wird dieses erotische Verhältnis abgebildet. Das ist das Wesen der Sexualität.

Deshalb ist es unvollständig und insofern sogar falsch, von einer "Gleichheit der Geschlechter" zu sprechen, wenn man zugleich Bezug auf ihre Komplementarität nimmt. Denn diese Komplementarität ist NICHT zufällig, wie sie sich halt mal bildet - hier ist halt die Frau die Starke, der Mann schwach, hier muß halt der mann die Küche schaukeln, weil die Frau arbeiten geht, etc. etc., darauf läuft nämlich diese "reduzierte" Komplementarität hinaus, die damit (und das ist ja das Groteske) dem Gendering sogar noch ihre theoretische Rechtfertigung liefert bzw. darin völlig übereinstimmt (weshalb eine Ablehnung des Gendering mit der Hinterhand zum leeren Geschwafel wird) - sondern selbst dort, wo sie von Mann oder Frau nur unvollständig erfüllt wird (WEIL halt die Frau auch bestimmte technische Fähigkeiten hat, oder der Mann lieber strickt als Scheunen repariert), muß diese prinzipielle Eigenschaftlichkeit jener Punkt sein, auf den hin sich je Mann und Frau selbst transzendieren, von dort her also formen lassen (denn Opfer heißt: Rapport zum logos, zum Formgebenden, zum Übergeordneten). Und IN diesem logos liegt auch jene Komplementarität als Eigenschaftlichkeit der je einzelnen Person im Geist der Liebe begründet wie als ontische Struktur verborgen, die sich beide dann im Geist "zuhauchen".

Deshalb ist auch eine rein biologistische Argumentation, die auf "biologische Verschiedenheit" verweist, unvollständig oder gar falsch. Denn selbstverständlich ist das Erste, das Wesentlichere der Vorentwurf (weil logos), auf den hin sich je Mann und Frau überschreiten müssen. Damit wird mannsein und Frausein tatsächlich zum Kulturkonstrukt! Das zwar in der Geschichte (offengehalten durch die Selbsthingabe in der Selbsttranszendenz) ein je aktuelles Gewand trägt, aber in diesem Gewand von seinen prinzipiellen Eigenschaften nicht abweicht. Darin macht also das blau der Bübchen, das rosa der Mädche, darin machen die Heldenvorbilder für die Jugendlichen, die demütigen, sanften Frauen als heilige Liebesziele mehr als nur Sinn. Sie sind Leitlinien zum Gelingen des Individuellen und damit des Gesellschaftlichen, sie sind die eigentlichen Fundamente einer gesellschaftlichen Ordnung. Die eben nicht "von unten heraus" zufällig wächst, die der Materialismus (und Evolutionismus) annimmt.

Diese Gedanken aber wagt die Kirche offenbar und schon lange nicht mehr in den Mund zu nehmen, ja im Gegenteil, sie biedert sich auch in Amoris Laetitia genauso diesem Zeitgeist an, der eigentlich alles zerstört, was sonst aufzubauen versucht wird, dem er sogar sein reales Fundament entreißt. Auf reiner Komplementarität ist Ehe nämlich nicht aufzubauen! Eine moralistisch-positivistisch verstandene "Treue" ist nicht primärer Ehezweck, das können auch Heiden und Kommunisten. Die gegenwärtigen Fakten, überhaupt gleich auf Ehe zu verzichten, denn man kann ja auch sonst treu sein, Kinder haben etc., zeigen ebenfalls dasselbe. Ehe läßt sich nicht als bloßer Funktionalismus begreifen, der bestimmte Ergebnisse hervorbringt. In Wahrheit sind die Ergebnisse einer Ehe nämlich eine "Überraschungsbox", deren Inhalt Gott, das Sein selbst, im logos füllt, auch wenn oft scheinbar Ähnliches drin ist, öffnet man sie mit der Zeit.

Nur aber mit Jesus Christus als diesem Schlußstein, nur im sakramentalen Begreifen, wird diese ununterbrochene Kette der Welt (in Gehorsam und logos-Autorität) verantwortbar und sinnvoll. Rein irdisch wird sie zwar in allen Kulturen gleichermaßen nachgebildet, natürlich, das kann gar nicht anders sein (denn ontologische Gegebenheiten drücken sich in der bloßen Materie als chthonische Strebungen "aus sich" aus, wenn man so will: als bloß weltimmanente "reduzierte" Natur verstanden), aber in heidnischen Kulturen endet dies mit schöner Regelmäßigkeit in einem absoluten (irdischen) Herrscher, in Zentralismus und mehr oder weniger religiös definierter (als Nachahmung des Schlußsteines "Gott" aus Ahnung) Despotie.

Wir wollen hier schließen. Auf alles einzugehen, das in Amoris Laetitia steht, ist ohnehin fast unmöglich, zu viel steht auf diesen langen (je nach Fassung) 250-300 Seiten. Was aus Dokumenten dieses Papstes ja bekannt ist, der einfach alles sagt, um nicht angreifbar zu werden, und sich einer zahlreichen Gefolgschaft sicher sein kann die tagaus tagein damit beschäftigt ist, die passenden Stellen je nach Anlaß zu suchen. Wer aber alles sagt, sagt nichts. Wer jede Option offenläßt, gibt keine Wegweisung. Er weicht vielmehr der Verantwortung aus, indem er das klare Urteil (und das klare Denken) ablehnt und durch nichtklare, also subjektivistische "Ethik" zum Trümmerfeld auflöst. Denn Verantwortung ist eine Frage der konkreten Situation - siehe Levinas - und jedes irdische Selbstsein, jede Rolle (und das heißt: Personsein) ist nur Rolle, weil sie in immer konkreten Beziehungsfeldern steht.



Morgen Teil 4) Nur in Anrissen Fortsetzungen, die noch zu leisten und geplant sind
- Themen, die sich aus Amoris Laetitia aufdrängen 





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