Teil 3) Wovor sich die Kirche aber völlig drückt
und warum auch das alles entwertet
Ein rein subjektiv konstituiertes
"reines" Gewissen gibt es also gar nicht, zumindest nicht
bei so anthropologisch zentralen Themen wie Ehe und Sexualität.
(Nicht einmal in einzelnen scheinbar "profanen"
Sachbereichen kann es das geben; sagen wir: im Verfertigen einer
Holzschachtel als Verpackung zum Versand; selbst hier bezieht sich
der Maßstab zum Urteil auf eine äußere Autorität, auch wenn diese
internalisiert wurde, sodaß sie gilt, auch wenn der Chef - sagen
wir, zur Illustration - schon gestorben ist.) Denn diese sind die
ersten Prinzipien der Welt, und des Menschen.
Denn das Wesen der Welt
ist ehelich, das Wesen der Schöpfung ist ehelich, ein Zeugungsakt,.
also erotischer Natur. Eros ist also die Grundverbindung zwischen
logos und materia prima. Als Bezug von Form auf Inhalt,
Materie. Der Mensch als Abbild Gottes trägt dies in seiner
zweigeschlechtlichen Entsprechung einer prinzipiellen Verschiedenheit also in seiner fundamentalsten
Schichte - als Ergänzung von Mann und Frau wird dieses erotische
Verhältnis abgebildet. Das ist das Wesen der Sexualität.
Deshalb ist es unvollständig und
insofern sogar falsch, von einer "Gleichheit der Geschlechter"
zu sprechen, wenn man zugleich Bezug auf ihre Komplementarität
nimmt. Denn diese Komplementarität ist NICHT zufällig, wie sie sich
halt mal bildet - hier ist halt die Frau die Starke, der Mann
schwach, hier muß halt der mann die Küche schaukeln, weil die Frau
arbeiten geht, etc. etc., darauf läuft nämlich diese "reduzierte"
Komplementarität hinaus, die damit (und das ist ja das Groteske) dem
Gendering sogar noch ihre theoretische Rechtfertigung liefert bzw.
darin völlig übereinstimmt (weshalb eine Ablehnung des Gendering
mit der Hinterhand zum leeren Geschwafel wird) - sondern selbst dort,
wo sie von Mann oder Frau nur unvollständig erfüllt wird (WEIL halt
die Frau auch bestimmte technische Fähigkeiten hat, oder der Mann
lieber strickt als Scheunen repariert), muß diese prinzipielle
Eigenschaftlichkeit jener Punkt sein, auf den hin sich je Mann und
Frau selbst transzendieren, von dort her also formen lassen (denn
Opfer heißt: Rapport zum logos, zum Formgebenden, zum
Übergeordneten). Und IN diesem logos liegt auch jene
Komplementarität als Eigenschaftlichkeit der je einzelnen Person im
Geist der Liebe begründet wie als ontische Struktur verborgen, die
sich beide dann im Geist "zuhauchen".
Deshalb ist auch eine rein
biologistische Argumentation, die auf "biologische
Verschiedenheit" verweist, unvollständig oder gar falsch. Denn
selbstverständlich ist das Erste, das Wesentlichere der Vorentwurf
(weil logos), auf den hin sich je Mann und Frau überschreiten
müssen. Damit wird mannsein und Frausein tatsächlich zum
Kulturkonstrukt! Das zwar in der Geschichte (offengehalten durch die
Selbsthingabe in der Selbsttranszendenz) ein je aktuelles Gewand
trägt, aber in diesem Gewand von seinen prinzipiellen Eigenschaften
nicht abweicht. Darin macht also das blau der Bübchen, das rosa der
Mädche, darin machen die Heldenvorbilder für die Jugendlichen, die
demütigen, sanften Frauen als heilige Liebesziele mehr als nur Sinn.
Sie sind Leitlinien zum Gelingen des Individuellen und damit des
Gesellschaftlichen, sie sind die eigentlichen Fundamente einer
gesellschaftlichen Ordnung. Die eben nicht "von unten heraus"
zufällig wächst, die der Materialismus (und Evolutionismus)
annimmt.
Diese Gedanken aber wagt die Kirche
offenbar und schon lange nicht mehr in den Mund zu nehmen, ja im
Gegenteil, sie biedert sich auch in Amoris Laetitia genauso diesem
Zeitgeist an, der eigentlich alles zerstört, was sonst aufzubauen
versucht wird, dem er sogar sein reales Fundament entreißt. Auf
reiner Komplementarität ist Ehe nämlich nicht aufzubauen! Eine
moralistisch-positivistisch verstandene "Treue" ist nicht
primärer Ehezweck, das können auch Heiden und Kommunisten. Die
gegenwärtigen Fakten, überhaupt gleich auf Ehe zu verzichten, denn
man kann ja auch sonst treu sein, Kinder haben etc., zeigen ebenfalls
dasselbe. Ehe läßt sich nicht als bloßer Funktionalismus
begreifen, der bestimmte Ergebnisse hervorbringt. In Wahrheit sind
die Ergebnisse einer Ehe nämlich eine "Überraschungsbox",
deren Inhalt Gott, das Sein selbst, im logos füllt, auch wenn oft
scheinbar Ähnliches drin ist, öffnet man sie mit der Zeit.
Nur aber mit Jesus Christus als diesem
Schlußstein, nur im sakramentalen Begreifen, wird diese
ununterbrochene Kette der Welt (in Gehorsam und logos-Autorität)
verantwortbar und sinnvoll. Rein irdisch wird sie zwar in allen
Kulturen gleichermaßen nachgebildet, natürlich, das kann gar nicht
anders sein (denn ontologische Gegebenheiten drücken sich in der
bloßen Materie als chthonische Strebungen "aus sich" aus,
wenn man so will: als bloß weltimmanente "reduzierte"
Natur verstanden), aber in heidnischen Kulturen endet dies mit
schöner Regelmäßigkeit in einem absoluten (irdischen) Herrscher,
in Zentralismus und mehr oder weniger religiös definierter (als
Nachahmung des Schlußsteines "Gott" aus Ahnung) Despotie.
Wir wollen hier schließen. Auf alles
einzugehen, das in Amoris Laetitia steht, ist ohnehin fast unmöglich,
zu viel steht auf diesen langen (je nach Fassung) 250-300 Seiten. Was
aus Dokumenten dieses Papstes ja bekannt ist, der einfach alles sagt,
um nicht angreifbar zu werden, und sich einer zahlreichen
Gefolgschaft sicher sein kann die tagaus tagein damit beschäftigt
ist, die passenden Stellen je nach Anlaß zu suchen. Wer aber alles
sagt, sagt nichts. Wer jede Option offenläßt, gibt keine
Wegweisung. Er weicht vielmehr der Verantwortung aus, indem er das
klare Urteil (und das klare Denken) ablehnt und durch nichtklare,
also subjektivistische "Ethik" zum Trümmerfeld auflöst.
Denn Verantwortung ist eine Frage der konkreten Situation - siehe
Levinas - und jedes irdische Selbstsein, jede Rolle (und das heißt:
Personsein) ist nur Rolle, weil sie in immer konkreten
Beziehungsfeldern steht.
Morgen Teil 4) Nur in Anrissen Fortsetzungen, die noch zu leisten und geplant sind
- Themen, die sich aus Amoris Laetitia aufdrängen
***