Dieses Blog durchsuchen

Mittwoch, 27. April 2016

Wer nicht jätet opfert den Garten (2)

Teil 2) Warum es kein sicheres subjektiv hervorgerufenes Gewissen gibt - 
Warum darauf zu verweisen ein Akt der Unbarmherzigkeit ist




Also genau NICHT bloß faktisch-subjektives Gewissen, sondern als subjektives Gewissen sich äußernde objektive Wahrheit, die nur soweit objektiv ist und bleibt, als sie im Hören, im Gehorsam auf den ewigen logos steht, als in "ethischer Öffnungshaltung".

Dies wiederum wird noch tiefer verstehbar, wenn man die Struktur des Selbst als Sprache (Derrida, Lacan) kennt - die GEGEBEN ist. Das menschliche Denken braucht den Bezugspunkt "Allgemeinheit", das autoritative Außen, das es im Vertrauen übernimmt und als Urteilsbasis heranzieht, um sein Denken zu ordnen, muß man hier ins Christliche (als Religion der Inkarnation Gottes in Welt; dieser Gedanke fehlt ja bei den meisten dieser Philosophen, die meist auch jüdischen Glaubens sind) weiterführen.

Das ist Logik aus logos, das ist Grammatik als Struktur der Vorsehung (als logos), das ist dann Rhetorik als Entfaltung des logos in Weltstruktur (also als Quellkasten des Wissens, der Wissenschaft, der Wahrheit in der Welt.) Jesus Christus, der fleischgewordene Gottmensch, ist jener Schlußstein, in dem sich diese Zueinanderhin-Ordnung der Welt (man beachte die Symbolik des gotischen Gewölbes mit dem zentralen oberen Schlußstein!) nicht nur hält, sondern auf der sie beruht. Er ist die ultimative Gewissensautorität, aus der alle übrigen subjektiven Gewissen letztlich dieses "Außen", diese Autorität der Weltmanifestation in der Gewißheit (im Glauben) beziehen.

Das schließt zufälliges Faktisches aus, das eben nur zufällig und rudimentär Wahrheit (aus logos bzw. in logos) enthalten kann. Diese feine, aber entscheidende Unterscheidung wird oft nicht gesehen, und deshalb übersehen. Denn die Aktualitätslehre, auf die sich der Papst zu recht bezieht und die in der Philosophie eine wirkliche Entwicklung bedeutet, in einer Linie, die sich v. a. seit dem späten Mittelalter, von Kues über die Mystiker (Eckhart, J. Böhme), die Philosophie des 19. Jhds. und v. a. dann des 20. Jhds. (und nicht nur im genuin christlichen Raum, man denke an Buber oder Rosenstock, oder zuvor an Kierkegaard) über Ferdinand Ebner etc. etc. (denn es gibt dazu viele Namen zu nennen) in den katholischen Raum trägt. Wo sie heute die tatsächlich historisch aktuellste geistige Strömung darstellt, von der etwa Papst Johannes Paul II. (der sie weitgehend aus der Befassung mit Max Scheler oder Edith Stein schöpft) zutiefst geprägt war. Eine Linie, die im übrigen in den Kirchenvätern bereits reichste Entfaltung fand.

Das Problem weltlich manifestierter Autorität - ohne die es kein irdische Organisation, keine irdische Manifestation von Gesellschaft, auch nicht der societas perfecta, gibt - ist, daß sie in historischen Fragen entscheiden muß, in welchem konkreten Urteil sich der ewige logos ausdrückt. Das verlangt schlicht und ergreifend die Last des Führungsamtes auf sich zu nehmen, die eben ein Kreuz ist, und die Verantwortung zu übernehmen. Wenn sich aber eine Autorität dieser Verantwortung entschlägt - und das passiert heute schon fast überall, es ist ein Zug der Zeit! - so ist sie nicht besonders liebevoll und rücksichtsvoll vor dem Komplexionen des Einzelfalls, sondern im Gegenteil: 

Sie ist brutal unbarmherzig, weil sie dem "Unteren", dem in seinem Gewissen von ihr im Gehorsam ABHÄNGIGEN, dem der dieses Außen, diese Autorität BRAUCHT um sein Gewissen überhaupt bilden und erfüllen zu können, diesen notwendig zu leistenden Dienst vorenthält. Das ist nicht nur verantwortungslos, das ist vor allem UNBARMHERZIG, und noch mehr unbarmherzig, als es das als Ethik der Liebe oder "Zärtlichkeit" verkauft. Das ist eine glatte Lüge.



Morgen Teil 3) Wovor sich die Kirche aber auch hier völlig drückt,
und warum auch das alles entwertet





***