Teil 2) Warum es kein sicheres subjektiv hervorgerufenes Gewissen gibt -
Warum darauf zu verweisen ein Akt der Unbarmherzigkeit ist
Also genau NICHT bloß
faktisch-subjektives Gewissen, sondern als subjektives Gewissen sich
äußernde objektive Wahrheit, die nur soweit objektiv ist und
bleibt, als sie im Hören, im Gehorsam auf den ewigen logos steht,
als in "ethischer Öffnungshaltung".
Dies wiederum wird noch tiefer
verstehbar, wenn man die Struktur des Selbst als Sprache (Derrida,
Lacan) kennt - die GEGEBEN ist. Das menschliche Denken braucht den
Bezugspunkt "Allgemeinheit", das autoritative Außen, das
es im Vertrauen übernimmt und als Urteilsbasis heranzieht, um sein
Denken zu ordnen, muß man hier ins Christliche (als Religion der
Inkarnation Gottes in Welt; dieser Gedanke fehlt ja bei den meisten
dieser Philosophen, die meist auch jüdischen Glaubens sind)
weiterführen.
Das ist Logik aus logos, das ist
Grammatik als Struktur der Vorsehung (als logos), das ist dann
Rhetorik als Entfaltung des logos in Weltstruktur (also als
Quellkasten des Wissens, der Wissenschaft, der Wahrheit in der Welt.)
Jesus Christus, der fleischgewordene Gottmensch, ist jener
Schlußstein, in dem sich diese Zueinanderhin-Ordnung der Welt (man
beachte die Symbolik des gotischen Gewölbes mit dem zentralen oberen
Schlußstein!) nicht nur hält, sondern auf der sie beruht. Er ist
die ultimative Gewissensautorität, aus der alle übrigen subjektiven
Gewissen letztlich dieses "Außen", diese Autorität der
Weltmanifestation in der Gewißheit (im Glauben) beziehen.
Das schließt zufälliges Faktisches
aus, das eben nur zufällig und rudimentär Wahrheit (aus logos bzw.
in logos) enthalten kann. Diese feine, aber entscheidende
Unterscheidung wird oft nicht gesehen, und deshalb übersehen. Denn
die Aktualitätslehre, auf die sich der Papst zu recht bezieht und
die in der Philosophie eine wirkliche Entwicklung bedeutet, in einer
Linie, die sich v. a. seit dem späten Mittelalter, von Kues über
die Mystiker (Eckhart, J. Böhme), die Philosophie des 19. Jhds. und
v. a. dann des 20. Jhds. (und nicht nur im genuin christlichen Raum,
man denke an Buber oder Rosenstock, oder zuvor an Kierkegaard) über
Ferdinand Ebner etc. etc. (denn es gibt dazu viele Namen zu nennen)
in den katholischen Raum trägt. Wo sie heute die tatsächlich
historisch aktuellste geistige Strömung darstellt, von der etwa
Papst Johannes Paul II. (der sie weitgehend aus der Befassung mit Max
Scheler oder Edith Stein schöpft) zutiefst geprägt war. Eine Linie,
die im übrigen in den Kirchenvätern bereits reichste Entfaltung
fand.
Das Problem weltlich manifestierter Autorität - ohne die es kein irdische Organisation, keine irdische Manifestation von Gesellschaft, auch nicht der societas perfecta, gibt - ist, daß sie in historischen Fragen entscheiden muß, in welchem konkreten Urteil sich der ewige logos ausdrückt. Das verlangt schlicht und ergreifend die Last des Führungsamtes auf sich zu nehmen, die eben ein Kreuz ist, und die Verantwortung zu übernehmen. Wenn sich aber eine Autorität dieser Verantwortung entschlägt - und das passiert heute schon fast überall, es ist ein Zug der Zeit! - so ist sie nicht besonders liebevoll und rücksichtsvoll vor dem Komplexionen des Einzelfalls, sondern im Gegenteil:
Sie ist brutal unbarmherzig, weil sie dem "Unteren", dem in seinem Gewissen von ihr im Gehorsam ABHÄNGIGEN, dem der dieses Außen, diese Autorität BRAUCHT um sein Gewissen überhaupt bilden und erfüllen zu können, diesen notwendig zu leistenden Dienst vorenthält. Das ist nicht nur verantwortungslos, das ist vor allem UNBARMHERZIG, und noch mehr unbarmherzig, als es das als Ethik der Liebe oder "Zärtlichkeit" verkauft. Das ist eine glatte Lüge.
Morgen Teil 3) Wovor sich die Kirche aber auch hier völlig drückt,
und warum auch das alles entwertet
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