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Samstag, 26. Dezember 2009

Erkennung verkannter Genies

Rudolf Borchardt schreibt in seinem Essay "Über das Recht des Dichters verkannt zu bleiben", daß gemäß den Worten Kleists den Genies "die Wahrheit ist, daß mir nicht zu helfen war." Das erreichen zu wollen, sei ein Wahn, und er "hasse und verachte den mechanistischen Optimismus der Bourgeoisie, die glaubt, die Tragikzität des dichterischen Phänomens aus der Welt schaffen zu können, als ein Residuum barbarischer Zeiten, wie die Pocken, durch eine Vakzination von Krethi und Plethi mit Lymphe der Vorurteilslosigkeit."

"Die Vorstellung, daß mit den nötigen Laternen von berechneter Normalkerzenstärke vorhandener Genius mit mathematischer Sicherheit auffindbar sein müsse, beruht auf dem Irrtum, daß das Genie, wie das verlaufene Kind im Märchen, zart im Walde sitze, und sich wolle finden lassen. Es ist aber ein scheues und schreckhaftes und oft ein schreckliches Wild, und es frißt nicht aus der Hand."

"Ich lache und schweige zu den Kleist-Bünden und Kleist-Preisen, zu den verrückt gewordenen Kleinbürgern und emanzipierten Spießern, die aus lauter Angst, vor dem Urteil der Nachwelt zu denjenigen zu gehören, die, damals, auf der falschen Seite gelegen haben, hinter dem Dümmsten her sind, was sie foppt, hinter dem Frechsten, was sie ausnützt, und die schließlich diejenigen sind, die, um nicht die Dupes ihrer Zeit geblieben zu sein, den Weltruhm [des X und Y] zur allgemeinen Schmach, fabrizieren."




*261209*