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Montag, 14. Dezember 2009

Frei, unmittelbar, und ohne Pose

Rudolf Borchardt in "Max Reinhardt und das Theater" (1920) in einem Aufruf an die Dichter. In dem er von ihnen verlangt, wieder zu ihrem Eigentlichen zu finden, das Theater endlich aus der Ecke der Bildungsanstalt, in die es durch seine Kretinierung durch Klopstock und Schiller bzw. den Klassizismus geraten ist, herauszuholen:

"[Max Reinhardt] erlöse sich und uns [Dichter] von den letzten Fesseln der Bildungsbühne und des höfischen Theaters, und spiele Tasso und Iphigenie in den Kammerspielen wohin sie gehören. [...]  

Wir verlangen von [Euch, mit mir Dichtern] das schwerste Opfer das dem Dichter zugemutet werden kann, - nie schwerer zu opfern als in diesen unsern Zeiten [wo alles um seinen Platz ringt, weil alles ihn verloren hat, vor allem die Dichtung, die Kunst; Anm.]: das Opfer seiner selbst [als wohlbedachte Figur im Weltdrama, Anm.] 

[Aber Vorsicht vor der nächsten Pose:] Ihr meint, ihr brauchtet nur zu schwindeln und Euch [als volksnah, als posenfrei, Anm.] zu verstellen, und alles sei getan? Bedenkt was aus dem Drama geworden ist, seit man es Euch bequem gemacht hat."




*141209*