Ebenfalls in ZDF-heute findet sich ein Bericht über den drohenden finanziellen Kollaps der deutschen katholischen Bistümer. Die bislang, übrigens, zu den reichsten Bistümern, ja wo sogar Köln das reichste Bistum der Welt überhaupt war. Die Kirchenaustrittszahlen aber erreichten nun Ausmaße, die aufgrund der Kirchensteuerausfälle dringende strukturelle Sparmaßnahmen notwendig machten.
Zur Erinnerung: die Kirchensteuer in Deutschland wurde von Hitler eingeführt. Die Idee dahinter war, daß es zu einer Loslösung von Rom einerseits, anderseits zu einer Abstimmung mit den Füßen kommen sollte. Aber anders als in Österreich, wo die Enteignung der Kirche durch Josef II. bereits 1782f erfolgt war, und die Kirche schon seitdem am staatlichen Tropf hing, der sich aus dem "Kirchenfonds" speiste, dem enteigneten Kirchengut, so daß Hitler bereits perfekt vorbereitete Strukturen fand, war die reichsdeutsche Kirche in einer deutlich besseren Lage. Auch war ihr politisches Gewicht offenbar höher, weil Hitler zum Zeitpunkt des Konkordatsabschlusses mit dem Vatikan im Juni 1933 (wo Mussolini und "sein" Konkordat mit einer strikten Trennung Kirche-Politik/Staat ihm zudem noch Vorbild waren, Hitler international noch Prestige sammeln wollte) noch in einer deutlich schwächeren Lage als 1938/39, am Zenit seines Größenwahns, wo er auch gegen die Hoffnungen des österreichischen Klerus das Konkordat Österreichs sofort aufhob, aber die Ostmark auch nicht ins Reichskonkordat integrierte, sondern mit der Auflösung der vormaligen Republik vorderhand konkordatslos beließ. Damit konnte er sich hier ungehindert austoben, und die Rechtsstellung der österreichischen Kirche gestaltete sich fürderhin weitaus schlechter.
So wurde in Reichsdeutschland auch die Kirchensteuer automatisch von den Finanzämtern berechnet, und abgeführt. In Österreich (das nach 1945 kein neues Konkordat abschloß, sondern das als Rechtsnachfolger Deutschösterreichs jenes von 1933 wiederaufleben ließ) ließ man die Kirche über Nacht im Regen stehen, wobei ... es bis vor wenigen Jahren selbst diesbezüglich noch zu massiven praktischen Problemen kam, weil die Kirche die Kirchensteuer auf eigene Faust einholen mußte, der wiedererstandene Österreichische Staat ihr (unter den sozialistischen Regierungen) vereinbarungswidrig nicht einmal Datenabgleich (Melderegister, Einkommenshöhen) gewährt hatte.
Die Fürbitten waren vergebens. Das Erzbistum Köln muss in diesem Jahr Einnahmeausfälle von rund 80 Millionen Euro verkraften. Der Etat schrumpft auf 440 Millionen Euro, wie ein Kirchensprecher bestätigt. Ähnliche Hiobsbotschaften kommen aus Aachen: Die Einkünfte des Bistums sinken um mehr als 30 Millionen Euro. Weitere Defizite sind zu erkennen. Es herrscht Schwindsucht im Klingelbeutel - überall im Land.
Die Probleme, unter denen die christlichen Kirchen in Deutschland leiden, sind häufig die gleichen: Immer mehr Austritte sorgen dafür, dass die Kirchensteuereinnahmen sinken. Das Unternehmen Kirche ist in massive Probleme geraten. Verkrustete Strukturen und ineffiziente Geschäftsprozesse halten den sinkenden Einnahmen nicht mehr Stand.
Die Probleme, unter denen die christlichen Kirchen in Deutschland leiden, sind häufig die gleichen: Immer mehr Austritte sorgen dafür, dass die Kirchensteuereinnahmen sinken. Das Unternehmen Kirche ist in massive Probleme geraten. Verkrustete Strukturen und ineffiziente Geschäftsprozesse halten den sinkenden Einnahmen nicht mehr Stand.
Eine Entspannung der Lage ist nicht zu erkennen - im Gegenteil. Kircheninterne Prognosen lassen Düsteres ahnen: Wenn das Niveau der Kirchenaustritte seit der Wiedervereinigung anhält, sinkt die Mitgliederzahl der katholischen Kirche in den kommenden 20 Jahren um vier auf 20 Millionen. Die evangelische Kirche muss noch Schlimmeres verkraften. Hält der Trend an, schrumpft die Zahl der steuerzahlenden Gläubigen bis zum Jahr 2030 auf 17 Millionen. Das wären dann neun Millionen Mitglieder weniger als bislang - ein Minusrekord.
"Schon jetzt stehen ganze Bistümer vor dem finanziellen Kollaps", sagt ein Banker, der große Kirchenetats einsieht. "Die Finanz- und Wirtschaftskrise sorgte zusätzlich dafür, dass die Finanzpolster schmolzen." Auch Gottesdiener, die die Finanzen ihrer Gemeinschaft verwalten, waren vor Fehlinvestments nicht gefeit. Manche, berichtet der Banker, hätten sich "sogar ganz gewaltig am Kapitalmarkt verzockt".
*231209*