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Dienstag, 5. November 2013

Demokratie muß totalitär werden (1)

Die Demokratie funktioniert nur dort und so lange, wenn das Ergebnis der Abstimmung über die Führung diese in einen monarchischen Zustand versetzt, der von allen akzeptiert wird. Das wird auch bei der Betrachtung der Athener Demokratie oft vergessen: Der Gewälte herrschte quasimonarchisch, weil die gesamte Verfaßtheit der Gesellschaft, die Haltung der Menschen monarchisch war. Der Mensch ist überhaupt aus seinem Wesen heraus monarchisch: nur wenn er an die absolute Begründetheit der Macht glaubt, akzeptiert er sie, und nur dann kann Macht überhaupt herrschen.

Weil aber die Demokratie aus dem irrigen Verständnis der Neuzeit heraus, auch "neue" Herrschaftsformen zu schaffen, denen ihre Legitimität jederzeit abzusprechen ist, sich damit quasi selbst den Boden entzieht, in Unregierbarkeit münden muß, müssen die Demokratien der Neuzeit unausweichlich in Despotien umschlagen.

Denn der Zusammenhalt, wie ihn einem Volk nur ein hierarchisch-monarchisches Verständnis geben kann, wird mehr und mehr nur noch durch Bestimmung des Denk- und Entscheidungsverhaltens der Abstimmenden herstellbar. Nur wenn alle gleich denken, ist diese Staatsform mittelfristig überhaupt aufrechtzuhalten. Sonst mündet sie unweigerlich in Bürgerkrieg, weil es kein ausgleichendes Prinzip für ideelle, ideologische Unvereinbarkeiten gibt, das die Meinung der Staatsbürger in ein immer noch gemeinsames übergeordnetes Prinzip zusammenführt. Dies schon gar dort, wo Religionsunterschiede auftreten. Und die treten unweigerlich auf, sobald einem Staatsvolk der Glaube an ein einendes überspannendes Prinzip fehlt. 

Die Meinungsdemokratie der Gegenwart fordert - sonst könnte nie ein oppositioneller Wahlwerber zur Regierung kommen, ihm fehlte die Legitimität - nunmehr, daß der Ursprung des Macht im Wähler liegen müsse. Das bedeutet für diesen aber eine Umkehr der Legitimität: sie liegt in seiner Hand. Und verliert damit notwendigerweise ihren autoritativen Charakter. Eine Macht, die man auch abwählen kann, ist keine Autorität mehr. Demokratische Staaten entwickeln sich also immer zu Staaten mit immer schwächeren Regierungen, die schließlich gar nichts mehr durchsetzen können. Die Rechtsordnung löst sich zunehmend auf.

Also muß die Demokratie ein solches erstes, alle zusammenfassendes Prinzip - das nur in der Macht selbst liegen kann, also wie beim absolutischesten Herrscher im Grundsatz "weil es die Macht ist, ist es die Macht" - doch vorschreiben. Als positives, gesetztes Recht. Ein solches einendes Prinzip steigt nicht mehr aus der alltäglichen Haltung der Menschen. Genau deshalb aber ist es flüchtig, und zwar zunehmend flüchtig, weil der Mensch letztendlich immer nur zu seiner persönlichen Haltung der Welt gegenüber zurückkommen kann. Nur dort kann er existentielle Sicherheit erfahren. 



Morgen Teil 2) Lieber eine Revolution als eine Veränderung





*Brinton Crane zeigt in seiner Untersuchung über die Revolutionen seit dem 18. Jhd., daß es immer dieser Wohlstands- und Intellektuellen(eliten)mittelstand war, der Revolutionen vorbereitete und trug. Durch scheinbare Verbrüderung mit den Unterschichten, die in dem Moment bricht, wo dieser Mittelstand an die Macht gekommen ist.






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