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Freitag, 22. November 2013

Weg zur Entmenschung (2)

Teil 2) Der Wert aller Dinge liegt in ihrem Dasein, 
nicht in ihrer zweckhaften Arbeit




Es zeigt sich ein (materialistischer) Trugschluß, mit dem wir Zeit betrachten, die wir von ihrem Wesen abgetrennt haben: Zeit ist uns das historisch Gewordene, was gemessen (und das heißt mit bestimmten Abläufen verglichen, an denen gemessen) wird und vergeht. Nicht das, was bleibt weil ist - geschaffen, je neu, und in seiner Kraft zur Entfaltung in der Welt der Dinge abhängig von der objektiven Qualität und vor allem: von der objektiven Wirklichkeit des Schöpferischen. Wer an der Spitze eines Unternehmens (bzw. eines Organismus) steht, der ist es nämlich, der 50, 100 oder 500 Menschenleben und Tonnen an Material bewegt, selbst wenn er nur fünf Worte sagt: Baut diesem Kunden dieses Haus! Nicht der, der etwas "macht" (oder: machen kann) oder physisch-real ausführt ist nämlich primär der, der (in dieser Hinsicht) die (Gesamt-)Leistung schafft. Der König ist überhaupt nur noch Prinzip eines gesamten Volkes oder Staates, und zwar einfach, INDEM ER IST.* Nicht, indem er täglich 450 Akten über den Tisch wälzt.

Keinesfalls zufällig also wird einerseits intellektuelle, schöpferische Leistung zunehmend gering bewertet (die nur noch an solcher technischer Zweckhaftigkeit orientierte Gagenentwicklung selbst in künstlerischen Bereichen ist eines der Symptome), was sich in der Bereitschaft zum Ausgeben ausdrückt, während anderseits das Bedürfnis der Menschen, gerade für ihre Besonderheit, ihre geistige Leistung anerkannt zu werden (die Zeugniswut der Gegenwart ist eines der beredtesten Zeichen dafür) indem man sie in ihrer Stellung respektiert, was sich in einer immer größeren Erstarrung der elitebildenden Mechanismen, übrigens, ausdrückt.

Denn wenn der Wertmaßstab im Subjektiven liegt, mit dem den Dingen begegnet wird, nicht mehr im Außen, im Objektiven, in der Form (die Geist ist), in der in einer Gestalt Gegebenen, dreht sich eine Gesellschaft spiralförmig nach unten, diffundiert in das ungeformte, nur keimhafte Ich ungestalteter, spukhafter Monaden, die zufällig nebeneinander sind, zurück. 

Auch von dieser Seite her also Zeichen, daß wir uns in einem gewaltigen Entstaltungsprozeß befinden. Und das heißt: Dekulturalisierung. Denn eine solche Entwicklung des Wertempfindens, die ja vor allem etwas anzeigt, bedeutet (schon rein persönlichkeitstechnisch) die  Unfähigkeit zu höherer Organisation. Und das heißt, nein, IST noch mehr (und da wird es nämlich wirklich bedrohlich): Entmenschung. Aber ohne Menschen gibt es keine Welt.





*Das läßt sich als Grundstruktur aller menschlichen Sozietät auf alles übertragen, namentlich die Väter. Und weil man das nicht sieht, ist jeder Flickversuch etwa im Familienrecht von vorneherein zum Scheitern verurteilt, schafft nur neue Probleme, anstatt je eines zu beheben.





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