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Donnerstag, 14. November 2013

Logik nicht ohne Ethik

Der Immoralist, der dem anderen die Befolgung eines Sittengesetzes zum Vorwurf macht, beweist eben damit, daß er selbst an die Verantwortlichkeit glaubt, schreibt Wilhelm Müller-Walbaum in "Die Welt als Schuld und Gleichnis". Schon im Logischen drückt sich ja ein Sollen aus, wer das nicht sieht kann nicht einmal logisch denken. Und weil sich Logik auf Wirklichkeit bezieht, und damit auf Wahrheit als Aussage über sie, fällt Logik und Ethik als Gesolltes in eins.

Dem ethischen Gesetz ist also in gleicher Weise wie dem logischen Gesetze die Unabhängigkeit von der [subjektiven Art der] Erfahrung und die Objektivität oder Allgemeingültigkeit eigen. Die sittliche Verantwortlichkeit ist bleichbedeutend mit der Zurechnung aller zeitlich differenten Handlungen an ein ewiges selbst identisches, in der Wirklichkeit sich niemals voll realisierendes Ich [als Prinzip der Urteilskraft und der erfahrenen Kontinuität über allenzeitlich auseinanderliegenden Zustoßungen hinaus, Anm.] 

Das logische Zentrum der Apperzeption ist schließlich identisch mit dem ethischen Zentrum, weil Logik und Ethik selbst eine Einheit bilden. Denn nicht nur ist alle Ethik nach den Gesetzen der Logik allein möglich; sondern die Logik kann auch niemals anders als in der Zeit, d. h. ethisch verwirklicht werden, obwohl sie ein Sein in der Form eines doch irgendwie bereits Gegenwärtigen uns verkündet.




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