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Samstag, 2. November 2013

Etwas bleibt immer

Wie der Geist eines Menschen an seiner Leiblichkeit festgemacht ist, zeigt nicht nur der Umgang mit Reliquien (, sondern auch der mit den Leichen ehemaliger Nazi-Größen. Ein Problem, das mit dem Tod Erich Priebkes neu aufgetaucht ist, denn Italien weigert sich, seine Leiche zu beherbergen, und will den zahlreicher NS-Verbrechen Beschuldigten loswerden.

Adolf Hitlers (wenige) Überreste sind nach dem Krieg verschwunden; man vermutet sie in Archiven in Rußland, denn dort hat man sie untersucht und Hitler eindeutig zugeordnet. Hermann Göring wurde nach seinem Tod, mit dem er sich der Hinrichtung nach Nürnberg 1946 entzog, verbrannt, und seine (Bezeichnung!) Asche in die Isar gestreut. Heinrich Himmler liegt irgendwo in der Lüneburger Heide verscharrt. Martin Bormanns Leiche fand man 1970, man exhumierte und verbrannte sie, und verstreute die Asche in der Ostsee. Adolf Eichmann wurde in israel exekutiert, seine Leiche verbrannt, und außerhalb der israelischen Hoheitsgewässer ins Meer verstreut. Joseph Goebbels' nur halbverkohlte Leiche wurde erst in Brandenburg vergraben, 1970 aber auf Befehl des damaligen KGB-Chefs Andropow (der später als Staatspräsident Breshnjew folgte) wieder ausgegraben, verbrannt, und in einen Nebenfluß der Elbe verstreut. Der erst 1987 verstorbene Rudolf Heß (er wurde in seiner Zelle in Spandau erhängt aufgefunden, schon damit verbinden sich Legenden) wurde erst in Wunsiedel in Bayern begraben, das Grab aber 2011 eingeebnet, die sterblichen Überreste exhumiert und verbrannt und sollten auf hoher See verstreut werden.

Mehr Auslöschung eines Menschen ist aber nicht möglich. Denn etwas bleibt immer, das einmal integraler Teil dieses Menschen war. Der Leib wird im Tod nur transformiert - durch Entstaltung, so wie er ab der Zeugung aus Materie GEstaltet wird. Geist, Logos, Sinn formt Materie zum Leib, zu "irgendetwas" das diesem Geist gemäß ist. Der Leib ist Analogie zum Geist, der ihn geformt hat.

Während die einen damit Angst vor dem Geist haben, der an eine Wirkstätte durch Erinnerung an die durch diesen Menschen dargestellte, fleischgewordene Wirklichkeit (bzw. Dämonie) symbolisch gebannt bleibt (denn die Asche ist keineswegs "in dieser Form" Teil dieses Menschen gewesen, sondern in der Gestaltung wird anorganische Materie transformiert, erhält neue Eigenschaften, die ihre alten, unterstufigen in eine neue Dimension überhöhen), verbinden die anderen mit diesem Symbol Hoffnung. Das eine soll seiner Wirksamkeit durch Auslöschung (und damit Verhinderung der weiteren Geschichtlichkeit) beraubt werden, das andere, die Reliquie der Heiligen, weiter geschichtsmächtig bleiben.



*Eine katholische Hl. Messe wird IMMER direkt auf einer Reliquie eines Märtyrers gefeiert, die in irgendeiner Form in die Zelebrationsunterlage eingearbeitet ist - als Feier "auf den Gräbern". Yrjo Hirn zeigt, daß der Altar sich überhaupt als Totenschrein verstanden hat, getreu der Tradition und mit vielerlei Sinndeutung, das Meßopfer auf Friedhöfen zu feiern. Im übrigen ein uralter, menschheitsweiter Ritus - auf den Gräbern der Ahnen ein Mahl zu halten.




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