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Samstag, 16. November 2013

So geht es nicht

Genau das geht eben nicht, Frau Keller. Sie schreiben daß es an Männlichkeit fehle, nein, an Väterlichkeit, und wollen gleichzeitig erklären, wie die auszusehen habe. Es liebt aber nicht an der "absenz in der Erziehung", die ist kein Ding, das man machen kann. Sie liegt auch nicht am "Zulasssen" durch die Frauen. Sie ist nicht Ausfluß einer neuen pädagogischen Methode und Ergebnis neuester "wissenschafticher Ergebnisse". 

Hinter allen Ihren Zeilen aber, die im European da veröffentlicht wurden, ist sie spürbar - die Angst vor dem Mann. Die Angst vor dem, das sie dann doch ab und zu gerne hätten, aber mit Kontrolle, bitte, mit jederzeit zu betätigender Reißleine. Die Angst, der Mann könnte wirklich wieder das Haupt sein, dem die Frau zu gehorchen habe. Denn das wäre sie, die Männlichkeit. die nicht dosierbar ist, wie man das Gewürzstreuselchen beim Kochen nach und nach beim Abschmecken zusetzt. Dort läge sie, die Väterlichkeit, im Bewußtsein der entscheidenden Verantwortung für einen ganzen Organismus.

So weit soll sie dann doch nicht gehen, die Männlichkeit, die Väterlichkeit. So weit soll Identität denn doch nicht gegeben sein, nicht gemacht, selbst bestimmt. Aber genau das wäre sie. Vor allem aber - NUR das wäre sie. Wenn man Gesundung wollte, wäre nur dort anzusetzen, und dazu würde es genügen aufzuhören, dem Zueinander der Geschlechter vorzuschreiben, wie es sein sollte, und dürfte, und alle Hängematten und Sicherheitsnetze zu entfernen, die den Einzelnen (und vor allem: die Einzelne) von den Konsequenzen seines Handelns bewahren. Dann würde es sich auch wieder - langsam - regeln. Aber genau das wollen auch Sie nicht, Frau Kelle.

Was würden Sie sagen, wenn Ihnen Ihr Mann vorschriebe, sich mehr um den Haushalt zu kümmern, anstatt irgendwelche öffentliche Tätigkeiten auszuüben, weil es dem Wohl des Ganzen, der Familie mehr dienlich wäre? Dann dürfte er doch wieder nicht Mann oder Vater sein? Oder müßte er erst Ihre Genehmigung einholen? Was, wenn er seine Forderung mit gewissem Nachdruck (wollen wir durchaus das Wort "Gewalt" ins Spiel bringen, ja, durchaus, da gehört es nämlich hin) durchzusetzen versuchte? Genau dort aber läge es erst. Und wir können es nur ganz ganz oberflächlich hier andeuten, worum es da ginge, weil es im Konkreten natürlich schwer beschreibbar wird, weil es um eine grundsätzliche Umkehr ginge, nicht ums Ausdefinieren einer nächsten Ideologie. Denn die historischen Inhalte sind stets in gewisser Weise relativ, auch wenn sie in gewisser Weise inhaltlich auch gar nicht so variieren. Es kommt aber auf die strukturelle Qualität an.

Oder sollte das vorher in einem langen und breiten öffentlichen Diskurs unter Anhörung zahlloser Fachleute (darunter Birgit Kelle) festgelegt werden, was ein Mann (der heutigen Zeit) nun doch wieder dürfe, und was nicht, und wann dann doch nicht? Oder räumen wir jede Idee von Mann und Frau weg - soll es sich doch jedes Paar irgendwie selber richten, und hier ist es dann einfach mehr, dort weniger modern? Ist Identität und Persönlichkeit doch ein so ein Ding, das man sich irgendwie einrichten kann, je nach Anforderung der Zeit?

Deshalb ist was Sie schreiben ... kiki. Nur ein nächster tussenhafter flatus vocis im Blattsalat der virtuellen Weltschönrederei, der lediglich in einem anderen Teich zu fischen versucht, wo jene Karpfen schwimmen, die vielleicht eher "einen Kumpel zum Pferdestehlen" suchen.

Früher waren das mal die, die nichts gegen Latzhosen hatten, sogar auch fluchten und ausspuckten und Burschengangs suchten, denen sie erklären konnten, wie toll Männer, wie doof die anderen Zicken sind (und das ist dann tatsächlich typisch weiblich). Das Pendant zu den Weicheiern und Frauenverstehern, die zu doof auch noch verächtlich sind, denn das ist nicht männlich, selbst wenn sie scheinbar das Gleiche tun.

Vor dem Wirklichen haben auch Sie Angst. Gerade vor dem Wirklichen. Das gibt's aber nicht bedingungsweis. Das gibt's nur so richtig richtig. Und das wollen Sie gerade nicht. Ein bisserl mehr Mann-dabei-sein sollte da schon reichen, samt dem "nun bell mal, Hans-Hubert, darfst jetzt!"

Also versuchen Sie nicht mehr als so viele andere - nach dem Prinzip des "Wasch mich, aber mach mich nicht naß" sich auf die "richtige Seite" zu schummeln. Da gehören Sie nicht hin.




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