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Samstag, 30. November 2013

Wie man alles und jeden bedient

In der in dem kleinen Dörflein, ja früher nannte man das Weiler,  Laichboden am Wörthersee herausgegebenen Wochenblättchen "Früher katholisch - heute systolisch" (zurecht wahrscheinlich kaum bekannt; die Auflage liegt angeblich bei 20, "beziehungsweise nach Bedarf auch höher" ist dem Impressum hinzugfügt, was kann das schon sein!? dem Verfasser liegen einige anonym per Post nach Ungarn nachgesandte Exemplare vor - naja ... was kann Anonymes schon wert sein? Woher aber haben die seine ungarische Anschrift? Hinweise bitte per Mail, das ist immer nachverfolgbar) fand der Verfasser dieser Zeilen einen furchtbar polemischen Artikel. Von dem er sich als treuer Katholik, der er so irgendwie wenigstens zu sein versucht, trotz so mancher Stimmen die ihm das glatt absprechen, natürlich in aller Form distanziert.* Aber der sichtlich emotionale Erguß (ob das nun qualifizierend oder disqualifizierend zu verstehen ist, wagt der Verfasser nicht mehr zu sagen, er gibt zu: dieser Papst hat auch ihn ein wenig verunsichert) soll dem geschätzten Leser dieses Blog nicht vorenthalten bleiben. Der eigenen Angaben nach hochbetagte Verfasser Karl Keimbach schreibt also da Folgendes:

(cit/)Wie man alles und jeden erschlägt

Wie regiert man heute die Kirche? Richtig: Man fertigt ein Dokument an, das extrem wortreich (die deutsche Übersetzung auf den Seiten des Vatikan umfaßt 280 Seiten!) so gut wie alles und jede, in einem wahren verbalen Rundumschlag, enthält. Und sagt am Schluß, daß man im Grunde selber nicht weiß, wo es langgeht, man möge also mit Ratschlägen nicht zurückhalten.

Nicht einmal das stimmt, denn „bestimmte“ Ratschläge schließt er ja bereits aus, der Papst Franziskus der Erste. Dafür erschlägt er den Leser mit einem wahren Feuerwerk an allem und jedem. Sodaß es alles andere als verwundert, wenn sich alle Seiten mit wahrer Lust daraus bedienen, zusammengeschustert und unter dem Motto „Medizin“ verhökert, nein, gierig aufgegriffen. Wer dachte, schon Johannes Paul II. Habe viel geschrieben und gesagt, wird nun eines besseren belehrt: Denn dieser Papst ertränkt die Welt regelrecht in seinen Wortspenden, entpuppt sich als wahrer Strom von Worten, die auf allen Kanälen ausgesandt werden.

Viel - aber wovon? (Kennen wir das nicht?)

Sofort suchen die Frommen die Stellen, die ihre orthodoxe Haltung bekräftigen, überbieten sich auch hier die Rosinenpicker um zu beweisen, welch „Tiefe“ das Dokument nicht habe.

Und im selben Ausmaß finden die Linken, was sie ja immer wußten, und lesen daraus wahre Zeichen der Ermutigung. Kritisiert der Papst nicht auch den Kapitalismus? Na bitte, haben wir doch immer gesagt: die Welt IST einfach! Alles Übel kommt von den Geldsäcken!

Daß das Papier voller sachlicher Widersprüche steckt, die freilich mit extremem Geschick verborgen wurden, wie es eben einem höchst biegsamen Charakter entspricht, daß gar hier nur das nächste Dokument - in dieser Hinsicht tatsächlich in bester Tradition des 2. Vatikanischen Konzils - voller Vieldeutigkeit produziert wurde, fällt gar nicht mehr auf. Denn mit jeder Menge Worten und Sätzen wird diese Widersprüchlichkeit zugleich widerlegt. Wer alles sagt, kann nicht widerlegt werden. Dieses Motto ist ja eines der meistverwendeten der Gegenwart.

Garniert wird das alles dann mit unwiderlegbaren Erweisen des allerbesten Willens. Bitte, da will einer alles in Zärtlichkeit ertränken, kann das denn schlecht sein? Und zitiert auch noch die Gottesmutter! Ach ja, Frauen müssen natürlich ran an die Bouletten. Aber bitte nur eines nicht: Weihe. Das geht dann doch nicht. Und zufrieden wälzen sich die Frommen in orgiastischen Gefühlen. Ein Mann der alles kann kündigt sich da an!

Mit diesem Schlagwortgewitter, was heißt ... Schlagwortorkan, wird sie endlich entriert - die Zeit der eierlegenden Wollmilchsau ist angebrochen. Wo die linke Hand ausschüttet, was die rechte Hand sammelt. Je nach Blickweise aber wird einmal diese, dann die andere vorgezeigt. Sehr her - alles vorhanden! Man muß nur genügend Milch der frommen Denkungsart darübergießen, dann ist in diesem Brei wirklich alles zu finden.

Hier, hier steht es ja - er hat es ja auch gesagt! So, so liest man diese Art von Dokumenten. Deren Zeitgemäßheit vor allem darin erkennbar wird, daß sie alle Fäden verknäueln, die im Weltwortgewirr egal von welcher Seite herumschwirren, Ausdruck damit einer Zeit der Medienwolke, in der alles lebt. Und schon gar Südamerika lebt. Denn wenn sich alle Dinge auflösen, bleiben nur Worte.

Nur eines freilich fehlt - der gemeinsame Nenner, der klare Faden durch unsere Zeit. Das also, was man einmal von Päpsten erwartete, und das so viele so vorbildlich erfüllten. Das wird nun durch Ungefährheiten aller Art ersetzt, durch "richtiges Meinen", was immer das ist. Und wer wollte dem Papst - bitte, dem PAPST! - schon diese absprechen?! Was wetten: daß die Streitorgien losbrechen, wie er was GEMEINT haben wird?

Aber wen kümmert‘s, solange alle überhaupt nur möglichen Gefühligkeiten bedient werden. Und trifft den Nerv der Zeit natürlich völlig. Es ist der der Verwirrung. Der eines fehlt: der ordnende Blick von der Mitte her. Der Geist der Wahrheit, nannten manche das einmal. Früher. Als es noch darum ging, die Wahrheit möglichst so zu sagen, daß sie frei von Irrtümern bleibt, ein kaum zu bewältigendes Vorhaben, aber sie wirklich zu SAGEN. Heute? Heute geht es darum, den Irrtum so zu verkünden, daß er möglichst nach Wahrheit klingt. 

Gab es da nicht einmal ein paar Aussagen, daß Wesen der Wahrheit sei, Fleisch anzunehmen? Daß es also auf das POSITIVE der Wahrheit ankäme, die Welt schüfe? Hat sich nicht die Kirche ohnehin längst auf darauf zurückgezogen, nur noch zu sagen, wogegen niemand etwas sagen kann, weil es so nebulös bleibt, daß niemand etwas sagen kann- auf daß nur ja niemand Anstoß nehme? Wird das nicht sogar speziell als "pastoral klug" bezeichnet? Bitte bitte, tut uns nicht weh? Wird damit nicht die Stimme der Kirche genau zu ... KEINER Stimme? Ist das aber nicht genau die Art, wie auch kirchenintern schon lange vorgegangen wird? Also sachlich hat der und der eh recht, aber ... DIE ART ... also das geht nicht?! (Wobei es "zur Art" dann wird, sobald sich jemand "gestört" fühlt? FÜHLT. Noch dazu. (Wie oft kommt das Wort auf den 280 Seiten Alles-und-Jedes-Geschwurbele vor?)

Was soll's. War ja nur ein großer Spaß - auf kärntnerisch: "a große gaudi" - das Ganze.

Wohl dem, der jetzt noch Heimat hat, hat einmal jemand geschrieben.(/cit.)


Naja, da greift der Herr Keimbach aber ein bisserl tief in die Kiste, oder? Und wer "schüfe" sagt, hat sowieso verspielt. Und immerhin, es ist doch der Papst! Ach so, man soll ihn ja ... oder doch nicht? Wer kennt sich da noch aus. Man sollte ihm schreiben, Herr Keimbach, das sollten Sie auch tun. Dann wird man ja angeblich häufiger mal gleich zurückgerufen. So unter Freunden redet es sich leichter.

"Fraaanz? Telephon für Dich!" "Wer isss?" "Wer bitte spricht denn da? Was ...? Ach so ... Fraaaanz? Beeil Dich - der Babscht." "Pflanz wen anderen. Ich muß das da erst noch festschrauben, ich kann jetzt nicht, sag, ich ruf zurück." "Er ruft zurück ... ach so, ja, klar ... 56649 Klappe 01. Ich sag es ihm. Wie war der Name? ... Danke, wiederschauen, Herr ... wie war der Name?"

Schluß mit lustig, werter Herr Keimbach. Was soll das überhaupt, mit diesem handbeschriebenen Zettelchen, in das Ihre billigst gedruckten Ergüsse eingehüllt morgens schon sich vor meiner Tür vorfanden, fast noch handwarm - weil Sie wohl nicht damit rechneten, daß der Verfasser schon um halb sieben seine ebensolchen Brötchen holt? Hätte er Sie gar überrascht, HERR KEIMBACH, der der Bote persönlich gewesen zu sein der Verfasser stark vermutet, wenn er dies an jenem vergangenen Donnerstage fünf Minuten früher getan hätte? Was soll der Hinweis, daß alles dies - dieses Rundumschlagen, dieses "alles hineinnehmen" dieses Papstes - so exakt zum Persönlichkeitsprofil eines schwer narzißtisch gestörten Menschen gehöre, er gestatte mir die Details hier auszusparen, der sowieso alles an sich reiße, was ihm begegne, um es in sein Irrbild zur immer perfekteren Täuschung und Unangreifbarkeit einzubauen, womit davon auszugehen sei, daß dieser argentinische Herr von seiner Mutter umhätschelt worden wäre wie das Küchelchen vom Brutlämpchen, mit demontiertem, vermutlich aber handschmiegsamem Vater? Auf welche Schule feiner Seelenkunde beruft er sich gar?

Und was soll der süffisant hinzugeschmierte Hinweis, daß das alles, solches Verhalten, typisch für Unterschichtenkomplexe sei. Bassena-Zank, gewissermaßen, weil diese Nichtse neiderfüllt auf die Dienstbotenschichte reagiere, wie sie der Verfasser dieser Zeilen von seiner Mutter her gut kennen müßte, die ja in einem hochedlen Haushalte als Mädchen gedient hatte, denn diese, und nur noch diese seien es ja gewesen, die den Adel schon 1919 so hochgehalten hätten und dies bis heute täten, während der Adel selbst längst gewußt hatte, daß er in dieser Situation faktisch notwendig wie die Krätze am Allerwertesten war?  Was hat das alles mit der Sache - der Sache, Herr K! wir reden hier von einem Apostolischen Höchstselbstschreiben! - zu tun?

Und überhaupt: WAS BILDET ER SICH EIN!?  JA ... WOHER WEISZ ER DAS ÜBERHAUPT?

Ihr Blättchen, werter Herr K, wird auf jeden Fall NICHT abonniert. So sehr Sie das wünschen würden, Ihre Auflage bleibt bei <21 .="" ansage="" auch="" blog="" br="" damit="" diese="" dieses="" es="" leser="" nicht="" sie="" stimmt.="" tun="" und="" werter="">




*Eine ausführliche und höchstselbstige Würdigung der diese Woche erschienenen Apostolischen Sendschrift "Evangelii gaudium" hat sich der Verfasser dieser Zeilen vorgenommen. Wenn er die vermutlich viele Zeit erübrigt, die das benötigt. Derzeit quälen ihn ja arg die Alltägllichkeiten der Existenz.




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