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Montag, 13. Oktober 2014

Eine wahre Erfolgsstory (2)

Teil 2) Die Folge amerikanischer Sendung - Chaos und Sieg der Brutalität




Nach 1865 war der Süden wirtschaftlich nachhaltig runiert. Die Plantagenbesitzer waren verarmt, die Felder unbestellt, die Farmen zerstört, die Infrastruktur nicht mehr vorhanden. Ein Teil der nun "freien" Sklaven wanderte nach dem Norden aus. Dort fand aber nur ein kleiner Teil Arbeit in den Fabriken. Der größere blieb ohne Lebensunterhalt, und die Menschen gründeten die Slums, wie wir sie heute kennen.

Der andere und größere Teil der früheren Negersklaven blieb im Süden. Dort war er ja daheim. (Ein Gefühl, daß die prinzipiell nomadische, wurzellose innere Struktur der Protestanten kaum kennt.) Aber dort blieb er auch ohne Arbeit, denn die Plantagen und Haushalte und kleinstrukturierten Unternehmen, in denen sie früher gelebt und gearbeitet hatten, gab es nicht mehr. Und nichts stattdessen. Hunger ging um, Epidemien griffen um sich, die Neger starben wie die Fliegen. Es gibt Schätzungen, daß alleine 1865 mehr als 200.000 Neger starben. Frei, aber ... tot. Die örtlichen Regierungen wurden abgesetzt und durch nordamerikanische Generäle ersetzt. 1866 erhielten die Neger des Südens Bürgerrechte ihrer jeweiligen Staaten (eingen hunderttausend Weißen wurden sie hingegen entzogen.) Nun konnten sie auch als Soldaten eingezogen werden. Die Südstaaten wurden dabei sogar aus den USA entlassen. Mehr hatten sie zuvor ja gar nicht gewollt! Womit der Norden - eiderdautz - sogar bestätigte, was er zuvor sogar als Kriegsgrund angesehen hatte: Daß die Staaten tatsächlich Hoheitsrechte hatten, die die USA eben zu einem Staatenbund, nicht zu einem Bundesstaat machten.

Plötzlich aber standen sich mehr Schwarze als Weiße bei Wahlen gegenüber. Erstere hatten natürlich einen gravierenden Nachteil - sie waren ungebildet, kaum einmal des Lesens und Schreibens kundig, und damit willkommene Opfer von Demagogen. Chaos und wilde Szenen beherrschten die Lokalparlemente. (Die einzige, die ruhig lebte, war die Verfasserin von "Uncle Tom's Hut", Harriet Beecher-Stowe.)

Die Landverteilung durch den Norden, als Gegenmaßnahme, ging einfach: man belegte die (weißen) Grundbesitzermit so hohen Steuern, daß sie diese nur bezahlen konnte, indem sie Land abstießen.* Die Grundpreise verfielen. Und wer nicht verkaufte, wurde halt von den Generälen (als Regenten) enteignet. Und in Massen fielen Glückritter aus dem Norden - "Taschenfüller" genannt - ein, die von diesen Maßnahmen und dem Wirrwarr kräftig profitierten. Der Gouverneur von Lousiana, der ein Jahresgehalt von 8.000 Dollar bezog, schaffte es so, in einem Jahr 100.000 Dollar "zu sparen".

Das besserte sich erst, als 1877 die "carpetbaggers", die Taschenfüller, und die Besatzungstruppen den Süden wieder verließen.  Da liefen längst in Chicago die ersten Fließbänder der Wirtschaftsgeschichte, Teil eines Wirtschaftssystems, das sehr bald und um jene Zeit die gesamte europäische Wirtschaft so unter Druck zu setzen begann, daß auch diese mehr und mehr nachspringen mußte. Namen eines neuen Geldadels wie Rockefeller oder Carnegie, Vanderbilt (Reedereien) oder Harriman (Eisenbahnen), tauchten als neue Milliardärsklasse (des Nordens) auf. Und der ganz Amerika bald beherrschende Bankier Morgan hätte jederzeit einen (gedeckten) Scheck ausstellen können, der doppelt so hoch war wie der, der dem deutschen Kaiser möglich gewesen wäre. Guggenheim wurde reich mit Erzgruben, und Armour erfand das Konservenfleisch, in Massen durch Massenfütterung erzeugt, das in Folge die gesamte europäische (kleinstrukturierte) Landwirtschaft umstürzte und sämtliche Produkte qualitativ völlig veränderte. Allesamt ... Nordstaatler. Allesamt hatten sich mit brutalsten Methoden von Einwanderern zu Milliardären "hochgearbeitet". Pardon - sie waren ehrbar und tüchtig, und haben nur "Marktlücken" entdeckt und gefüllt. Den Krieg hatte die Wallstreet gewollt, finanziert und geführt.

Unter dem Präsidenten Grant (1869-1877) - einem früheren General - schrieb der deutsche Gesandte in Washington, Kurd von Schlözer, in einem Bericht an Berlin: "Unter einer Republik dachte ich mir als Schüler, wenn uns die Tugenden des antiken Republikaners vorgertragen wurden, daoch etwas anderes als das, was man hier erlebt. Schwindel über Schwindel; in der Regierung Bestechung, Betgrügereien, Diebstahl von seiten der höchsten Beamten. Die Pareimaschine arbeitet mit Hochdruck; das Wohl des landes steht im Hintewrgrund. Diese Union ist eine Republik, die durch Korruption auf Betriebstemperatur gehalten wird." Ein Begriff wurde mit einer neuen Inhaltlichkeit gefüllt: Der Kapitalismus wurde zur Übernahme der Regierung durch die Hochfinanz. Politik wurde zur Wirtschaftspolitik, von Unternehmen für Unternehmen.

Und was passierte mit den 1877 aus dem Süden in den Norden zurückströmenden Soldaten? Ihr für ein normales Leben unbrauchbar gewordener Charakter wurde durch "Lösung des Indianerproblems" befriedigt. Denn die Wirtschaft brauchte ... Infrastruktur. Bahnlinien. Tempo. Zeitersparnis. Vernetzung. Land. Ein ganzes Volk, die Indianer, wurde, völlig rechtlos, schlichtweg vertrieben.**

Gut, es waren keine Negersklaven mehr da, die man befreien hätte müssen. (Die Neger im Norden hatten eine sozial so niedrige Stellung, der eine Verachtung, ja eine Abscheu folgte, die sie im Süden überhaupt nie gehabt hatten.) Nun zeigten die Helden der Freiheit, wie Buffalo Bill, den wahrhaftig großen Häuptling der Sioux, Sitting Bull, in einem Käfig in Zirkusshows.

Eine neue Philosophie durchtränkte das Land. Nicht Denken oder Ethik entscheiden über Wahrheit und Lebenswert, sondern der Erfolg.




*Die Willkür gegen die Weißen war fast grenzenlos (weil nicht nur möglich, sondern gewollt). Viele waren so verarmt, daß sie - in einer Schlange mit ihren früheren Sklaven - um Essen bei den Sozialstellen anstehen mußten, aber oft gar nichts erhielten. SO ist die Entstehung von Selbsthilfeorganisationen wie dem Clu-Clux-Clan zu verstehen. In einem Süden, der stets DEMOKRATISCH (NICHT republikanisch, also "rechts") gewesen war.

**Übrigens - die "Skalps" waren keineswegs eine Erfindung der Rothäute. Sie waren notwendig, um Prämien für den Abschuß eines Indianers zu reklamieren, die die Engländer im 18. Jhd. einführten.





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