Dieses Blog durchsuchen

Samstag, 4. April 2015

Dialektik ist Auseinanderfaltung, nicht Synthese

Es ist ein Denkfehler, schreibt Paul Feldkeller, die Dialektik in dem Dreischritt These - Antithese - Synthese zu sehen. Denn beobachtbar ist etwas anders: Ausgangspunkt aller Entwicklung ist eine Synthese, die sich herausgefordert in der Antithese zu einer neuen These findet, der eine nächste Antithese folgt, die aber eigentlich eine Hyperthese ist, weil sie Teile der ursprünglichen Synthese noch einbegreift. Die Welt ist ihrem ganzen Wesen nach eine Auseinanderentwicklung aus Ganzem, aus Einem!

Es war und ist immer eine - ursprünglich universale, dann immer weniger universale - Gesamtheit, die historisch in mehr und mehr Teile auseinandergefaltet wird. Die zueinander in einem synthetisch - antithetischen (auf einen Teil der Synthese abzielenden) - metathetischen (auf eine neue These abzielenden) Verhältnis stehen. 


***


Es ist interessant, daß sich der Islam als renovatio, als Wiederherstellung der ursprünglichen EINEN Menschheitsreligion sieht. Das tun im übrigen ja alle Weltreligionen, denn nur von einem alle betreffenden Ursprung her kann ihre Legitimation, und schon gar die Legitimation zur Verbreitung stammen. Judentum und Christentum werden vom Islam als Vorläufer ihres Ein-Gott-Glaubens betrachtet, ersteres noch mehr allerdings als letzteres. Wobei Glasenapp schreibt, daß nachweisbar ist, daß gerade Mohammed nur eine äußerst rudimentäre Kenntnis dieser beiden Religionen besaß, die islamische Kritik daran also auf etwas abzielt, das in den beiden Religionen gar nicht ausgesagt wird.


***

Aber von dorther erklärt sich die ursprünglich großzügige Duldung dieser beiden Religionen, die die Juden vor allem in die Lage versetzte, noch internationalen Handel zu betreiben (und Geld zu generieren), als der Mittelmeerraum als Wirtschaftsraum unter der islamischen Eroberung zusammenbrach und Europa auf ganz neue Füße zwang. Von dort stammt dann die entscheidende Rolle der Juden in der europäischen (und später: weltweiten) Finanzwelt. Denn die Fürsten, Könige und Kaiser brauchten Geld, um (zentralistische) Politik machen zu können. Tauschwirtschaft, noch dazu regional sehr beschränkt, konnte aber kein Geld generieren. Also haben sie Juden gebraucht, und geholt. Und Städte gegründet, um Einfluß zu gewinnen. So wurde die ursprüngliche Feudalordnung, die einer Familienordnung weit eher gleicht als einem Machtsystem, ja von dort stammt, nach und nach ausgehebelt.



***