Wer die Geschichte der Kriege näher betrachtet kommt zu dem Schluß, daß der Verlauf von Kriegen weit weniger vom Genie der Feldherren abhing, als von Krankheiten zum einen, vor allem aber von der Logistik zum anderen. Viele militärisch aussehende Entscheidungen sind in Wahrheit nur aus Gründen der notwendigen Versorgung zu verstehen.
So folgen noch im 17. und 18. Jhd. die meisten Feldzüge den Läufen schiffbarer Flüsse. Denn auf einem Schiff konnte ein Vielfaches von dem transportiert werden, was ein Pferdewagen bewegen konnte. Und Pferdewagen waren nicht nur langsam, sie brauchten samt Besatzung und Begleittruppen selbst wieder einen Teil des mitgeführten Nachschubs.
Daß Kriege in diesen Zeiten verglichen mit denen ab Napoleon noch in zahlenmäßig kleinerem Rahmen stattfanden, war aber nicht der Humanität zuzuschreiben. Mit der sah es trotz oder gerade wegen der Aufklärung nicht gut aus. Im Gegenteil, ein Menschenleben zählte damals noch weit weniger als heute, und die Kampftaktiken waren längst reines Mengenkalkül. Was Kriege zu allen Zeiten und auch damals zu allererst limitierte war die Unmöglichkeit, größere Heere über längere Zeit zu versorgen! Es war auch nicht die Entwickung neuer Waffen, wie im 19. und 20. Jhd., die Kriege jedes Maß überschreiten ließen. Denn was nützten Waffen, die so viel Munition verbrauchten, daß diese gar nicht ausreichend heranzuschaffen war?
Was den Kriegen jedes Maß genommen hat war die Entwicklung des Transportwesens! War die Verdoppelung und Verdreifachung des landwirtschaftlichen Ertrages, sodaß die Versorgung aus dem Land, und mit der gesteigerten Produktivität zugleich die Ertragskraft der Staaten, die Steuerfähigkeit, sodaß die Finanzierung eines solchen immer materialreicheren Krieges immer einfacher möglich wurde. Es war vor allem aber damit, und in jedem Fall: die Entwicklung der Geschwindigkeit. In der Entwicklung der Eisenbahn, der Flugzeuge, der Benzinfahrzeuge.
Morgen Teil 2) Wie sich Armeen ernährten
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