Teil 2) Wie sich Armeen ernähren
Galt zu allen Zeiten das Gesetz, daß
jeder Angreifer - der sich ja in einem Rechts dazu sah - vom Land des
Angegriffenen lebte, wurde mit der zunehmenden Grüße der Armeen in der
Neuzeit das Problem immer schwieriger zu lösen. Schon im 30jährigen
Krieg kam es deshalb selten zu Armeenkonzentrationen, die 15.000 Mann
Stärke überstiegen. Bis dorthin hatten noch dazu Soldaten meist ihre
Familien bei sich, und Kommandanten hielten nicht selten einen
regelrechten Hofstaat aus 100 und mehr Personen. Sodaß der gesamte Troß
ein Mehrfaches an Menschen gemessen an den reinen Soldatenzahlen
aufwies.
Aber
war ein Land erschöpft - woher sollte die benötigte Nahrung kommen? Und
was tun, wenn man einen Landstrich eigentlich erobern wollte, sodaß
einem das Problem später auf den Kopf fiel, wenn es so ausgelaugt war,
daß eine wirtschaftliche Erholung nur auf lange Sicht und unter hohen
Rücksichtnahmen (wie Steuererleichterungen) erreicht werden konnte? Dann
schuf man sich selber Probleme.
Die
Frage war nicht unbedingt leichter lösbar geworden, als man auf
stehende Armeen überging, sich Kabinettskriege mit wenigen hundert oder
tausend Mann, wie noch im späten Mittelalter, in Volkskriege mit immer
größeren Heeren umwandelten. Zwar mußten viele Städte für diese Zwecke Lager unterhalten, aber die Transporte waren zu langsam, und für Armee, die in Nachbarländer einfielen, immer schwieriger zu organisieren.
Eine
Armee, die rein aus Soldaten bestand, wie jene der Franzosen, die mit
bereits 60.000 Mann Ende des 17. Jhds. in die Niederlande
einmarschierten, hatte zudem noch 40.000 Pferde zu versorgen - im Troß,
für die Kavallerie, für die Kanonengespanne. Das hieß 100 Tonnen
Nahrung, vor allem Brot, das ja auch gebacken werden mußte, für die
Soldaten und 400 Tonnen für die Tiere (10 Kilo pro Pferd). Pro Tag.
Dabei waren die Niederlande ein sehr armes Land. So große Landflächen,
wie man gebraucht hätte, waren auch unmöglich zu besetzen und zu kontrollieren.
Also
ging man historisch erstmals auf ein System über, in dem
stützpunktweise im Feindesland Magazine angelegt und immer wieder
aufgefrischt wurden. Die konnten immerhin die Mobilität der Armee
erhöhen, wenn sie auch nicht in der Lage waren, sie für längere Zeit zu
versorgen. Wichtig war eben, daß die Transportwege von der Armee zu den
Magazinen kurz waren. Weil das Truppen band, die Magazine wie Wege
schützen mußten.
Morgen Teil 3) Weitere Beispiele aus der Kriegsgeschichte, die den limitierenden, kriegsentscheidenden Faktor der Logistik belegen
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