Natürlich weicht die FAZ nicht von ihrer politisch opportunen Linie ab. Aber immerhin bringt sie in einem Artikel ein Thema zur Sprache, das in einem einzigen Nebensatz die Situation in der Ukraine, die Ursachen und Zusammenhänge rund um die mythisierte "Majdan-"Bewegung in neues Licht rückt.
Denn wenn sie darüber berichtet, daß einer der einflußreichsten Oligarchen der Ukraine nun scharfen Gegenwind erfahren hat, so läßt sie zumindest offen, ob es sich hier nicht um Machtkämpfe innerhalb der Oligarchen-Kreise handelt. Denen Putin und Rußland natürlich ein Dorn im Auge gewesen sein muß, denn nichts ist ihnen mehr hinderlich an der Entfaltung ihrer geschäftlichen Tätigkeiten als ein starker Staat.
So berichtet also die FAZ, was hierzulande wohl kaum jemand rezipiert hat: Der zum Helden ukrainischer Freiheit hochstilisierte Präsident Poroschenko wird in Forbes-Ukraine selbst als einer der mächtigsten Oligarchen angeführt. Sein Privatermögen wird dort auf 1,3 Mrd. Dollar geschätzt. Natürlich, allesamt redlich erworben, wie es eben harter Arbeit möglich ist.*
Aber die politische Entmachtung des bis vor kurzem noch ministerwürdigen, 1,7 Mrd. Dollar schweren Oligarchen Ihor Kolomojskij, der zahlreiche Bataillone zur Verteidigung der Ukraine im Donbas (und vermutlich auch den Majdan-Aufstand) finanziert hat, könnte ganz andere Hintergründe haben. Und offenbart ein Bild der Ukraine, in dem die Bevölkerung vielleicht so gar nicht die Rolle spielt, die nebeltrunkenen Westeuropäern, aber auch so manchem Ukrainer als Fata Morgana so gerne vorgegaukelt wird. In der es von allen Schlagworten nur so wimmelt, die man gerne hört: Freiheit, Demokratie, Wohlstand für alle ... die beliebte eierlegende Wollmilchsau also.
Wie es für Revolutionen eben üblich ist. In denen fast ausschließlich eine kleine Schichte eine größere Schichte nützlicher Idioten mobilisiert, die sich Aufstieg und Ansehen versprechen, und die dafür eine Bevölkerung mobilisieren und symbolisieren, die aber eigentlich nur in Ruhe leben möchte, aber deren Gesichtskreis durch zahlreiche Nebelbomben kurzfristig eingeengt wird. Ehe sie eines kurzfristigen Tages als "Geschnapste" wieder aufwacht. Und feststellen muß: Verändert haben sich nur die Personen an der Macht. Ansonsten ist alles gleich geblieben, ja schlechter geworden. Denn die Kollateral- und Folgeschäden der erfolgreichen Kämpfe um Freiheit und Wohlstand müssen auch die einfachen Leute tragen.
*Zur Erinnerung: Im Zuge der "Wende" in den kommunistischen Staaten 1989ff wurde das Staatsvermögen reprivatisiert. Dazu wurden an die Bevölkerung Anteilsscheine ausgegeben, sodaß sie für sehr wenig Geld Eigentum erwerben konnte. An Wohnungen und Häusern, an landwirtschaftlichen Gründen, an Industriebetrieben, Schürfrechten (Öl) etc. Der Großteil der Bevölkerung konnte und wollte damit aber wenig anfangen, und eine Bevölkerungsschichte "Unternehmer" gab es nirgendwo mehr. Aber es gab Clevere, es gab Geschäftemacher, die ihre Stunde witterten. Und daran gingen, mit wenig Geld in großem Umfang diese Anteilsrechte aufzukaufen. Der Bevölkerung war es meist nur recht, was hätten sie sonst mit ihren "Rechten" anfangen können? Und so konnten wenige Geschäftemacher binnen kurzer Zeit oft gewaltige Sachvermögen anzuhäufen. So entstanden die Oligarchen. Die natürlich bald auch begannen, politisch Einfluß zu nehmen, und unter Gorbatschow und Jelzin alle Freiheit hatten. Die als Gefahr für den Staat aber schließlich Putin erkannt, und zu bekämpfen begonnen hatte.
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