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Dienstag, 7. April 2015

Man gönnt sich ja sonst nichts (Forts.)

Schon vor Jahren stand an dieser Stelle zu lesen, von welchem Schalk getrieben Deutschland wohl sein möge, weil sich das Land ein doppeltes Stromversorgungssystem leiste. Denn darauf würde alles hinauslaufen. Nun, einige weitere Jahre energischen Ausbaus der erneuerbaren Energiequellen später, findet sich das Land in genau dieser Lage. Deutschland verfügt (nach kurzem Rückgang 2010 wegen der Abschaltung von Kernkraftwerken) heute über eine Strom-Produktionskapazität von nahezu 180 GW.

Wobei diese Kapazitäten nach wie vor steigen - und zwar nicht nur durch nach wie vor ungehemmtes Aufstellen von Windrädern und Solarpanelen (von 2002 bis 2012 stieg deren Kapazität von 20 GW auf 90 GW), sondern durch den Bau von Kohlekraftwerken, die notwendig sind, um die Fassade, nein, die Scharade der Energiewende aufrecht zu halten. 2014 war die Kapazität der installierten Kohlekraftwerke mit 77 GW so hoch wie noch nie. Denn die Volatilität der Erneuerbaren Energiequellen verlangt ein doppeltes Netz. Hinter jedem Windrad, hinter jedem Solarpanel muß ein Schattenkraftwerk stehen, das sofort einspringt, wenn das Vorzeigenetz nichts - oder zu viel* - produziert. Das ist mangels Dauerbetrieb nur mit Verlusten möglich. Wobei man nicht vergessen sollte, daß auch nahezu zwei Drittel der Windräder nur mit Verlusten betrieben werden können, weil die Effizienz hinter allen Prognosen zurückbleibt.

Da spielt der Sachverhalt, daß der Gesamtstromverbrauch Deutschlands mit rund 90 GW seit 13 Jahren nahezu gleichgeblieben ist, gar keine Rolle mehr. Ein Schildbürgerstreich, würdig für die Geschichtsbücher. Genau das wollten die Politiker ja erreichen: Man sollte noch in Generationen von ihrer Tatkraft sprechen. Versprochen - gehalten.

So nebenbei: Betrachtet man die preussisch-deutsche Geschichte der letzten 250 Jahre könnte man duchaus zu dem Schluß kommen, daß sich Deutschland immer unter Zeitdruck gesehen hat. Nicht zuletzt seine strategische Grundkonzeption, seine primäre Existenzfrage, ist seit Friedrich II., dem Preußen, auf dem Paradigma, "Erster im Handeln" sein zu müssen, aufgebaut. Nur, wenn man in der Lage ist, dem anderen das Gesetz des Handelns aufzudrücken, sei man in der Lage, angesichts einer permanenten Unterlegenheits- und Bedrohungssituation (Deutschland/Preußen "gegen alle") zu existieren. Mit der Energiewende hat Deutschland also lediglich diese Maxime einmal mehr befolgt.

Daß hier ganz grundsätzliche Fragen der Legitimität von Macht und Staat eine Hauptrolle spielen, liegt auf der Hand. Die früher eher nur strategisch-militärisch zu lösen gesehene, metaphysische, ontologisch aber (spätestens mit der Reichsgründung 1871) nicht zu klärende Frage hat sich in diesem Fall lediglich eines neuen, "moralisch eindeutigen" Bedrohungsbildes ("Klimakatastrophe"; "Atomkatastrophe Fukushima"**) als Maske bedient. Ein Zwang zur Moral, zum "Gutsein", dem sich Deutschland historisch nachvollziehbar in gesteigertem Maß ausgesetzt sah.



Bildquelle: EIKE


Zur Erinnerung: Daß die Energiewende schon aus rein technischen Gründen nicht funktionieren kann, zeigt einmal mehr der Namensvetter des VdZ - der Energiefachmann Dipl. Ing. Eberhard Wagner - in einem weiteren seiner äußerst sachlichen Artikel auf.


*So mußte in der Karwoche 2015 wieder einmal ein großer Teil der deutschen Windräder stillgelegt werden, weil die Frühjahrsstürme das Leitungsnetz mit zu erwartenden 30.000 MW Windstromeinspeisung überlastet hätten. Die Stromversorgung war (nur 10 Tage nach der Sonnenfinsternis erneut) weitgehend auf konventionelle Kraftwerke sowie mit 4200 MW auf Speicherkraftwerke in Österreich, der Schweiz und Italien gestellt. Gleichzeitig mußte intensiv in den Strommarkt eingegriffen werden, wie es dann heißt, um Preissteigerungen zu verhindern. Alleine beim Versorger Tennet, der den größten Teil der erneuerbaren Energieen in Deutschland und den Niederlande einspeist, kosten solche Netz-Regulierungsmaßnahmen schon 250 Mio Euro jährlich. Bald wird Deutschland auch die Speicherkraftwerke in Schweden anzapfen, eine Leitung wird in den nächsten Jahren gebaut. Dafür bekommt Schweden "billigen" Windstrom, der natürlich nur am Markt billig ist, dem deutschen Steuerzahler durch garantierte und weit höhere Abnahmepreise aber tief in die Tasche greift.

**Der VdZ ist und war nie ein Verfechter der Atomkraft, er hat die sehr grundsätzlichen Überlegungen hier bereits dargelegt. Aber dennoch muß einmal mehr gesagt sein, daß die sogenannte "Atomkatastrophe Fukushima" keine Atomkatastrophe war, sondern Folge der Tsunami-Ereignisse, die auch das Atomkraftwerk trafen und dort zur bekannten Explosion in Reaktoren führte. Es gibt trotz dieser Ereignisse und wider alle öffentlich-medialen Simplifizierungen nicht ein einziges der insgesamt 21.000 japanischen Todesopfer, das (samt behaupteter "Spätfolgen") direkt oder indirekt als "Strahlenopfer" bezeichnet werden könnte. Bei aller prinzipiellen Ablehnung der Atomkraft, wurde aus millitärischen wie politischen Gründen die Gefahr selbst der Atombombe bzw. der atomaren Verstrahlung stets maßlos übertrieben.

  


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