Dieses Blog durchsuchen

Freitag, 24. April 2015

Seltsames Schweigen

Wie man jüngst allerorten las, habe der Vatikan den neu bestellten französischen Botschafter beim Vatikan abgelehnt. Denn der sei homosexuell. So war zumindst überall zu lesen. Und die einen stöhnten im Orgasmus, weil sich wieder einmal ein Fall bot, der für die Freiheit von Diskriminierung der Homosexuellen zu demonstrieren Gelegenheit gab, und die anderen, weil sich wieder einmal die Rechtgläubigkeit des Papstes erwiesen hatte.

Abgesehen davon, daß dies eine erklärungsbedürftige Reaktion wäre, die im seltsamen Widerspruch zu so manchem Aufruf zur Barmherzigkeit steht. Wo doch der Papst selbst verkündet hat, gleich zu Beginn seines Pontifikats, daß "wenn ein Homosexueller Gott suche - wer sei er, daß er ihn verurteile"?*

Aber bei ein wenig genauerem Studium des Falles bleiben einige seltsame Fragen. Denn Laurent Stefanini, um den es hier geht, hat sich nie öffentlich zur Homosexualität bekannt. Nicht zuvor, und genau so wenig jetzt! Er schweigt vielmehr, was eindeutig für ihn spricht. Denn er läßt sich vor keinen Karren spannen. Und vielleicht sogar aus christlicher Opferhaltung, in der er eine Verleumdung trägt. 

Stefanini war niemals als homosexuell bekannt, fast möchte man sagen: im Gegenteil. Vertrauenswürdige Stellen sagen nämlich, daß es niemals Hinweise dafür gegeben habe.

Bild: www.onepeterfive.com
Gut, er ist nicht verheiratet. Er hat "angenehme" Gesichtszüge. Aber das läßt sich von vielen sagen. Von Stefanini weiß man aber nur, daß er mit etwa 30 Jahren zum Katholizismus konvertierte. Er ist seither bekannt dafür, daß er jeden Sonntag in die Kirche geht, und er gilt einfach als jemand, der an Glaubensfragen sehr interessiert ist. Er ist sogar Delegierter des Außenministers im Malteserorden. Nicht nur das:

"He was in any case 1st counselor of the French Embassy to the Holy See from 2001 to 2005, a post in which he earned the appreciation of the Curia, and occupied the post of special counselor for religious affairs at the French Ministry for Foreign Affairs on his return."



*Neben so manchem anderen, das sich dazu sagen ließe, steht in Wahrheit der oft und oft zu hörende Unsinn am Pranger, daß nur der Homosexuelle sündige, der auch als solcher "tätig" sei. Das ist nicht katholisch. Denn die Tat der Sünde folgt dem Sein, dem Zustand. Homosexualität ist an sich eine Haltung der Seins- weil Naturverfehlung. Wer also sagt, er "sei" homosexuell (nicht: er neige zu dieser Schwäche, so wie jemand weiß, daß er gerne Diebstähle begeht - einen Haltungs- und damit einen Seinsdefekt hat!), ist prinzipiell in (schwerer) Sünde. Man kann also gar nicht das Sein des Homosexuellen "als Homosexueller" von seiner Tat trennen. Die von vielen Moraltheologen und Klerikern vertretene Ansicht, daß Homosexuelität nur dann Sünde sei, wenn sie aktiv ausgeübt werde, ist also prinzipiell eine Häresie, die vielen Moraltheologen ein denkbar schlechtes Zeugnis ausstellt. Die Vergebung der (Tat-)Sünde kann deshalb nur erfolgen, wenn die Zukunft einen anderen Seinszustand - "ich bin KEIN Homosexueller" - in Aussicht stellt. Da geht es nicht um Haarspaltereien! 

Was vielfach nämlich als "Homophobie" bezeichnet wird, ist in den allermeisten Fällen eine positivistische - ja tatsächlich oft fragwürdige - uneigentliche Abgrenzung von der reinen Tat, der Praxis. Was wie die bekannte "stellvertretende Selbstentschuldung" der Sündenbockpraxis wirkt. Ganz salopp formuliert bedeutet es aber sogar (Warnung an die Jugendlichen unter uns: Weglesen! Es wird verbal sehr sehr direkt und hart!) daß es eine viel kleinere Sünde ist (wie viele Tatsünden, die "passieren", sowieso), jemanden "mal in den Arsch zu ficken", als sich als "homosexuell, aber nicht praktizierend" zu bezeichnen.





***