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Donnerstag, 17. März 2016

Der Weg führt über Inhalte

Ein empfehlenswerter TV-Beitrag von phoenix-tv: Die Presserunde zur deutschen Regionalwahl in drei Bundesländern, in der es vor allem um die AfD geht. Selten zu sehen, daß die Vernunft so federführend werden darf. Einer der Hauptpunkte: Die Auseinandersetzung mit der AfD ist vor allem deshalb so dämonisiert, weil sich die etablierte Politik mit der unangenehmen Tatsache konfrontieren müßte, daß sie selber vor ungelösten Fragen steht, die sie nur noch verdecken kann. Denn anders als eine reine Protestbewegung hat die AfD ein ausführlich ausgearbeitetes Parteiprogramm, das sich dem gesamten Politik- und Problemspektrum widmet. 

Darüber kann man diskutieren, das muß man nicht alles vertreten, aber eine Auseinandersetzung mit der AfD wird nur möglich sein, wenn man sich mit deren Inhalten auseinandersetzt. Die nicht einfach nur "dumm" sind sondern sich noch dazu auch Themen widmen, die die etablierte Politik am liebsten unter den Tisch kehren würde. Dazu ist eine katastrophale Solidarität der Medien festzustellen, die die Grundsätze des Journalismus mit Füßen tritt. Und statt zu informieren die Menschen "zum Guten" zu erziehen versucht. 

Journalismus aber ist in seinem Wesen Literatur, wenn auch eine schwierigere Vorstufe dazu. Der Journalist hat prinzipiell dieselbe sittliche Aufgabe wie der Künstler - er muß sich von den Dingen, über die er berichtet, die er wahrnimmt, distanzieren, um sie objektiv darstellen zu können. Dazu darf er auch nicht "das Gute wollen", sondern er muß sich in jedem Fall in Abstand dazu verhalten um darstellen zu können, was ist, was wirklich ist.

Das Ausklammern vielfacher Realitäten aber hat dazu geführt, daß sich die Politik - in ihrer Verklammerung mit Eliten und Medien, samt der unglaublichen Reaktion der Kirche - in immer engere Grenzen führt. Selbst führte. Immer mehr muß "verschwiegen" werden, weil immer mehr zur Frage um Sein oder Nichtsein des ganzen Systems wird. Weil das Aufwerfen von Sachfragen - die Vernunft letztlich selber - zur Bedrohung wird: man fürchtet, daß das Vertrauen ins ganze System zerbricht. Angst als entscheidender Faktor, das wird auch in dieser Diskussion richtig thematisiert. Sie war auch das Hauptmotiv, auf die AfD nur noch mit Dämonisierung zu reagieren.

Die Reduktion auf die Flüchtlingsfrage leistete dem Establishment damit einen Bärendienst, denn die AfD kann man keineswegs darauf einschränken. An eine Lösungspotenz durch das Establishment zu glauben würde aber puren Irratinalismus verlangen. Zu offensichtlich ist das Versagen, zu offensichtlich ist die Vernunftverweigerung. Und das sieht auch fast ganz Europa so. Gerade in den letzten Wochen zeigt sich ein gesamteuropäisches Reagieren, in dem der deutsche Moralismus als absurd falsch herausstellt. Europa hat sich offen und geschlossen gegen die deutsche Führung gestellt, die nun in letzter Verzweiflung ganz Europa exkommuniziert, unter Berufung auf eine absurde Scheinargumentation - als ob es nämlich in der Abwehr der Masseneinwanderung um Asyl für Verfolgte ginge.

Die AfD entzieht sich noch dazu offensitlich herkömmlichen Verdammungschemata, in denen man einfach "Rechte" mit "Dummen" gleichsetzte - die AfD wurde dazu im Gegensatz bei ihrer Gründung sogar als überintellektualisierte "Professorenpartei" (vermeintlich) verunglimpft! Das wird auch von den Menschen wahrgenommen. Nur nicht von den etablierten Kasten.

Revolutionen - und in gewisser Weise ist der Erfolg der AfD einer Revolution vergleichbar - finden nur statt, wenn sie von einer sich verbreitern könnenden intellektuellen Schichte vorbereitet und getragen werden, die zum Teil sogar aus früheren Eliten besteht. Das trifft auf historische Revolutionen nicht weniger zu wie auf die Grünen (die es ohne die Babyboom-Jahrgänge - wohlversorgte, bestens ausgebildete, aber "überflüssige" und deshalb sinnlos ausgebildete* Menschen - niemals gegeben hätte) und nun die AfD. Die beiden Parteien sind also bemerkenswert vergleichbar, und wenn Wählerstromanalysten aus Deutschland vor dem Rätsel stehen, daß erstaunlich viele Grünwähler nun AfD gewählt haben, denn "das müßte sich doch widersprechen", so hat das in dieser Strukturähnlichkeit seine Ursachen.

Fehlt einer solchen Bewegung dieser intellekuelle Grundbau, hat sie keine Chance. Das Schicksal der "Piraten" war also absehbar. Wirrköpfe können keine Revolution machen, sie können nur punktuell rebellieren. Deshalb gibt der VdZ dieser Partei (ganz im Gegensatz zu vielen, die heute als "rechtspopulistische" Parteien in Europa gelten, darunter auch die österreichische FPÖ) auch gute Chancen, sich als langfristige politische Kraft zu etablieren, was sich auch in ihrem umfassend ausgearbeiteten ersten Parteiprogramm zeigt. Die Angst vor ihr, die das Establishment hat und täglich neu beweist, ist also begründet.**






*Wir werden über diesen Punkt hier noch ausführlicher sprechen. Denn unser Bildungssystem krankt NICHT an "zu wenig", sondern an einem "zu viel" weil "inadäquat", am Irrtum, Bildung funktionalistisch, ortslos und unkonkret also zu sehen und zu meinen, sie über alle ausbreiten zu können. Nicht der einzige Irrtum der Aufklärung. Es werden damit Funktionskräfte erzeugt, die dem realen Zustand eines Gesellschaftsbaus nicht entsprechen und ihn deshalb sprengen MÜSSEN - während die Grundfunktionen nicht mehr erfüllt werden. (Zu viele Häuptlinge - zu wenige Indianer, nannte man das früher, es ist nicht ganz so falsch.) Eliten müssen sich zahlenmäßig aber immer in einem bestimmten Verhältnis befinden, und diese Zahlenverhältnisse sind ganz erstaunlich universal und ganz erstaunlich konstant. Damit erzeugt sich unsere Kultur ihren Kollaps selber, weil die Ansprüche von immer mehr immer inadäquater (also: gar nicht ihrem wahren Zustand entsprechender, diesen weit übersteigender) "Gebildeter" prinzipiell unerfüllbar sind. Die Bildung selbst wird entwertet, ja verflüchtigt sich, und alles wird "skill". Es entstehen Massen von hochausgebildeten, aber gestaltlosen, sinnlosen Trotteln. Das geht aber nicht, denn der Mensch will nicht "skills", sondern er will Identität, er will Sein, er will Gestalt. Als Primäres. Salopp formuliert: Seinslos, suchen diese sich dann ihre Neger, ihre Gefolgsgruppen, ihre Sklaven - in den Zuwandererwellen, in der Orientierung an "proletarischen Massen" etc., und suchen "Sinn" in abstrusen rationalistischen Ideen (Klimakatastrophe etc. etc.)

**Auch hier der Vergleich: Die FPÖ hat im Laufe der letzten Jahrzehnte ihr Parteiprogramm geschätzt ein dutzend mal verändert, und es betrug meist kaum den Umfang einiger weniger Seiten. Ihre Wahlerfolge sind deshalb bis heute zufällige Resultante oder rein persönlichkeitsorientiert; wirkliche Nachhaltigkeit hat diese Partei in den Augen des VdZ bis heute nicht erlangt, denn ihr fehlt der intellektuelle Unterbau, der auch eine gewisse umfängliche Breite braucht.





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