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Samstag, 18. Juli 2009

Droge Trash

Die heute in Theater und Film vorzufindende "Komik" ist selten noch mehr als absurder "Trash", und nichts als Ausfluß einer abgrundtiefen Angst, die dazu zwingt, der Wirklichkeit der Beobachtung - und schon gar einer wahrhaftigen künstlerischen Aussage und Darstellung - zu entfliehen.

Im Trash, in der deklarierten Un-Ernsthaftigkeit, entzieht sich der Künstler jeder Kritik. Denn er weiß zuinnerst längst: die Linke hat keinen Humor, und sie kennt keine Menschlichkeit und Größe der Toleranz. Wer alles politisch bedeutsam sieht, kann nämlich nichts mehr großmütig tolerieren, relativieren!

(In einer Diskussion mit Wiener Kulturpolitikern vor großem Auditorium war demgemäß die Stellungnahme des Kultursprechers der Grünen die einzige, die klar politisch-inhaltliche Forderungen an die Vergabe von Fördergeldern knüpfte. Und sich gegen die grotesk schwachen Figuren der übrigen Parteien durchsetzte, und die anwesenden Dutzenden Künstler völlig überrumpelte!)

Deshalb vermeiden es viele sogar, ernsthafte Reflexionen anzustellen. Denn das Denkergebnis - das gefühlte Wirklichkeitsrezeption ja im tiefsten Gewissen längst kennt - würde eine Gewissenslast ergeben, die zu tragen man sich außerstande fühlt, weil die Rezeption einen in so starke Widersprüche zur Mitwelt stellt.

Dabei läßt der Trash zwar lachen, er "hat Witz", aber er unterscheidet sich fundamental vom Humor, der er nämlich nicht ist! Er kennt nicht dessen Herz, dessen Wärme und Güte - das sind nämlich seine Grundlagen. Humor befreit, macht glücklich. Das Lachen des Trash ist aber kalt, nicht selten gnadenlos, wenn nicht entladene Verzweiflung. Trash überwindet nicht - Trash demoliert. Er macht alles nieder, und "befreit" somit durch Zertrümmerung. Wer den anderen tötet, wird freilich mit ihm nie mehr ein Problem haben ... So glaubt man's zumindest.

Während aber der Trash als scheinbare Komik in Film, Theater und Literatur zunimmt, fehlt immer mehr herzerfrischender, befreiender, absichtsloser, sanfter (oder von mir aus: deftiger) Humor, fehlt liebenswürdiges Schmunzeln, herzliches Lachen, beglückender Charme. Ja, nur der Humor kennt Poesie! Und er verlangt eine entsprechende Rezeption: der Milde, der Güte.

Nicht so im Trash - ein Wort, das man fast ausspuckt, wenn man es sagt. Man hat sogar das Gefühl, gar nicht mehr zu wissen, was guter Humor denn sei ... gäbe es nicht Konserven von Loriot oder Curt Goetz etcetera. Der sechzig Jahre alten Forderung des letzteren kann ich nur höchste Aktualität konzedieren: wenn er sagt, daß die Menschen nichts so sehr suchten als herzlichen Humor, als herzliches, menschlich warmes Lachen. Ja, danach sehnten sie sich geradezu!

Es ist also ein Mißverständnis, dem der Humor heute meist bedrückend konsequent unterliegt. Wirklicher Humor verlangt eben Herzensqualität - für Trash reicht sogar ein bösartiger Einfall. Der Humor liebt seine Menschen - der Trash führt sie vor.

Wer sich dem Trash ergibt, was der Flucht in einen Rausch gleichkommt, weicht jeder ernsthaften künstlerischen Arbeit aus. Er wird zum tragischen Symptom - nicht aber zum Überwinder - der Unfreiheit der Gegenwart.




*180709*