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Freitag, 10. Juli 2009

Heilig, weil wir selbst

"Zuletzt ist nichts heilig als die Integrität des eigenen Geistes." So schreibt Ralph W. Emerson in einem Essay, der ein einziger Aufruf an den Einzelnen ist, sich mannhaft auf den eigenen Geist zu berufen.

Sind wir Geschöpfe Gottes, so tragen wir in uns auch seine Natur, analog, abbildhaft. Dann ist ein Hervortreten unserer wahrhaftigen, wahren Natur auch ein Sichtbarwerden weil Selbsterzählen Gottes. Dann ist alle Nachahmung Tod, ist alles nachplappern Feigheit, so sehr die Umgebung sich sofort und unmittelbar gegen alles stellt, was da mannhaft und eigen ist. "Wer da Mann sein will muß Dissident sein."

Und da solle man sich nicht täuschen, denn die Konventionalität hat nie ein konkretes Gesicht behalten - und in dem oder jenem bestanden. Jedes Tun war zumindest einmal originales Genie. Konventionalität war immer strukturell, und fußt in Angst vor dem tiefen eigenen Impuls. Da kann auch "Rebellion" zum lächerlichen Abklatsch werden!

Vielleicht besteht anderseits diese Angst aber auch zu recht. Nämlich dort, wo nicht zwischen aktualistischem "Irgendwie" und dem leisen Stimmchen der innersten, meist gequälten, verschütteten Natur unterschieden wird, denn nicht "jeder" faktische Impuls ist eine Äußerung unserer geglückten Natur, schon gar, je älter wir werden - und so wird das Hören beeinträchtigt von der Angst des Irrtums: Vor dieser (ursprünglich kindhaften, dem Kinde eigenen) Stimme der Natur, die so mancher ideologischen, utopischen Forderung so offen widerspricht.

Weshalb sich Dummheit, als Äußerung der Bosheit, immer massiv an das Kind wendet und es zu beeinflussen sucht. Denn in jedem Kind wird anfänglich die Stimme Gottes erneut und neu hörbar.

Fast alles, was sich heute als "Unkonventionalität" ausgibt, ist nichts als plumpe Nachäffung einer erstarrten Wahrnehmung, entstanden aus Angst vor dem wirklichen Selbstsein. Denn da würden in einem ganz andere Gegenwinde aufstehen.

Kind Gottes sein aber heißt genau darauf vertrauen zu dürfen, daß jeder Mensch in einer ganz eigenen Sicht, aus ganz eigenem Blickwinkel sieht, weil wir aus einem unendlichen "Mosaik" der Gedanken Gottes kommen. Wer also wahrhaftig ist - tugendhaft - der kann auch gewiß sein. Daß jeder in diesem Blickwinkel auch das Licht Gottes, des Seins, je eigen erhalten hat und erhält, seinem Auftrag gemäß.

Wir sind heilig in dem Maß, in dem wir dieses Unwiederholbare in uns Gestalt werden wie nehmen lassen.




*100709*