Meine Leser kennen den Spruch: Die Linke schafft sich ihre behaupteten Gegner selber. Das hat damit zu tun, daß ihre Analysen nie faktenbezogene Analysen waren und sind, sondern politisch motivierte Behauptungen, mit denen die Mitwelt bewegt, vorwiegend über die wahren Absichten aber getäuscht werden soll.
So geht es einem mit der Behauptung, daß "alles Leben politisch" sei. Denn das ist es mitnichten, weil politisch zu handeln - will sich der Begriff nicht ad absurdum führen - immer das klare, willentliche Handeln des sich politisch bewußt betätigenden Menschen bedeutet.
Dennoch steht die Forderung, auch die Kunst, im besonderen: das Theater, sei politisch an sich, und deshalb bewußt politisch zu halten. Und finden genug Leichtgläubige, die ihre Rezeption davon vergiften lassen.
Das führt zu einer Situation, daß einerseits kaum noch Theater zu finden ist, wo nicht Poesie durch politische Aussage ersetzt wird. Noch schlimmer aber ist es, erleben zu müssen, daß die poetische Schöpfung sofort politisch umgedeutet und -gebrochen wird! Das hat längst zu einer Immanentisierung geführt, die das Schaffen unfrei gemacht haben, weil sie einen neurotischen Prozeß darüber gelegt haben - den die Linke, hämisch grinsend, als politische Dimension aller Kunst erklärt.
Nein, es ist nicht alles politisch, und wenn der Poet die Figuren ihr Spiel treiben läßt, so soll es ihn einen Scheißdreck interessieren, ob andere darin (gesellschafts)politisch unerwünschte Aussagen erblicken, weil sie es nie ehrlich mit den Menschen meinen - sondern sie für zu manipulierende Funktionen in einem Spiel um reale (humorlose) Macht halten.
Es ist eben nicht alles politisch. Weil das Leben mehr ist als ein Spiel von Interessen, mehr ist als eine Mechanik der Evolution, mehr ist als ein Kampf um Macht.
Es ist eine Blüte der Schönheit, ein absichtsloses Spiel der Freude, ein Fest. Und Kunst ist Ausdruck der Liebe zu diesem Glück.
*180709*