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Freitag, 17. Juli 2009

Kranke Künstler - kreative Schizoide

Nun hat man also endlich auch in der DNA verblüffende Parallelen bei bestimmten Merkmalen bei einerseits Schizophrenen, andererseits bei Menschen mit anerkannt künstlerischen (kreativen) Leistungen (veröffentliche Bücher oder ähnliches) festgestellt.

Bei den einen aber scheint dieselbe Konstellation eine Geisteskrankheit auszulösen, bei den anderen nicht. Nun beginnt das Rätselraten, warum.

Aber mitnichten soll hier um Verständnis für manche Sonderlichkeit einer Künstlerbranche geworben werden. Mitnichten.

Wie oft habe ich (auch hier) ja schon darauf hingewiesen, daß die Psychosymptomatik bei Pathologien und künstlerischen Veranlagungen nahezu ident ist. Das Problem dabei ist, daß dies heute zu verheerenden Fehleinschätzungen und Identitätsverbildungen führt, weil die seelischen Symptome kein zuverlässiges Erkennungsmerkmal liefern, Kriterien der Form aber aufgelöst sind: Denn heute gilt psychische Auffälligkeit, Pathologie, nahezu bereits als Auslösereiz für hysterische "Förderung von Sonderbegabung," wird Künstlertum wie eine errungene Leistungsmedaille in die Vitrine gestellt.

Sehr oft, ja allzu oft hat man es in einem Zeitalter technizistischer Verbürokratisierung - vorwiegend über identitätsbildendes Umbrechen in "Ausbildungen" und Akademien, als wäre Künstlertum sui generis eine ausbildbare Identität - nicht mit künstlerischen Berufungen (Talent alleine ist noch nicht einmal genug: es gibt auch talentierte Nicht-Künstler), sondern mit seelischen Pathologien oder schlichten Charakterdefekten (die auszuleben das künstlerische Gebiet ja viel Freiraum bietet) zu tun. Mit "Absolventen" die perfekt gelernt haben, künstlerische Berufsfelder zu simulieren - anstelle von Künstlern.

Und wenn, wie heute, das Geheimnis der Kreativität nicht Freiheit (was mit Wahrheit zu tun hat) sondern Entschränkung heißen soll, dann verschwimmt eben wirklich jede Unterscheidbarkeit von Pathologie und künstlerischem Genie, ist letzteres lediglich eine graduelle Pathologie, die sich noch im Rahmen gewisser Sozialisierung bewegt.

Kunst wird zur Krankheit - und das Kranke wird zur Kunst stilisiert. Nur weil beides Desintegration bedeutet.




*170709*