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Sonntag, 15. Dezember 2013

Anders gedacht

Der Dualismus von Subjekt und Objekt, schreibt Oscar Ewald in "Gründe und Abgründe", wird nur durch die spezifische Individualität gesetzt. 

"Auch Persönlichkeit und Weltall stehen einander gegenüber, aber im Grund sind sie identisch.* Sie bilden eine innere Einheit, wogegen, wogegen empirisches Subjekt und empirisches Objekt in unversöhnlicher Zweiheit auseinandertreten. Vom Standpunkte der Persönlichkeit existiert kein Einzelding mehr; da existiert bloß das All. Um ein besonderes, bestimmtes Objekt zu erfassen, muß man selber ein besonderes, bestimmtes Subjekt, man muß Individualität sein. 

In der Individualität fixiert sich daher gleichsam die Erscheinungswelt. Dies wird auch durch die folgende Erwägung bekräftigt. Die Erscheinung ist Vielheit. Die Persönlichkeit ist eine absolute Einheit. Es gibt, bei aller Verschiedenheit der Menschen, bloß eine Persönlichkeit, wie es bloß ein Universum gibt. Die Verschiedenheit bezieht sich lediglich auf die Individualität. In ihr ist das Prinzip der erscheinenden Wirklichkeit, das principium individuationis, enthalten.

Ich erinnere an dasjenige, was ich [...] über das Wesen des Seins schreib. Es gibt ein Sein bloß in Einheit. Das geteilte Sein ist kein Sein, sondern ein Haben. Von einem transzendenten UND einem immanenten Sein zu sprechen, ist ein Irrtum, denn es gibt kein Füreinandersein, es gibt gar kein anderes Sein als ein Ansichsein. Alles andere ist ein Haben."



*Es sei angeraten, diese Aussagen vor dem Hintergrund des Wesens des Seins zu lesen, denn es kann natürlich nur ein Sein "an sich" geben, an dem alles Seiende (als Seinsträger) teilhat. TEILhat. Falsch, das heißt reduziert verwendet, könnte dieser Satz zum Pantheismus umgedeutet werden. Ewald verwendet - als "anarchischer Denker" - Begriffe, die er neu denkt um sie in ihrer Tiefe auszuloten, was ja den Gewinn seiner Schriften macht, schon mal etwas unsauber, und das hat manche Gefahr, am Ende zu falschen Schlüssen zu kommen, weil man tatsächlich Äpfel mit Birnen vermengt, um einen Obstsalat anzurichten. Aber es soll manch wertvolles "Dahinter" seiner originellen Gedanken nicht schmälern.

Denn Ewald spricht hier etwas sehr Wesentliches an: Den Zusammenhang zwischen der Welterkenntnis und der Persönlichkeit als strikte Individualität. Erkenntnis als personaler und entscheidender Akt! Der die Schöpfung in den Geist hineinholt.

Denn was die Dinge "macht", ist ihre Beziehung zum Angrenzenden, zur Welt, in der alles mit allem zusammenhängt. Diese Beziehungen zu tragen und damit zu erkennen, die Dinge in das Ganze zu heben, sie gewissermaßen aus ihrer puren Materialität "zu erlösen", ist eine Angelegenheit der Persönlichkeit, und diese wiederum eine der Teilhabe.

Daß heute die Dinge, damit die Welt selbst, die es nur als Welt der Gestalten gibt, regelrecht verschwinden, zum Verschwinden gebracht werden, hängt DIREKT mit dem Schwinden der Persönlichkeitskräfte (die tödliche Wunde unserer Gegenwart!) zusammen. Über die Ursache-Wirkungszusammenhänge a. a. O.




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