Dieses Blog durchsuchen

Freitag, 13. Dezember 2013

Königsmacht durch Geduld. Und Bürgergeld (2)

 Teil 2) König und Bürger - eine Zweckehe




Über die Verlagerung des Wirtschaftens auf Geld erlangten die Städte aber rasch mehr (reale) Macht als der sie umgebende Adel. Die Wirtschaftsmethoden der Landherren waren ja nur auf Eigenversorgung - eben dem alten römischen, von der Kirche übernommenen Prinzip der Domänen folgend - und Naturalwirtschaft ausgerichtet. Die Städte zogen aber die Bauern an, denn sie brauchten landwirtschaftliche Produkte, die sie mit Geld bezahlten. Damit begannen sie nach und nach, die Macht der adeligen, ritterlichen Landbesitzer zu untergraben, denn die Bauern lieferten nach wie vor ihre Abgaben an ihre Herren in Naturalien, veränderten aber ihre Art zu produzieren, produzierten erstmals über den Eigenbedarf inaus. Denn was sie da erwirtschafteten blieb ihnen auch, in barem Geld. Viele kauften sich sogar von ihren Landesherren frei. Deren Wirtschaftskraft auf diese Weise sank und sank, und zwar so beträchtlich, daß schon im 13. und 14. Jhd. der Großteil der Ritter und kleineren Landbesitzer ruiniert war.

Erstmals hatten die Könige damit wieder das, was Schmiermittel realer Macht ist - eine Finanzwirtschaft. Denn endlich wieder ergaben sich Möglichkeiten, Steuern in Geld einzuheben, etwa über Zölle, Privilegien, oder Gerichtsbußen. Während der (alte) Adel wirtschaftlich mehr und mehr geschwächt wurde, hatte der König etwas, das die Städte dringend wollten und gut bezahlten: Formale Rechte - Legitimation. Freiheitsrechte. Vorrechte. Würdentitel. Ja, in den Bürgerschichten erwuchsen der königlichen Verwaltung sogar erstmals wieder gebildete Schichten, aus denen Beamte für die Verwaltung rekrutiert werden konnten. In denen sogar die politische Abhängigkeit von der Kirche verwich. Das Blatt wendete sich sogar hier.

Genau diese Wege beschritten also die französischen Könige im 12. Jhd. Und holten sich so auch die reale Macht zurück, über das Geld, über seine neuen Verbündeten, die Bürger und Kaufleute, bis kein König in Europa so absolute Macht - die der formal nie angetasteten Macht nämlich dann nur entsprach! - in Händen hatte, wie der König von Frankreich. Der bei der Bevölkerung in einem Ansehen stand, das der Stellung des Papstes verglichen werden kann. Es ging so weit, daß dem König, dem Mittler zu Gott, auch heilende Kräfte zugesprochen wurden. Ein Mythos, der sich bis zu Ludwig XVI. in regelmäßigen Heilungszeremonien auslebte, und bis ins 19. Jhd. fortbestand.

Das französische Königreich aber stand ab dem 16. Jhd. in einer Kraft und Blüte da, in der Frankreich still und leise, über Umwege und Geduld, zur Weltmacht geworden war.




***