Das Dorotheum (eine Pfandleihanstalt, und aus dieser Natur heraus ein Auktionshaus, in Österreich DAS Auktionshaus) meldet Rekordumsätze. Sowohl in Mengen, wie in Preishöhen.
Die Menschen suchen Werte, nennen wir es beim Namen. Und es wäre diffamierend, das auf die "Schnödheit" des Geldes zurückzuführen. Geld, als Begriff, führt sich etymologisch auf "Gold" zurück. Ein historisch gewachsener Begriff. Noch im Lateinischen ist "Geld" mit "Vieh" zu übersetzen, und das ist nur der Anfang der Wurzelsuche im Indogermanischen, dem die romanischen Sprachen genauso angehören, wie das Deutsche. "Vieh" - "vechu" (got.) - "pecus" - pekuniär. Das kommt einem doch bekannt vor?
Und wie sieht es mit Geld und Gold aus? Gold hat seinen sakralen Wert aus einer eminent metyphysischen Deutung, die auf die Schattengleichheit von Gold mit der Sonne zurückgeht. Da sind Analogien, bedeutende Analogien! Denn aus der Abstraktion Gold (Geld) "wird alles". Wie aus dem Licht.
Es ist das Licht, das alles entstehen ließ, da braucht es keine Mythen, da genügt der prüfende Blick auf die Quantenphysik. Denn was immer atomare Substanz annimmt, ist eine Resonanz auf das Licht, ein Mitschwingen in bestimmten Frequenzbereichen sozusagen. In gewisser Hinsicht ist also alles, was ist, die Welt, die eine Welt der Dinge ist, eine sequentielle Spiegelung des Lichts.
Es ist das Licht, das den Weltenraum, das Weltall schafft, konkret, nicht mythologisch verklärt oder idealistisch verbrämt, und doch als Geheimnis. Nichts aber ohne nichts. Kein Raum ohne Licht. Kein Ding ohne Licht. Kein Raum ohne Ding. Keine Welt ohne Licht. Kein Licht ohne Sinn, ohne Wort, umfaßt und bewegt und durchstaltet von Geist.
In der Suche nach Geld liegt also zutiefst etwas anders begraben als bloßes Laster, Gier, Habsucht. So, wie in der Habsucht sich eine irregeleitete Sehnsucht nach dem Ursprung, dem Ewigen ausdrückt. Wer ehrgeizig nach Reichtum sucht, nach Sicherheit, nach Geld, verrät damit eine Menge Dinge über sein tiefstes Innenleben, das nur diese Form findet. Was sich in der Legende des Königs Krösus - alles, was er berührte, wurde zu Gold, weshalb er verhungerte - ausgezeichnet erzählt.
Das könnte auch das Großartige an dieser Zeit sein, in der alle materiellen Werte zu zerfließen scheinen, deren Initiatoren Monat für Monat zu neuen Zielen gehetzt werden. Gold*, Getreide, Grundstücke, Häuser, Kunstwerke ... alle geplagt von der Frage: Was hat überzeitlichen Wert? Was hat deshalb überhaupt "Wert"? Was zerrinnt nicht durch Konjunkturen und mathematische Wohlstandsparameter?
Das Ewige. Der Ursprung. Den zu suchen ist der wahre Hintergrund der Wertsuche der Gegenwart. Der Fanatiker, die meinen, im Gold wäre das Heil genauso, wie jener, die im mehr "humanen" Bereich meine, ein um 120 Mio. Euro erstandener Picasso, oder ein um 1,2 Mio in Wien erstandener Waldmüller, oder eine um 120 Euro erstandene Tabatiere, oder ein Mindestlohn wäre die Lösung ihrer Wertprobleme.
Bedauern wir sie? Bewundern wir sie? Nehmen wir sie, wie sie sind. Registrieren wir nur, daß diese Suche nach "Wert", die mit materiellen Werten scheinbar nicht zu stillen ist (am allerwenigsten bei Fanatikern, deren Ängste täglich steigen müssen), sich so handfest und immer wieder neu äußert. Ist es da nicht der Aufmerksamkeit wert, daß sich diese Suche nach Werten jedes Jahr zu Weihnachten neu belebt? Ist es nicht Zeichen der Liebe, seinen Liebsten ein Geschenk zu suchen, dessen Wert BLEIBT? Kann man da denn nicht anders als wünschen, daß diese Suche von Erfolg gekrönt wird? Um UNSERETWILLEN.
*Daß Gold im Mittelalter überhaupt wieder nach Europa kam, hat einen interessanten Grund: Es war im Orient BILLIG. Dort war man damit also freigiebig gegen Waren. Während man es in Europa deutlich höher schätzte, wo es seltener war. Der reale Grund für die Einführung von Goldmünzen war also ... Spekulation. Gold braucht nämlich genau das: Differenzierte kulturelle Wertschätzung. Einen "absoluten" Wert findet es höchstens in der Religion, im Kult. In einer a-religiösen globalisieten Welt (auch: Werteglobalisierung) muß also Gold enorm im Wert fallen, vermutlich: auf bloßen Zweck, wo es nur noch subjektives Schmuckbedürfnis, in seiner Verquickung mit metaphysisch-religiösem Tiefengehalt, hält. Kein Elender, Geistloser aber wird je Gold an sich wertschätzen. Während es dem Geistvollen nur Symbol bleibt.
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