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Sonntag, 22. Dezember 2013

Folgen der Auflösung in Funktionalität

Über den gesamten Gang der Naturerscheinungen, faßt Hans André in seinem bemerkenswerten Buch "Vom Sinnenreich des Lebens" zusammen, läßt sich in Anbindung an die Sichtweisen von Alters her feststellen, daß das Wirkbild auch in der anorganischen Natur seiner Morphologie entspricht. Strukturbild und Wirkbild  sind innerlich so verbunden, daß sie im Sinne der aristotelischen Monade als "Ausstrahlungszentrum" eine Zweieinheit von Gestalt und verbundenem Bewegungsrhythmus darstellen. Das führt direkt zu kulturanalytischen Rückschlüssen. Denn:

Wenn die Bildsubstanz des Bewußtseins schwindet, und im Zeiterlebnis nicht mehr "Dauer" spürbar, im geschichtlichen Geschehen nicht mehr "Gefüge" faßbar werden, wohnt im Geschehen in seiner Einbuße am Rückhalt auch kein echtes "Zeitigen" mehr und löst sich alles in Proportionslosigkeiten auf. 

Durch den Entzug des Ewigen kann die Zeitlichkeit überhaupt erst als Abgrund sich öffnen und der Bau der Hoffnung stürzt in sich zusammen.

Deshalb ist es aber auch kein zwanghaftes Geschehen, wie Oswald Spengler es darstellt, kein unentrinnbares Schicksal, wenn sich, wie er meint, der Untergang des Abendlandes deshalb nicht aufhalten läßt, weil sich ein unüberwindlicher Gegensatz zwischen der starren Formalistik der Antike ("euklidisch") und der gestaltlos verfallenden abendländischen ("faustisch") Mathematik gebildet hat. Der zu unheilbarer Landflucht und Großstadtvolksvermassung führt. Spengler behielte dann durchaus recht, wenn man nicht die menschliche Freiheit in ihrer im Akt des Sterbens (des Kreuzes also) nie verlierbaren Anbindung an die drängende, ungenötigt schenkende Macht des Seins selbst sähe. Aus der in freiem Akt (der Liebe) die wirkmächtige Kraft der Form hervorgeht, bzw. in der sie sich findet. Die im Menschen auf Gott hin - und zwar im Maß seines Seins - entgrenzt ist. 

Darin unterliegt er so wie die gesamte lebende Natur dem "Stirb und Werde" - einer unentwegt möglichen Verjüngung (durch "Partialtod"). Er ist also dem Tellurischen nicht einfach ausgeliefert, nicht einfach einem Mechanismus ausgeliefert. Sondern seine Aufgabe zum Selbstsein - jenes Sein, in dem sich alles Irdische in Analogie synthetisiert - ist es gerade, dieses Tellurische (Irdische, auf die Erde Bezogene) in die Sinnfülle und damit das Geheimnis göttlichen Seinsaktes zu überführen, in dem (alleine) alles Seiende gründet.

Diese Verjüngungsmacht nennt Max Scheler beim Namen - die Reue, als jenes Vergehen (als Schwinden), aus dem gefäßhaft noch im höchsten Alter ein neuer "Seinskuß" vorbereitet werden kann, der in der Resonanz des Menschen zur (erneuerten) Gestalt wird. In der Reue ist der Mensch permanent verjüngungsfähig. In der Selbstschenkungsmacht, die im Opfer genauso wie, ja vorgängig zur Selbstent-/übereignung enthalten ist, kann ... der Eigenname erfüllt, alles Mechanistische überwunden werden.



*221213*