Teil 2) Die Sehnsucht nach der Zerstörung
als Taktik der verborgenen Sehnsucht nach dem Leben
Denn wie immer man zu den vorgeblichen Zielen dieser Kämpfer stehen
mag (und die Leser dieses Blog mögen sich erinnern, wie kritisch sich
sein Verfasser gegen die anfängliche "haut den Diktator-"Euphorie
gewandt hat). Sie rühren etwas an, dem der durchschnittliche Europäer
nur noch mit Neid begegnen kann, zu mehr fehlt ihm längst der Mut: Das
wirkliche Leben, das weiß, daß es nur in der Gestalt zu seiner Höhe
kommt. Die deshalb nur aus dem Sterben** erwächst, das zeigt die gesamte
Biologie.
Daß dieses - immer nur individuelle -
Geheimnis des Lebens bereits zur Gefahr der Staaten selbst wurde, sodaß
sich die Innenminister über Gegenmaßnahmen beraten, ist die wirkliche
Aussage dabei. Und da werden die persönlichen Erfahrungen von 50
Österreichern, von 2000 Europäern, eine wirkliche Gefahr.
Fehlt
den Einzelnen einer Gesellschaft (egal in welcher Form und auf welchen
Ebenen) die Sterbens- und damit (!) die Lebenserfahrung, so verliert er
seine Anbindung an den eigentlichen Lebensgrund, der sich - immer alles
umfassend primär wirkmächtig! - prägend als immanente, aber zunehmend
unbewußte Struktur seines gesamten Handelns ausdrückt, um sichtbar zu
werden, und im selben Maß (aus notwendiger Mutlosigkeit heraus, die
Angst vor der Gestalt bedeutet, denn nur Gestalten können leiden, und
alles Leiden ist Leiden an der Gestalt als Beziehungsträger) das bewußte
Verschleiern fordert: Als Tun zum Tode, um als Leben neu wirklich zu
werden, wird diese Forderung zur innerlichsten Axiomatik seines ganzen
Denkens. Die primär ontologisch, nicht psychisch ist.
Weil aber dem Menschen, der das Sterben flüchtet, das Sein fehlt, das sich (vereinfacht gesagt) nicht hereinsenken kann (aber immer will, als Akt), will der wirklichkeitsfremde Mensch in seinem Äußeren sterben, durch Tod
der Umgebung, die auf ihn rückwirken soll. Das ist es, was Freud mit
"Todestrieb" bezeichnete, so muß man ihn deuten. Hinter nahezu allem,
was wir heute als gesellschaftliches Leben erfahren, steckt mittlerweile
diese Sehnsucht nach dem Sterben. Als Wille zum Leben. Weil aber der
Mut zum Tod fehlt, treiben wir die Zerstörung als Systemoptimierung auf
die Spitze, um sie zur "Zustoßung" zu provozieren - um nicht handeln zu müssen. Was immer heute passiert, ist damit als Vorgehensweise der Schwachen entlarvt, die alles "zur Schicksalsmacht und Universalität" überhöhnen und zerstören, um nur ihrem eigenen, individuellen Tod aus dem Weg gehen zu können.***
**Und DESHALB muß Ihnen das Kreuz als Symbol fallen.
Es ist das Grundsymbol der Welt überhaupt, der Knotenpunkt, aus dem
alles west und lebt. Mit Fug und Recht kann deshalb von einer "Kultur
des Todes" (Papst Johannes Paul II.) gesprochen werden. Wobei man die
Mitschuld der (faktischen) Kirche daran, die seit Jahrzehnten Hard- und
Software dazu liefert, nicht hoch genug veranschlagen kann. Denn es
handelt sich hier um ein ontologisches Problem, das eine ontologische,
eine geistig-religiöse, eine gestaltzentrierte, keine
"politisch-ideologisch-moralische" Antwort sucht. Diese Dynamik der
Zerstörung, die auf dem Sockel der Wirklichkeitsflüchter aufruht, der
sich "von unten her" gebildet hat und das kirchenpolitische Geschehen
bestimmt, hat im jetzigen Papst ihren vollendeten Vollender gefunden.
***Deshalb sind alle diese Bedrohungsszenarien, die uns seit Jahrzehnten vorgegaukelt werden und laut nach "Systemänderung", nach Ändern "des Ganzen" schreien, dem man angeglich machtlos gegenübersteht, Schimären des Wunsches danach. Um in die Apparatur der Äußerlichkeit das zu verlegen, wozu die innere Kraft nicht vorhanden ist. Diesen heutigen Generationen - und es betrifft vor allem die Jugend - fehlt tatsächlich ... die Hoffnung, aus der erst Geschichtsmächtigkeit ersprießt. Sie erstrebt deshalb das Ende der Geschichte, die sie als Schrecken der Ohnmacht über das eigene Leben erlebt. Der in Wahrheit der Schrecken vor dem Jüngsten Gericht ist. Mit der Gegenbewegung: irdisches Paradies, "Beseitigung alles Leidens". Die Wut auf alles und alle, die diesen Scheinfrieden der Paralyse des Innersten - die sich als Ausschaltung des Hörens und Sehens zeigt - gefährden, wird immer gewaltiger werden.
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