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Dienstag, 28. Januar 2014

Hier zuerst (2)

 Teil 2) Austreibung der Guten





Aber so teilen sich die Nieten weiterhin und noch ungehemmter die Macht, und wachen eifersüchtig darüber, daß sie ihnen nicht entgleitet, daß das System noch irgendwie weiter besteht, und vor allem: Daß sie niemanden in ihrer Nähe haben, der ihnen schon durch seine Präsenz Gewissensstachel ist. Das beginnt im Kleinsten und Alltäglichsten, in den Liturgieausschüssen der Pfarrgemeinderäte, die noch mehr happy-peppi-Guitarrengejaule installieren, obwohl ohnehin schon jetzt niemand kommt oder gar mitsingt, den Faschingskommittees, oder dem Pfarrkirchenrat, der saft- und kraftlos das Kirchenjubiläum organisiert. Denn das Lebensprinzip der Kirche ist das Allerkleinste, nur dort fließt ihr Blut, aus dem sie lebt, und dort ist ihr Größtes, ihr Schatz. So drückt sich im Großen, wie nun im Weltbild-Desaster, nur noch aus, wo die Kirche nach und nach alle Ihre Institutionen, die so mühsam aufgebaut waren, verliert und aus der Hand gibt.

Weil kein "Guter" mehr nach oben kommt. (Und die Gnade folgt der Natur.) Wer noch einen letzten Rest Vernunft und Anstand bewahrt hat, meidet solche Machtkämpfe, deren Natur ihm so klar ist. Der Kirche sind deshalb die Schichten der Vernünftigen - der Intellektuellen, der Bodenständigen, der Hausverständigen, der Realisten mit klarem Blick für Wirklichkeiten, wie Unternehmer und Handwerker etwa - abhanden gekommen, ja sie hat sie vertrieben. 

So ist es zwar überall. Diese Schichten sind die primären Opfer der gegenwärtigen Gesellschaftsverdunstung, Opfer schon deshalb, weil sie die sind, auf deren Schultern alles ruht. Aber so ist es auch und zuerst in der Kirche, die sich zum faden, schalen, feuer- und salzlosen und vor allem kreuzesscheuen Ramschladen ausgedünnt hat, der Trägheit, Feigheit und Schmarotzertum zum Liebesakt umdeutet. Geist wird in der Kirche regelrecht vertrieben. Dankbar jubelt man lieber jenen zu, die gar verkünden, daß es das ja gar nicht braucht, Hauptsache man schafft noch irgendwelche subjektiven Gefühle und Suhlstätten, die sparen jede Mühe, die Geist, die Denken nämlich bedeuten würde. 

Egal auf welchem gesellschaftlichen Gebiet - die Kirche hat nichts mehr zu sagen. Zu nichts mehr! Als ginge sie das alles nichts an. Als würden im "normalen Leben" andere Gesetze gelten, als die geistigen und ersten Gesetze der Welt, um die sie ja weiß (oder: wissen müßte) wie sonst niemand. 

Man staunt stattdessen nur noch, "was es nicht alles heute gibt". Obwohl NUR und vor allem sie etwas zu sagen HÄTTE. Ganz konkret. In der Wirtschaft. In der Frage der Schulen. In der Wissenschaft. In der Familie. In der Politik. Ja wo denn NICHT, weil doch in allem das Anteil am Sein hat - also IST - die Grundfrage Gott ist?! Ja, das alles sind ja nur deshalb "autonome Dinge" geworden, WEIL sie aufgegeben, aus dem großen Gesamt herausgelöst wurden, und seither taumeln wie ein Kreisel, der irgendwann ausläuft, wenn er die letzte Erinnerung an seinen Ursprung verliert. 

Stattdessen begleitet sie den Verfall nur noch, und vergrößert die allgemeine Verzweiflung, die schon so tief sitzt, in der alles was heute passiert nur noch ein wildes Herumschlagen, ein Suchen nach Halt ist. Den sie aber damit verweigert.

Zuerst. Nicht weil es anderswo so war. Als Täter, als Handelnde, als Mitgestaltende. Es ist die Religion, es ist sogar mehr: es ist der Glaube (!) als Prinzip des Erkennens und damit des Urteilens und Handelns, der einer Gesellschaft den Boden gibt. Nicht umgekehrt.

Selbst Wirtschaftsbetriebe entstehen nicht - nicht dort, wo sie auch bleiben, wo sie Substanz haben - weil man damit simpel Gewinne machen und Geld scheffeln will. Gewinn ist nur ein (und darin freilich: der) Signifikant für das Leben eines Organismus, nicht mehr. Kein Unternehmer hat es je geschafft, ein Unternehmen aufzubauen, das nicht zuerst (!) von einem Sendungsauftrag erfüllt gewesen wäre. Einer sehr abstrakten, gestalterischen Aufgabe sogar, der es von seinen Initiatoren geweiht ist und die auch schlimmste Zeiten und das Blut des Beginnens durchstehen läßt. Wo aber das Leben, die Seele weicht, weichen auch die Gewinne. Keine Funktion, keine Umorganisation, kein Marketingkonzept vermag das noch zu retten. DAMIT weil naturgesetzhaft fällt etwas wieder zurück ins Nichts.





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